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Vogelkunde: Warum können Papageien sprechen?

Ein ausgebüchster Papagei konnte zu seinem Besitzer zurück gebracht werden, weil er dessen Namen aussprechen konnte - und sogar seine Adresse kannte. Wie geht das?

Ein cleveres Kerlchen, dieser Afrikanische Graupapagei. Er war im Mai dieses Jahres in der Nähe von Tokio ausgebüxt, wurde jedoch nach längerem Herumirren in die gute Wohnstube zurückgebracht. „Yosuke Nakamura.“ Der Vogel kannte den Namen seines Besitzers und dessen Adresse.

Hierzulande lernen Wellensittich und Co. vor allem Sätze wie „Du Dummkopf!“ oder „Hau ab, du stinkst!“. Sie tragen ihr Herz auf der Zunge, und wir nutzen ihr soziales Verhalten schamlos aus.

Papageienvögel sind gesellig. Die meisten von ihnen leben mit ihrem Partner in größeren Gruppen und kommunizieren über vielfältige Laute miteinander. Im Gegensatz zu Singvögeln haben sie keine sehr melodischen Stimmen. Während männliche Singvögel schön singen müssen, um Weibchen anzulocken, rufen oder schwatzen Papageienvögel.

Schließt sich ein junger Papagei einer Gruppe an, lernt er ihren Slang, behält aber bestimmte Eigenheiten bei. „So können Papageien einzelne Individuen an ihren Lauten erkennen und gleichzeitig heraushören, zu welcher Gruppe sie gehören“, sagt Gabriel Beckers vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen. Diese Anpassung an die Laute ihrer Artgenossen sei wohl einer der Gründe dafür, dass sie in Gefangenschaft die menschliche Stimme imitieren. Wie aber machen sie das?

Wenn wir singen oder sprechen, erzeugen die Stimmbänder im Kehlkopf durch ihre Schwingungen Töne. Der Stimmkopf der Vögel, die Syrinx, sitzt tiefer. Sie singen aus voller Brust. In der Region, in der sich ihre Luftröhre in zwei Äste aufspaltet, liegen schwingfähige Membranen, deren Spannung durch Muskeln verändert werden kann. Manche Singvögel können ihr Stimmorgan im rechten und linken Ast unabhängig voneinander benutzen und zweistimmig singen.

„Papageien haben ein einfaches Stimmorgan mit weniger Muskelgruppen“, sagt Beckers. „Aber sie besitzen eine außergewöhnlich dicke Zunge.“ So wie der Mensch viele Laute mit Hilfe der Zunge formt, indem er die Zungenspitze oder den Zungensaum zu bestimmten Artikulationsstellen hinführt, bewegen auch Papageienvögel ihre Zunge beim Sprechen. Sie können sich durch einen besonderen Zungenschlag artikulieren und uns deshalb nachplappern. „Wo steckt denn mein Hansi?“ Oder etwas intelligenter: „Yosuke Nakamura.“

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