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Hoffnung. In Lourdes suchen Pilger Genesung.

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Placebo-Effekte: Scheinmedikamente helfen sogar Kleinkindern – und Haustieren

WUNDERHEILUNGENPatienten mit koronarer Herzkrankheit kann es nach einer Operation zur Erweiterung der verengten Herzkranzgefäße besser gehen, obwohl der Eingriff gar nicht erfolgreich war und die Engpässe in den Herzkranzgefäßen weiter bestehen. Bei anderen Operationen treten ähnliche Phänomene auf.

WUNDERHEILUNGEN

Patienten mit koronarer Herzkrankheit kann es nach einer Operation zur Erweiterung der verengten Herzkranzgefäße besser gehen, obwohl der Eingriff gar nicht erfolgreich war und die Engpässe in den Herzkranzgefäßen weiter bestehen. Bei anderen Operationen treten ähnliche Phänomene auf. Chronische Knieschmerzen bessern sich oft nach einer Scheinoperation. Und ständig wiederkehrende Bauchbeschwerden aufgrund von Verwachsungen können sich zurückbilden, wenn der Chirurg die Bauchdecke nur kurz öffnet, ohne die Verwachsungen zu lösen. „Ich halte auch Wunderheilungen von todkranken Pilgern wie in Lourdes für Extremfälle des Placeboeffektes“, sagt die Hirnforscherin Ulrike Bingel vom Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. Placebos wirken übrigens auch bei Kleinkindern und Tieren.

BRECHWURZ GEGEN ERBRECHEN
Ein Placebo kann den Effekt eines Wirkstoffes sogar umkehren. Brechwurz, vom Arzt als hochwirksames Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen gepriesen, besserte in einer Studie mit zwei Frauen deren Beschwerden und reduzierte ihre Magenkrämpfe. Obwohl Brechwurz eigentlich Krämpfe und Erbrechen auslöst!

GUT FÜRS KNIE

Verschlissene Kniegelenke sollte man in vielen Fällen besser mit Arzneimitteln und Physiotherapie als mit arthroskopischen Eingriffen behandeln. Denn Scheinoperationen führten in Vergleichsstudien zum selben Ergebnis wie Knorpelglättung und Gelenkspülung. Der Effekt kann Jahre anhalten.

VORSICHT BEIPACKZETTEL
Den Beipackzettel zu lesen, ist nicht unbedingt eine gute Idee. Wer sich allzu sehr bei der Lektüre gruselt, wird einige der beschriebenen Nebenwirkungen am eigenen Leib zu spüren bekommen. Grund ist der Noceboeffekt. Wie weit der gehen kann, bewies der 26-jährige Derek Adams. Er wollte sich umbringen, als seine Freundin ihn verlassen hatte, und schluckte alle 29 Pillen auf einmal, die er als Versuchsperson in einem Arzneimitteltest bekommen hatte. Als Adams im Krankenhaus ankam, brach er bewusstlos zusammen. Die Ärzte hatten Mühe, ihn zu stabilisieren, sein Blutdruck war völlig im Keller. Wie die amerikanischen Psychiater um Roy R. Reeves von der Universität von Mississippi im Fachjournal „General Hospital Psychiatry“ berichteten, verschwanden die Symptome erst dann schlagartig, als sich herausstellte, dass der lebensmüde junge Mann ein Placebo genommen hatte.

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