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Ein Eisberg und Eisschollen in der Arktis.

© picture alliance/dpa

Klimawandel: Eisfläche in der Arktis größer als 2012

Bei der großen Sommerschmelze hat das arktische Eis das Rekordminimum des Vorjahres nicht erreicht. Die Eisfläche ist wieder größer, aber eine Trendwende sehen Forscher darin nicht.

Die Eisfläche im Arktischen Ozean ist in diesem Sommer auf rund fünf Millionen Quadratkilometer abgeschmolzen. Damit ist die Eisfläche am Ende dieses arktischen Sommers deutlich größer als im vergangenen Jahr, als ein historischer Niedrigstand von 3,41 Millionen Quadratkilometern gemessen wurde. Obwohl dieses Jahr keine neue Schreckensmeldung über Eisverlust bringt, sehen Wissenschaftler keine Trendwende.

Trotz der erfreulichen Abweichung nach oben fügen sich die aktuellen Werte nach Ansicht des Meereisphysikers Marcel Nicolaus vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven in den Abwärtstrend der vergangenen zehn Jahre ein, als jeweils weniger Eis vorhanden war als im Zeitraum 1979 bis 2000. „Die jetzigen Zahlen drücken die natürliche Variabilität aus, die wir von Jahr zu Jahr beobachten“, sagt Nicolaus. Er rechnet mit weiteren Jahren geringer sommerlicher Eisausdehnung. Auch Julienne Stroeve vom National Ice and Snow Data Centre (NISDC) an der Universität von Colorado ist überzeugt, dass es sich lediglich um Schwankungen handelt, „die den langfristigen Rückgang der Meereisfläche begleiten“.

Mitte September hat die Meereisfläche stets das geringste Ausmaß. Zwischen 1979 und 2000 waren aber noch durchschnittlich 6,71 Millionen Quadratkilometer des Arktischen Ozeans eisbedeckt. Am 16. September 2012 waren es nach Berechnungen des NISDC aber nur 3,41 Millionen Quadratkilometer, das bisherige Rekordminimum. Jetzt sind es etwa 5,1 Millionen. Zugleich beginnt die Bildung neuen Eises. Im März wird die größte Ausdehnung gemessen, rund 15 Millionen Quadratkilometer. Der größte Teil ist jetzt dünnes, einjähriges Eis. Dickes Mehrjahreseis, das die Sommerschmelze übersteht, ist weitgehend verschwunden.

Die jetzigen Zahlen berechtigten nicht, von einer Umkehr zu sprechen, „sonst hätten wir diese Trendwende schon 2008 gehabt, nachdem wir 2007 ein Minimum erreicht hatten“, meint Nicolaus. Die damals im Herbst gemessene Eisfläche hatte nur ein Ausmaß von 4,17 Millionen Quadratkilometern, dann folgte ein Jahr mit größerer Eisfläche. „Wir sehen eine stärkere Variabilität. Sie nimmt zu, weil wir insgesamt auf einem sehr geringen Niveau sind und einen stärkeren Kontrast zwischen der Eisausdehnung im Winter und im Sommer haben. Aber wir haben auch in diesem Jahr immer noch weniger Eis, als wir jemals hatten, wenn wir die letzten sieben, acht Jahre außer Acht lassen.“

Das im Winter gebildete Eis ist dünner als früher

Im Arktischen Ozean sind jetzt größere Flächen im Sommer eisfrei. Das im Winter gebildete Eis ist dünner. Im Sommer 2012 hatten Stürme dazu beigetragen, dass das Eis schmolz. Dagegen förderten in diesem Sommer Tiefdruckgebiete seine Ausdehnung. Zudem herrschten relativ kühle Bedingungen.

Die Satellitenaufnahmen zeigen zunächst einmal nur die Eisfläche. Die Wissenschaftler interessieren sich aber auch für Dicke und Volumen des Eises. „Wir nehmen an, dass das Volumen abnimmt, auch wenn wir es noch nicht quantifizieren können“, sagt Nicolaus. „Man beobachtet eine Abnahme der Eisdicke. In den 1990ern war die häufigste Eisdicke mehr als zwei Meter, in den vergangenen zwei, drei Jahren haben wir bei ähnlichen Expeditionen festgestellt, dass die häufigste Eisdicke nur noch knapp unter einem Meter lag."

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