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Porträt aus der Ferne. Das Radiobild der 900 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie BL Lacertae. Da sich das Weltraum-Radioteleskop auf einer stark elliptischen Umlaufbahn befindet, erscheint die abgebildete Struktur ebenfalls stark elliptisch.

© Abb.: J.L.Gomez et al./Astroph.J.

Radioastronomie: Das bislang schärfste Bild in der Astronomie

Auch wenn es nicht danach aussieht - diese Abbildung ist das schärfste, was die Astronomie zu bieten hat. Die Winkelauflösung ist so gut, dass damit eine Zwei-Euro-Münze auf dem Mond auszumachen wäre.

Auf den ersten Blick macht das Bild der Galaxie „BL Lacertae“ nicht viel her. Doch es ist die bisher schärfste Abbildung in der Astronomie. Sie entstand, indem Forscher die Messdaten von insgesamt 15 Radioteleskopen auf der Erde und einer Antenne im Weltraum im Computer miteinander verknüpften. Auf diese Weise erhielten sie ein virtuelles Teleskop mit dem achtfachen Erddurchmesser, teilt das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn (MPIfR) mit. Die Bonner waren mit ihrer 100-Meter-Antenne Effelsberg beteiligt und haben alle gemessenen Signale in einem Spezialrechner (Korrelator) zusammengeführt.

900 Millionen Lichtjahre entfernt

Im Zentrum von BL Lacertae befindet sich ein schwarzes Loch, das Materie verschlingt. Infolgedessen bilden sich in der unmittelbaren Umgebung „Jets“, in denen hochenergetische Teilchen nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden, die wiederum Radiostrahlung erzeugen. Diese wollten die Astronomen genauer untersuchen, um mehr über die Vorgänge in der aktiven Galaxie zu erfahren. Doch sie ist 900 Millionen Lichtjahre entfernt.

Um überhaupt etwas zu erkennen, haben die Forscher erstmals Daten bodengebundener Antennen mit denen des russischen Weltraumteleskops „Spekt-R“ verknüpft. So erreichten sie eine Winkelauflösung von 20 Mikro-Bogensekunden, berichtet das Team um José Gómez im „Astrophysical Journal“. Zum Vergleich: Würde ein optisches Teleskop diese Auflösung schaffen, ließen sich damit Objekte von der Größe einer Zwei-Euro-Münze ausmachen. Auf dem Mond.

Das Zusammenschalten von Radioteleskopen zu einem virtuellen Großgerät wird auch als Interferometrie bezeichnet und ist in diesem Teilgebiet der Astronomie ein etabliertes Verfahren. Nach Angaben des MPIfR lassen sich damit Radiobilder erzeugen, die die Winkelauflösung des Weltraumteleskops "Hubble" im sichtbaren Licht um mehr als das 1000-Fache übertreffen.

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