zum Hauptinhalt
Fragile Schönheit. Tiere in den Tropen sind besonders anfällig für steigende Temperaturen.

© Keoki Stender, Marinelifephotography.com

Erderwärmung: Die Tropen trifft es zuerst

Bereits in wenigen Jahren könnte es dort zu einem Klimawechsel kommen: Dann herrschen Bedingungen, die sich maßgeblich vom Wetter der Jahre 1860 bis 2005 unterscheiden. Gebiete in höheren Breiten haben etwas mehr Zeit.

Aus der Sicht eines Menschen geht die Erderwärmung extrem langsam vonstatten und ist nicht unmittelbar erfahrbar. Nur mit Statistiken lässt sich zeigen, wie über einen längeren Zeitraum die Temperaturen steigen. Und es bleibt die Frage, inwiefern Abweichungen vom Durchschnitt „natürliche“ Schwankungen sind. In aufwendigen Modellrechnungen haben jetzt Forscher jenen Zeitpunkt ermittelt, an dem das gegenwärtige Klima mit seinen üblichen Variationen definitiv beendet und von einem neuen Klima abgelöst werden wird. Das „Jetzt-Klima“ wird dabei durch Wetterdaten der Jahre 1860 bis 2005 bestimmt.

Wie sie im Fachblatt „Nature“ berichten, ist das Ende der aktuellen Klimaphase maßgeblich durch den zukünftigen Ausstoß an Treibhausgasen bestimmt. In einem Szenario mit konstanten Emissionen werde die oberflächennahe Temperatur im Jahr 2069 signifikant höher liegen als bisher, wobei dieser Wert eine Unsicherheit von 18 Jahren nach oben und unten enthält. Steigen die Emissionen weiter, ist das Jahr des Umschwungs bereits 2047 (mit einer Unsicherheit von 14 Jahren), berichten Camilo Mora und Kollegen von der Universität Hawaii.

Diese Zahlen haben wenig Bedeutung, denn sie sind Durchschnittsangaben für alle Orte der Erde. Interessanter ist, welche Regionen zuerst den Klimawechsel erfahren werden, denn dort sind Anpassungen umso dringlicher. Den Forschern zufolge sind vor allem die äquatornahen Gebiete betroffen, etwa die Karibik, die zentralafrikanische Atlantikküste und die Philippinen. Dort werde der Wendepunkt bereits innerhalb der nächsten zehn Jahre erwartet. Selbstverständlich sind diese Werte mit einigen Unsicherheiten verbunden, doch der allgemeine Trend – in den Tropen früher als in gemäßigten Breiten – dürfte zutreffen.

„Unserer Studie zufolge werden gerade jene Länder zuerst mit den neuen Klimabedingungen konfrontiert, die am wenigsten Kapazitäten haben, etwas dagegen zu tun“, sagt Koautor Ryan Longman laut einer Mitteilung der Universität Hawaii.

Auch die tropischen Ökosysteme werden schnell und hart getroffen. Darauf weist Eric Post von der Pennsylvania State University in einem begleitenden Kommentar hin. Die jahreszeitbedingten Temperaturschwankungen seien dort relativ gering und viele Tiere an einen sehr schmalen Temperaturbereich angepasst. Werde es wärmer, hätten diese Arten größere Schwierigkeiten sich anzupassen als Lebewesen höherer Breiten.

Zur Startseite