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Trockene Äcker wie hier in Brandenburg werden in Zukunft eher die Regel als die Ausnahme sein.

© picture alliance / dpa

Klimawandel: Hitzewellen kommen häufiger

Bislang waren zwei heiße Sommer pro Jahrhundert die Norm. Inzwischen gehen Klimaforscher von zwei Hitzeperioden pro Jahrzehnt aus.

Europa dürfte künftig wesentlich häufiger von Hitzewellen heimgesucht werden. Zu diesem Schluss kommt eine Studie im Fachmagazin „Nature Climate Change“. Rechneten Forscher Anfang des Jahrtausends noch mit zwei besonders heißen Sommern pro Jahrhundert, gehen sie mittlerweile von zwei solchen Ereignissen pro Jahrzehnt aus.

Im letzten Jahrzehnt 0,8 Grad wärmer als in den Neunzigern

Nikolaos Christidis und seine Kollegen vom britischen Wetterdienst Met Office hatten sich eine Studie von 2004 erneut vorgenommen, in der die Wahrscheinlichkeit von sehr heißen Sommern in Europa und der Einfluss des Menschen auf die Hitzewelle 2003 untersucht wurden. Sie fügten aktuelle Temperaturdaten bis zum Jahr 2012 hinzu und ließen ihre Computer erneut Klimamodelle rechnen. Die Resultate beziehen sich auf das Gebiet zwischen dem 30. und 50. Breitengrad sowie zwischen 10 Grad westlicher und 40 Grad östlicher Länge. Darin sind im Wesentlichen Frankreich, Italien und Deutschland enthalten, wo der Extremsommer von 2003 einige zehntausend Menschen das Leben kostete. Darüber hinaus sind Hitzeperioden gefährlich, weil sie – gerade in Verbindung mit Trockenheit – die Waldbrandgefahr erhöhen und Missernten wahrscheinlicher machen. Vor den weltweiten Konsequenzen des Klimawandels warnte der Weltklimarat IPCC zuletzt in seinem Bericht im März.

In der aktuellen Studie vergleichen die Forscher zwei Zeiträume: die Jahre 1990 bis 1999 sowie zwischen 2003 und 2012. Laut der Analyse lag im zweiten Zeitraum die Temperatur in den Monaten Juni bis August um 0,8 Grad über dem Durchschnitt der ersten Periode. Auch die Wahrscheinlichkeit für Extremwerte hat deutlich zugenommen. Besonders heiße Sommer, die mindestens 1,6 Grad wärmer sind als der Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990, hatten in den Neunzigerjahren noch eine Wahrscheinlichkeit von rund zwei Ereignissen pro Jahrhundert. Mittlerweile seien es statistisch gesehen zwei Ereignisse pro Jahrzehnt, sagt Christidis laut einer Mitteilung des Wetterdienstes.

Extremsommer wie 2003 werden häufiger

Die Wahrscheinlichkeit für extreme Hitzewellen wie 2003, die 2,3 Grad über dem Durchschnitt lag, habe dramatisch zugenommen. In den Neunzigern lag sie bei eins zu 1000, im vergangenen Jahrzehnt bei eins zu 100. „Wenn der Ausstoß an Treibhausgasen weitergeht wie bisher, dürften Temperaturen wie 2003 ab den 2030er Jahren praktisch jeden Sommer erreicht werden“, sagt der Studienleiter. Gegen Ende des Jahrhunderts würden solche Sommer sogar als ausgesprochen kühl gelten, fügte Peter Stott, Mitautor der Studie, hinzu.

Die Forscher betonen, dass sich mit den steigenden Sommertemperaturen auch die Wahrnehmung solcher Ereignisse ändere. Man gewöhnt sich daran. Das zeigt sich beim Sommer 2012. Damals wurde der Temperaturrekord von 2003 eingestellt, doch die Aufregung war deutlich geringer. Auch waren die Folgen weniger dramatisch als noch neun Jahre zuvor, schreiben die Autoren. Umso wichtiger sei es, dass sich die Gesellschaft auf heiße Sommer einstellt und Vorsorge trifft. Tatsächlich arbeiten Experten auf vielen Gebieten an entsprechenden Maßnahmen – etwa in den Gesundheitswissenschaften, bei der Wasserversorgung oder in Land- und Forstwirtschaft.

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