zum Hauptinhalt
Spitzenplatz. Die BTU Cottbus gehört bundesweit zu den besten Studienorten für Wirtschaftsingenieurwesen. Foto: dpa

© ZB

Neues Ranking: Die Lehre lahmt an Berliner Unis

Die Berliner Hochschulen glänzen kaum im neuen CHE-Ranking. Vor allem die Studierenden kritisieren die Studienbedingungen. Punkten können die Unis dagegen mit der Forschung.

Berlin ist der bundesweit wohl beliebteste Studienort, wegen des harten Numerus Clausus wird es immer schwerer, in der Hauptstadt einen Studienplatz zu ergattern. Mit der Betreuung durch ihre Professoren sind diejenigen, die es geschafft haben, allerdings meist unzufrieden. Die Studienbedingungen werden im neuen Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), das im wesentlichen auf Urteilen der Studierenden, von Professoren und Drittmittelbilanzen beruht, fast durchweg kritisiert. Zumindest gilt das für die großen Massenfächer der Sozial-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, die in diesem Jahr vom CHE neu bewertet wurden.

Schon vor drei Jahren, als die Fächer das letzte Mal untersucht wurden, schnitten die Berliner Hochschulen in der Lehre nur durchschnittlich ab. Allerdings verzichtet das CHE diesmal darauf, Auf- und Absteiger explizit zu nennen (siehe Kasten). Erfolgreicher sind die Berliner Unis und Fachhochschulen in der Forschung. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick.

Politikwissenschaft

An der FU hat das Fach, angesiedelt am seit den Studentenprotesten der 60er Jahre legendären Otto-Suhr-Institut (OSI), einen sehr guten Ruf bei Professoren. Auch bei den Forschungsgeldern liegt es in der Spitzengruppe. Immerhin im Mittelfeld landet das OSI mit der Studiensituation und der Studierbarkeit und der internationalen Ausrichtung. Zwei Platzierungen an der Spitze erzielt auch die HU-Politikwissenschaft – mit der Internationalität und den Forschungsgeldern. Die Studiensituation ist insgesamt mittelmäßig, die Studierbarkeit wird allerdings als mangelhaft eingestuft. Gar nicht glänzen kann das Fach in Potsdam, mit der Studierbarkeit und den Forschungsgeldern liegt es in der Schlussgruppe, ansonsten im Mittelfeld. Die mit jeweils vier Spitzenplätzen am besten bewerteten Unis sind Konstanz und Mannheim sowie die Jacobs University Bremen.

Soziologie

Die Soziologie ist eine der Stärken der HU, hier gibt es dreimal Bestnoten, für die Methodenausbildung, die internationale Ausrichtung, und bei den Fachkollegen hoch angesehen ist sie auch. Mit der Studiensituation und der Einwerbung von Forschungsmitteln liegt der Fachbereich im Mittelfeld. An der TU wurden nur zwei Kriterien gewertet: Spitze ist der Fachbereich bei den Forschungsgeldern, die Reputation ist mittelmäßig. Ganz düster sieht es wieder für Potsdam aus: Der Ruf ist noch mittelprächtig, in allen anderen Kategorien landet die Uni jedoch in der Schlussgruppe. Bundesweit führend ist die Uni Mannheim mit fünf von sechs Spitzenplätzen im Ranking, viermal ganz vorne liegen Augsburg, die Jacobs University Bremen und die Uni Jena.

Jura

Mäßig ist die Lage an der FU. Die Studierenden finden die Situation insgesamt schlecht, alle anderen Lehr- und Forschungskategorien liegen im Mittelfeld. Auch an der HU vergeben die Studierenden durchschnittliche Noten. Für Spitze halten dagegen die Professoren die HU-Forschungsleistungen, die HU-Juristen werben auch sehr viel Forschungsgeld ein. Schwache Noten erhält erneut Potsdam. Bundesweit führend ist die private Bucerius Law School in Hamburg, von den staatlichen Unis stechen Halle-Wittenberg und Passau heraus. Die Uni Bayreuth, deren Fachbereich durch den Fall Guttenberg bundesweite Aufmerksamkeit erregte, liegt bei der Forschung im Mittelfeld. Die Studierenden loben hier immerhin die Lehre.

