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Studierende sitzen vor einem Universitätsgebäude auf Rasenflächen.

© Promo/TU Dresden

Image-Schaden durch Pegida: TU Dresden wirbt bei Ausländern um Vertrauen

Die islamfeindliche Bewegung Pegida hat internationale Wissenschaftler abgeschreckt, klagt der Rektor der Technischen Universität Dresden. Jetzt steuert die Uni gegen, unter anderem mit einem Welcome Center.

Auf dem Altmarkt will der Rektor der Technischen Universität Dresden am Mittwochabend ein Zeichen setzen. Ein internationales Gastmahl soll es dort geben, Rektor Hans Müller-Steinhagen ist mit einem eigenen Tisch dabei. Er will „zeigen, dass wir Menschen aus aller Welt hier in Dresden mit offenen Armen willkommen heißen“. Was eigentlich so selbstverständlich ist, hat einen konkreten Anlass: Pegida.

Die Montags-Demonstrationen der selbst ernannten „patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands“ sind zwar inzwischen auf lokales Querulanten-Maß geschrumpft. Doch unter dem unfreundlichen Nachhall der dort geäußerten Fremdenfeindlichkeit leidet der Wissenschaftsstandort Dresden. Müller-Steinhagen spricht von einer „nachhaltigen Image-Schädigung Dresdens über alle Grenzen hinweg“, die seine Universität zu spüren bekomme. Internationale Wissenschaftler überlegten sich, ob sie in der Stadt willkommen seien und bleiben könnten. Die Bemühungen um einen festen Platz im internationalen Wissenschaftsbetrieb „gestalten sich deutlich schwieriger“, sagt der Rektor.

Zahlen zum Ausmaß der Rufschädigung gibt es nicht

Dass Gastwissenschaftler abgeschreckt werden, bedroht nicht zuletzt den Status der TU als Exzellenzuniversität; 2012 errang sie als erste ostdeutsche Hochschule die Auszeichnung. In den vergangenen Jahren hatte sich die Uni zunehmend internationalisiert. Von 37 000 Studierenden und den 7700 Mitarbeitern auf dem Dresdner Campus kommen heute 5000 aus dem Ausland – und damit ein beträchtlicher Teil der internationalen Community Dresdens. Das Ausmaß der Rufschädigung durch Pegida lässt sich bislang nicht in Zahlen fassen. Über konkrete Fälle von Studierenden oder Wissenschaftlern, die wegen des Klimas in der Stadt lieber weg blieben, ist weder bei der TU noch beim Dresdner Wissenschaftsministerium etwas zu erfahren.

Fatale Situation, wenn Mitarbeiter Angst haben

Doch mögliche Folgen der Rufschädigung durch Pegida treiben auch andere Wissenschaftseinrichtungen um. „Diese Sorgen höre ich in letzter Zeit leider häufiger“, erklärte kürzlich Max-Planck-Präsident Martin Stratmann. „Wenn Mitarbeiter sich angesichts der Entwicklung in Dresden und Leipzig gehemmt in der Stadt bewegen oder gar Angst haben, dann ist das eine fatale Situation.“ Allein am Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe in Dresden arbeiten 170 Wissenschaftler aus 29 Ländern. Insgesamt sind in den sächsischen Max-Planck-Instituten 60 Prozent Ausländer tätig.

Wissenschaftler gehörten zu den Ersten, die sich im Dezember 2014 öffentlich gegen die Pegida-Demonstrationen zusammenschlossen. Gemeinsam mit Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) verfassten Institutsleiter eine Erklärung für Weltoffenheit und Toleranz, die Kultureinrichtungen zogen mit der Aktion „Weltoffenes Dresden“ nach.

Die TU setzt jetzt auf offensive Umarmung. Damit sich die internationalen Wissenschaftler an der Elbe zu Hause fühlen, haben Uni und Stadt ein „Welcome Center“ eingerichtet. Es unterstützt Neuankömmlinge bei der Wohnungssuche, bei Kinderbetreuung oder Behördengängen.

Christine Keilholz

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