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Auch an den Osterfeiertagen kamen Angehörige zur Gedenkstätte in Le Vernet.

© AFP

Update

Germanwings-Copilot Andreas Lubitz: Luftfahrtamt war nicht über Depression informiert

Die Lufthansa hat das Luftfahrtbundesamt nicht über die abgeklungene schwere Depression des Copiloten der Germanwings-Maschine informiert. Die Fluggesellschaft bestreitet, ihre Pflichten zu verletzen.

Nach eigenen Angaben hatte das Luftfahrtbundesamt bis zur Akteneinsicht beim Aeromedical Center (AMC) der Lufthansa am 27. März - und damit nach dem Absturz von Germanwings-Flug 4U9525 - "keinerlei Informationen über die medizinischen Hintergründe" des Copiloten Andreas Lubitz. Darüber hatte zuerst die "Welt am Sonntag" berichtet. Die Lufthansa wollte sich zunächst nicht zu dem Fall nicht äußern und verwies dem Blatt gegenüber auf staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, die vom Unternehmen voll unterstützt würden.

Am Abend jedoch trat die Fluggesellschaft zumindest dem Eindruck entgegen, in Fall Lubitz möglicherweise ihre Pflichten verletzt zu haben. "Lufthansa kommt ihren Informationspflichten gegenüber dem Luftfahrtbundesamt (LBA) nach", teilte das Unternehmen der Agentur Reuters auf Anfrage mit. Ob damit auch Informationen über den Gesundheitszustand ihres Mitarbeiters verbunden waren, ging aus der Meldung nicht hervor.

Copilot Andreas Lubitz hatte den Germanwings-Airbus laut bisherigen Ermittlungsergebnissen am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf bewusst gegen einen Berg in den französischen Alpen gesteuert, um sich das Leben zu nehmen. Dabei kamen er und alle übrigen 149 Menschen an Bord ums Leben. Schnell wurde danach bekannt, dass der 27-Jährige in der Vergangenheit wegen schwerer psychischer Probleme mit Suizidgefahr behandelt worden war.

Laut "WamS" hätten die Lufthansa-Ärzte, die den Piloten in den Jahren von 2009 bis 2014 untersuchten, das Luftfahrtbundesamt darüber informieren müssen. Flugmediziner müssten seit April 2013 bei schweren Krankheiten wie einer Depression den Fall an die Aufsichtsbehörde verweisen. Seitdem habe es noch zwei Tauglichkeitsprüfungen gegeben - und zwar im Sommer 2013 und 2014, schrieb das Blatt. Der Zeitung zufolge gab es in der Lizenz des Copiloten zudem einen sogenannten SIC-Vermerk, der vorschreibt, dass der untersuchende Arzt die lizenzvergebende Behörde kontaktieren muss. Das war aber offenbar nicht geschehen.

Andreas Lubitz soll Neurologen und Psychiater konsultiert haben

Lubitz hatte die Lufthansa bereits im Jahr 2009 als Flugschüler über eine "abgeklungene schwere depressive Episode" informiert. Seit 2009 hätten die Lufthansa-Ärzte in den unternehmenseigenen flugmedizinischen Zentren in Frankfurt am Main und München insgesamt sechs Mal die Tauglichkeit von Lubitz bescheinigt, schreibt die "WamS". 2009 sei zusätzlich zum gewöhnlichen Test auch ein psychiatrisches Gutachten erstellt worden.

Weitere derartige Gutachten seien aber nicht eingeholt worden. Medienberichten zufolge soll Lubitz zuletzt unter anderem Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie konsultiert haben. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte in einer Pressekonferenz nach dem Absturz gesagt, der Copilot sei "100 Prozent flugtauglich ohne Einschränkung" gewesen. (AFP, Reuters)

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