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Berlin: 14-jährige Gymnasiastin starb nach Trinkgelage

Polizei bestätigte Tod der Steglitzer Schülerin und ordnete Obduktion an Die Hälfte aller Jugendlichen mit Alkoholvergiftung ist weiblich

Ein 14-jähriges Mädchen wurde am Samstagvormittag in Steglitz im Haus ihrer Eltern tot aufgefunden. Möglicherweise starb sie an den Folgen einer Alkoholvergiftung. Nach Aussage von Bekannten soll die Neuntklässlerin am Abend zuvor bei einer privaten Schülerparty in einem Einfamilienhaus im brandenburgischen Kleinmachnow erhebliche Mengen an Alkohol getrunken haben. Mitschüler berichten, dass das Mädchen noch in der Nacht auf ihrem Facebook-Profil geschrieben hatte: „So betrunken war ich noch nie“. Am nächsten Morgen war sie tot. Die 14-Jährige habe schon häufiger getrunken, heißt es im Freundeskreis.

Die Polizei bestätigte am Dienstag lediglich den Tod des Mädchens. Ob der Alkoholkonsum zum Tod geführt habe, sei noch nicht geklärt. Die Staatsanwaltschaft hat eine Obduktion des Leichnams angeordnet, um die genaue Todesursache festzustellen. Bis die Ergebnisse da sind, kann es noch einige Tage dauern.

Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) zeigte sich bestürzt über den Tod des Mädchens. „Es ist ein sehr tragischer Fall“, sagte er. „Wir sind schon länger intensiv an dem Thema Alkoholmissbrauch dran.“ Seit gut einem Jahr laufe im Bezirk erfolgreich die Aktion „No Sprits for Kids“, bei der Ladenbetreiber sich verpflichten, keinen Alkohol an Jugendliche zu verkaufen. Über 100 Geschäfte seien inzwischen an der Kampagne beteiligt. „Es bleibt ein großes Problem, dass ältere Jugendliche Alkohol kaufen und an Jugendliche weitergeben“, sagte Kopp. „Da sind der Politik die Hände gebunden.“

„Der Alkoholkonsum bei jungen Leuten geht insgesamt seit etwa zwei Jahren zurück, aber die Zahl der Alkoholexzesse steigt“, sagte Inga Bensieck, stellvertretende Leiterin der Fachstelle Suchtprävention in Berlin. Es habe sich in letzter Zeit ein neues Trinkmuster etabliert. Danach sei die Hemmschwelle gesunken, harten Alkohol zu trinken. Kinder und Jugendliche würden immer häufiger hochprozentige Getränke mit süßen Softdrinks mischen. Auffällig sei, dass die Mädchen beim „Komasaufen“ aufgeholt hätten. Die Hälfte aller Jugendlichen, die mit Alkoholvergiftung eingeliefert werden, sei weiblich. Unter den 11- bis 15-jährigen Komatrinkern seien inzwischen sogar mehr Mädchen als Jungs. „Wir beobachten, dass es vielen Mädchen darum geht, zu zeigen, dass sie mit den Jungs mithalten können, ähnlich wie bei der Jugendgewalt.“

Im vergangenen Jahr hat die Berliner Polizei insgesamt 2058 alkoholisierte Kinder und Jugendliche aufgegriffen. 2008 mussten 335 Jugendliche wegen Alkoholvergiftung in Kliniken behandelt werden. Bensieck geht davon aus, dass für 2009 die Zahl ebenso hoch sein wird. 2007 waren es noch 295 Fälle. Die Polizei hatte die Statistik begonnen, nachdem im März 2007 ein 16-Jähriger nach rund 40 Gläsern Tequila ins Koma fiel und starb.

Erst vor zwei Wochen hatte das Brandenburger Gesundheitsministerium vor dem sogenannten „Rauschtrinken“ bei Jugendlichen gewarnt. Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) stellte die Ergebnisse einer anonymen Befragung von 15 000 Zehntklässlern vor. „Es ist uns nicht gelungen, den Trend zum exzessiven Trinken zu brechen“, fasste die Ministerin das Ergebnis zusammen. Jeder dritte 16-jährige Junge greift laut der Studie mindestens einmal pro Woche zur Flasche. Für 56 Prozent der Jungen und 59 Prozent der Mädchen dieses Alters ist mindestens einmal im Monat „Rauschtrinken“ angesagt – also „mehr als fünf Getränke“ am Abend. Auffallend ist, dass der Alkoholkonsum an Gymnasien höher ist als an Förderschulen. Auch die verstorbene 14-Jährige war Gymnasiastin – an einer der angesehensten Schulen der Stadt, dem „Gymnasium Steglitz“.

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