Betriebswirtschaftslehre (BWL)

Erneut heißt es für Berlin: Forschung gut, Lehre dagegen mau. Die drei großen Berliner Unis sind Spitze, wenn es ums Einwerben von Drittmitteln in der BWL geht. Die HU-Studierenden rügen dagegen die Studiensituation und die Studierbarkeit des Faches an ihrer Uni als unterdurchschnittlich (an FU und TU fehlten genügend sichere Daten, um die Studiensituation zu bewerten). Positiver sieht es bei den Fachhochschulen aus. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) wird für den Praxisbezug und die internationale Ausrichtung gelobt, letzteres ist auch eine Stärke der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) und der privaten SRH-Hochschule (ehemals Ota-Hochschule). Die HTW-Studierenden stufen ihr Studium insgesamt aber auch nur als mittelmäßig ein. Vorbildlich ist die Viadrina-Uni in Frankfurt/Oder: Sie kommt in allen Lehrkategorien in die Spitzengruppe und ist mit der TU München, der Uni Mannheim und mehreren Privatunis bundesweit führend.

Volkswirtschaftslehre (VWL)

Die Studierenden müssen auch in der VWL Abstriche machen, wenn sie an einer Berliner Uni eingeschrieben sind. Die FU-Studierenden fühlen sich schlecht betreut und bewerten ihre Situation als unterdurchschnittlich. An der HU wird das Studium als mittelmäßig eingestuft. Für die Situation an der TU liegen nicht genügend Daten vor, die internationale Ausrichtung gilt aber als Spitze. Gut sieht es in Berlin wieder bei der Forschung aus: Die Professoren loben die Arbeit ihrer HU-Kollegen, die FU-VWLer veröffentlichen viele international sichtbare Publikationen. Die VWL scheint bundesweit ein Problemfach zu sein: Es gibt keine Uni, die durchweg Spitzenergebnisse vorweisen kann.

Wirtschaftsingenieurwesen

Hier kommt der bundesweite Spitzenreiter aus der Region Berlin-Brandenburg: An der BTU Cottbus loben die Studierenden die Studiensituation, die Studierbarkeit und die Labore – so viele Spitzenwerte haben sonst nur die TUs in Clausthal und Ilmenau. Von der TU Berlin liegen wieder keine Daten vor, die TU-Studierenden hätten insgesamt nur sehr selten die Fragebögen zurückgeschickt, erklärt Sonja Berghoff vom CHE. Ein eindeutiges Bild gibt es von der HTW Berlin: Durchschnitt in allen Kategorien. Die Studierenden der Berliner Beuth-Hochschule sind unzufrieden: Sie vergeben schlechte Noten für die Studiensituation, die Labore und den Praxisbezug. Punkten kann die Hochschule allein mit der internationalen Ausrichtung.

Kommunikationswissenschaft

Die Studierenden an der Universität der Künste (UdK) sehen ihre Situation kritisch: Bewerten sie die Studierbarkeit und den Berufsbezug insgesamt noch als mittelmäßig, bekommt die Studiensituation insgesamt schlechte Noten. Unklar ist das Bild an der FU: Mit den Forschungsgeldern liegt sie in der Spitzengruppe, mit der internationalen Ausrichtung im Mittelfeld, die Urteile der Studierenden wurden jedoch nicht gewertet. Mit je drei Spitzenplätzen liegen unter anderem die Unis in Bochum, Weimar und Passau bundesweit vorn. Das CHE kritisiert, dass die Medienwissenschaft bundesweit kaum international ausgerichtet ist, keine Uni hat hier einen Spitzenplatz erreicht.

Soziale Arbeit

In diesem Fach werden vor allem an FHs Sozialarbeiter und -pädagogen ausgebildet. Bei Professoren steht der Studiengang an der Hellersdorfer Alice-Salomon-Hochschule (ASH) hoch im Kurs, Erfolge bei der Einwerbung von Forschungsgeld bringen die ASH dort ins Mittelfeld ebenso wie die Evangelische Hochschule in Zehlendorf. An beiden Hochschulen wurde die Einschätzung der Studierenden offenbar mangels Beteiligung nicht gewertet. An der FH Potsdam vergeben die Studierenden für ihre Situation schlechte Noten, in allen anderen Feldern liegt das Fach im Mittelfeld. Bundesweit führend ist die EH Freiburg.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false