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Schwere Kette. Michael Seadle, der Vorsitzende des Konzils der Humboldt-Universität mit Sabine Kunst, der neuen Präsidentin der Humboldt-Universität, und dem scheidenden Präsidenten Jan-Hendrik Olbertz.

© Gregor Fischer/dpa/p-a

Stabwechsel an der Humboldt-Universität: Sabine Kunst startet mit "Sweet Dreams" als Präsidentin

Sabine Kunst wird feierlich als Präsidentin der Humboldt-Universität eingeführt. Ihr Vorgänger Jan-Hendrik Olbertz hätte eigentlich noch gerne weiter gemacht.

Die Amtskette der Humboldt-Universität wiegt schwer, stellte der scheidende Präsident Jan-Hendrik Olbertz am Mittwochabend bei der Amtsübergabe im Audimax fest: „Ich muss jetzt vielleicht zum Orthopäden.“ Da hatte Michael Seadle, der Vorsitzende des Konzils, Olbertz die Last bereits abgenommen und sie Sabine Kunst um den Hals gehängt, die sich nichts anmerken ließ.
Die Wahrnehmung, nicht nur Humboldts Kette, sondern auch Humboldts Leitung stelle ihre Präsidenten vor ganz besondere Herausforderungen (wegen der vermeintlichen „Unregierbarkeit“ der Uni), zog sich wie ein roter Faden durch den Festakt. „Nichts und niemand hat Sie im Vorfeld abschrecken können. Und das ist auch gut so“, sagte der Kuratoriumsvorsitzende Rolf Emmermann zu Kunst, als schicke diese sich verwegen an, einen Drachen zu reiten. Und gleichsam beschwörend fügte Emmermann hinzu: „Sie sind unerschrocken und entschlossen.“ Kunst werde nun Präsidentin einer „stolzen, selbstbewussten und gelegentlich sehr eigenwilligen Universität, deren Mitglieder nicht nur abnicken, sondern mitbestimmen wollen“.

Scheidender Präsident Olbertz: "15 Jahre Stillstand in der Zentralverwaltung"

Hiermit hatte Kunsts Vorgänger offenbar ein Problem. Die Uni-Basis ist Olbertz mit seinem Wunsch, den Kanzler einzuführen, nicht gefolgt. Dabei hatte er dies zur Bedingung für eine zweite Amtszeit gemacht. War es vielleicht ein Fehler, alles auf eine Karte zu setzen? Denn eigentlich hätte Olbertz die schwere Amtskette gerne noch weitere fünf Jahre getragen: „Ich bin nicht erleichtert, ich war gerne Präsident“, sagte er. Umso mehr betonte er aber ein weiteres Mal die völlige Unmöglichkeit, die HU unter den bestehenden Umständen zu leiten: „Seit 15 Jahren herrscht Stillstand in der Zentralverwaltung“, erklärte er. Denn so lange verzichte die HU schon auf eine „gesamtübergreifende Verantwortung“. An den Mitarbeitern habe es jedenfalls nicht gelegen, sagte Olbertz und verabschiedete sich namentlich von mehreren. Nach einer kleinen Stichelei gegen die Frauenbeauftragte der HU („Ich bin froh, dass sie bei meinen Gesprächen mit dem Fahrer nicht mit im Auto saß“) trat er winkend unter kräftigem Applaus der Zuhörer ab.

"Gemeinsam vorn - mit welcher Schrittlänge wird sich zeigen"

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller sprach Olbertz ein „großes Dankeschön“ aus – „für das, was Sie für diese Universität und für Berlin erreicht haben“ – und wünschte Kunst „alles Gute und auch viel Spaß“ für ihre „harte und große Aufgabe“, für die sie ja aber bestens präpariert sei.
Kunst nannte drei große Felder, auf denen sie sich betätigen will. Die Studienbedingungen und Serviceleistungen sollten „stetig verbessert“ werden. Die nächsten Erfolge in der Forschung (einen Beitrag zu Berlins Strategie in der nächsten Exzellenzinitiative finden Sie hier) müssten abgesichert werden, wobei es „Rückzugsorte“ für die Grundlagenforschung geben müsse. Die „Governance-Strukturen“ müssten so gestaltet werden, „dass sie komplexen Anforderungen gerecht werden“. „Ich bin mir sicher, dass wir die Universität gemeinsam voranbringen werden. Aber mit welchen Etappenzielen und mit welcher Schrittlänge wird sich zeigen“, sagte Kunst. Zum Abschluss sang das Frauen-Quartett „Gretchens Antwort“ „Sweet Dreams“ von den Eurythmics. - Was Uni-Mitglieder sich jetzt von Sabine Kunst wünschen, lesen Sie hier.

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