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Die Büros ziehen aus. In diesem Pankower Gebäude sollen ab Dezember 220 Flüchtlinge unterkommen.

© Sara Schurmann

Asylbewerber in Berlin: Auch in Pankow eröffnet bald ein neues Flüchtlingsheim

Nördlich des U-Bahnhofs Vinetastraße in Pankow sollen ab Dezember 220 Flüchtlinge leben. Der Plan für die Sanierung eines Bürohauses steht. Doch viele Anwohner wurden bisher nicht informiert. Wir haben uns vor Ort umgehört.

Noch steht es fast verlassen rum, das Bürohaus mit blaugrauer Fassade und Glastürmchen, aus dem bald ein Flüchtlingsheim werden soll. Nördlich des U-Bahnhofs Vinetastraße, zwischen frisch sanierten Häusern und DDR-Bauten von denen der Kratzputz bröselt, hier, in der Mühlenstraße 33, sollen ab Dezember 220 Flüchtlinge leben. Sie sollen vor allem aus Syrien, Afghanistan, Irak und Iran kommen. Wie die Bezirksstadträtin für Soziales Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) angekündigte, sei bereits eine Bürgerplattform in Pankow-Süd etabliert worden, um die Ankunft der Flüchtlinge vorzubereiten. Engagierte Bürger, Initiativen und Einrichtungen seien willkommen, sich dort zu engagieren. Bald sollen dann auch die Anwohner informiert werden.

Noch weiß niemand vor Ort von der geplanten Umnutzung des Bürogebäudes. Nur noch zwei Einrichtungen sind momentan im Haus, die Computerfirma Nexos zieht im nächsten Monat aus. Das Gebäude soll kernsaniert werden. Das würde ein halbes Jahr ohne Strom und Wasser bedeuten und sei der Hauptgrund für den Auszug, erzählt ein Mitarbeiter der Firma: „Aber wenn im Haus ein Flüchtlingsheim einzieht, wäre es wohl problematisch, Kunden hier zu empfangen.“ Direkt unter dem Dach in der fünften Etage hat die Suchthilfe Pankow eine Stelle. Sie bleibt im Haus, auch während der Umbauarbeiten, bei denen Küchen und Duschen installiert werden. Eine Strom- und Gaskappung seien ihnen nicht bekannt, sagt ein Sprecher.

Viel Verständnis bei Anwohnern

Dass ein Flüchtlingsheim dort einziehen soll, sei für ihn kein Problem, sagt ein Mann, der direkt gegenüber wohnt. „Ein Problem wären eher die Demonstranten, die das wie in Hellersdorf gerade anlockt.“ Auf der gegenüberliegenden Straßeseite befindet sich der Heinz-Knobloch-Platz, ein kleiner Park mit Klettergerüsten, Rutschen und gepflegtem Rasen. Eine junge Mutter spielt hier mit zwei Kleinkindern. Die große Tochter sei gerade in der Schule nebenan. Die Anwohner, viele junge Familien und Rentner, würden das sicher wohlwollend aber vorsichtig beobachten, meint die 31-Jährige. „Aber es gibt auch einige Rechtsradikale hier in der Gegend.“ Sie wohnt seit fünf Jahren in Pankow und macht sich keine Sorgen, dass es in der Schule mit den Flüchtlingskindern Probleme geben könnte. „Das Problem besteht eher, wenn Stadtteile ghettoisiert werden“, sagt sie. Dann hätten deutsche Eltern Angst, dass ihre Kinder in der Minderheit sind und der Lernstandard sinkt.

Eine Rentnerin bringt mit ihrem Rollator die Einkäufe nach Hause. Begeistert ist sie nicht von den Plänen, aber sie hat Verständnis. „Irgendwo müssen die Flüchtlinge ja bleiben“, meint die 71-Jährige. Wie alle anderen will sie ihren Namen nicht nennen.

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