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Alte Gefäße. Forscher aus Bremerhaven wollen nach Spuren menschlicher Kulturen und antiken Schiffswracks suchen. Foto: dpa

© picture-alliance/ dpa

Wissen: Was die Nordsee einst verschluckte Auf hoher See: Suche nach archäologischen Schätzen

Es gab eine Zeit, da war Helgoland noch keine Insel. Wo sich heute die Nordsee zwischen Deutschland, Dänemark, Großbritannien und den Niederlanden erstreckt, lag vor tausenden von Jahren noch trockenes, von Menschen bewohntes Land.

Es gab eine Zeit, da war Helgoland noch keine Insel. Wo sich heute die Nordsee zwischen Deutschland, Dänemark, Großbritannien und den Niederlanden erstreckt, lag vor tausenden von Jahren noch trockenes, von Menschen bewohntes Land. Erst als die Meeresspiegel mit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10 000 Jahren durch Abschmelzen riesiger Gletscher weltweit stiegen, überflutete die See die Region und bedeckte damit eine potenzielle archäologische Schatzkammer, über die bisher nur wenig bekannt ist. Deutsche Forscher wollen diese Lücke nun schließen und in der sogenannten deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in der Nordsee interessante Stellen erkunden und für künftige Studien kartografisch erfassen.

„Bedrohtes Bodenarchiv Nordsee“ heißt das Pilot-Forschungsprogramm, das vom Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven entwickelt und vor kurzem vom Bundesforschungsministerium bewilligt wurde. Mit den freigegebenen 670 000 Euro will das DSM in den kommenden drei Jahren möglicherweise wertvolle Stellen mit Sonar- und Scangeräten abtasten und gegebenenfalls zusätzlich bei Tauchgängen prüfen.

Ziel sei dabei zunächst nicht die Bergung von Funden, sagt DSM-Direktorin Ursula Warnke. Das wäre teuer, zudem ist die Konservierung der Stücke an der Luft problematisch.

Erst einmal geht es darum, den Bestand von erhaltenswerten Objekten zu erfassen, bevor sie etwa durch den Bau von Offshore-Windparks oder dem Kiesabbau im Meer zerstört werden. Interessiert sind die Nordsee-Archäologen einerseits an Resten menschlicher Siedlungen aus der verschiedenen Epochen der Steinzeit – also einer Phase bis vor 3000 bis 4000 Jahren, als die Nordsee ungefähr ihre heutige Küstenlinien erreichte. Andererseits geht es auch um die Identifizierung historischer Schiffswracks.

Die mehrere tausend Quadratkilometer große AWZ war bislang Niemandsland für die Archäologen. Außerhalb der Zwölf-Meilenzone vor der Küste, wo die Bundesländer und ihre Archäologischen Landesämter zuständig sind, gab es bisher keine Forschung. Denn der Bund, der in der davorliegenden AWZ das Sagen hat, hat keine entsprechende Einrichtung.

Auch Ulf Ickeroth, wissenschaftlicher Leiter des Archäologischen Landesamts Schleswig-Holstein, hofft auf neue Einblicke in die Kulturgeschichte aus der Zeit, als die Nordsee das Land überschwemmte und völlig neue Überlebensstrategien gefragt waren. Wie diese Entwicklung genau ablief, liegt bislang noch weitgehend im Dunkel der Geschichte. AFP

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