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Zu Grabe getragen. Hamburger Hochschulen fürchten um Studiengänge. Foto: dpa

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Wissen: Hamburgs Uni baut ein Protestcamp Demo gegen Kürzungen – „und dann bleiben wir da“

Hamburgs Hochschulen sind aufgebracht – vom Studenten bis zum Uni-Präsidenten, von der Verwaltungsangestellten bis zur Professorin. Diese Einigkeit sollte am Dienstag alle gemeinsam auf die Straße bringen.

Hamburgs Hochschulen sind aufgebracht – vom Studenten bis zum Uni-Präsidenten, von der Verwaltungsangestellten bis zur Professorin. Diese Einigkeit sollte am Dienstag alle gemeinsam auf die Straße bringen. Zu einer Protestdemonstration gegen Sparpläne des SPD-Senats kamen am Nachmittag nach Polizeiangaben rund 15 000 Teilnehmer. Auslöser ist eine von den Hochschulen gefürchtete Budgetkürzung von 32 Millionen Euro. Sie rechnen mit bis zu zehn Prozent Kürzungen, warnen vor dem Verlust von Studiengängen.

Dazu gebe es keinen Anlass, versicherte Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) gestern: „Dieser Senat nimmt keine Kürzungen vor, sondern sorgt für eine Steigerung des Hochschuletats“. Studierende empfinden das als Beschwichtigungsversuch, es gehe ohnehin gegen die generelle Unterfinanzierung der Hochschulen, sagte eine Sprecherin.

Ziel von zwei Demonstrationszügen war der Rathausplatz in der Innenstadt. Im Rathaus traf sich am späten Nachmittag der Wissenschaftsausschuss zu einer Anhörung der Hochschulpräsidenten. Doch wenige Tage vor der Demo hatte die Bürgerschaft den Rathausplatz zur Bannmeile erklärt. Als die friedliche Menge dann auf den Platz drängte, gab die Polizei nach. Vor dem Ausschuss zog der Präsident der Hochschule für Bildende Künste demonstrativ Jackett und Oberhemd aus und stand mit freiem Oberkörper da. „Ich zeige ihnen mal, wie wir bald als Hochschulen dastehen“, rief er unter Applaus aus den Zuschauerreihen.

Verhindern will die Stadt ein Protestcamp auf dem Marktplatz. Geplant hat es das „Aktionsplenum“ der Uni Hamburg. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, kündigen die Aktivisten an, zwei Tage lang wollen sie zelten und öffentliche Vorlesungen anbieten. „Damit ganz Hamburg sieht, wie wichtig die Hochschulen sind“, erklärte eine Sprecherin. Vorbild seien Protestcamps der empörten Jugend in Madrid und Athen – „obwohl es bei uns im Moment nur um die Bildung geht“. Genehmigt und gebaut wurde das Camp dann am Jungfernstieg. Aktivisten, die Zelte auch vor dem Rathaus aufschlagen wollten, seien mit Pfefferspray attackiert worden.

Das Spar- und Streichszenario, das allen voran Unipräsident Dieter Lenzen zeichnet, hat die Hamburger auch schon vor der Demo mobilisiert. Ein Protestbrief an den Senat haben mittlerweile 840 Wissenschaftler unterzeichnet. Das von der Unileitung errichtete „Büro für ungewöhnliche Maßnahmen“ (BUM) hat eine Kampagne für „Mehr Uni Hamburg“ gestartet. Alle Hamburger sind aufgerufen, im Internet Statements gegen das Sparen bei der Bildung abzugeben. Und gemeinsam mit Studierenden und Professoren organisiert das BUM Lehrveranstaltungen auf öffentlichen Plätzen der Stadt.

A. Burchard; D. Hanisch

A. Burchard; D. Hanisch

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