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Der Premierenzug bei der Ankunft im Hauptbahnhof von Breslau/Wroclaw. Seit 30. April besteht die Verbindung zwischen Berlin und der schlesischen Metropole.

© dpa

Ausfall bei der Bahn: Chaos statt Kultur im Zug nach Breslau

Wegen eines kaputten Wagens hatte der Kulturzug von Berlin nach Breslau nur halb so viele Plätze wie sonst. Das gab Gedränge - und lange Taxifahrten.

Das hatte mit Kultur nicht viel zu tun: Statt der versprochenen „bequemen Schienenverbindung“ gab es am Sonnabend chaotische Szenen auf der Fahrt des „Kulturzuges“ der Deutschen Bahn von Berlin nach Breslau. Ab Cottbus musste die Bahn Großraumtaxis einsetzen, um Passagiere transportieren zu können. Wegen eines defekten Triebwagens mussten sich doppelt so viele Fahrgäste wie vorgesehen in den Zug quetschen.

Am Morgen war einer der beiden geplanten Triebwagen ausgefallen. Als das in Lichtenberg gestartete Fahrzeug am Ostkreuz eintraf, „stürmten rund 50 Wartende den bereits völlig überfüllten Zug“, schilderte Passagier Peter-Michael Rulff die Lage. Er hatte sich mit „viel Vorfreude“ aufgemacht, weil das Angebot der Bahn verlockend klang: Sie fährt seit 30. April an den Wochenenden in die europäische Kulturhauptstadt 2016. Nur 19 Euro pro Richtung kostet das Angebot, Lesungen und andere Events an Bord inklusive.

Das Problem soll schnell behoben sein

An Kulturgenuss war allerdings nicht zu denken, denn der fehlende Triebwagen führte dazu, dass es nur 140 Plätze für rund doppelt so viele Fahrgäste gab, wie Bahnsprecherin Antje Wittig auf Anfrage mitteilte. Im Gedränge war kein Durchkommen zum Getränkewagen, und weil die Toiletten nicht reichten, wurden zusätzliche Pausen eingelegt, sodass mehr als eine halbe Stunde Verspätung zusammenkam. Ärgerlich vor allem für jene, die bereits am Abend zurück nach Berlin fahren wollten.

Da für den Sonderzug keine Reservierungen verlangt waren und die Fahrkarten im Zug gekauft werden durften, wusste die Bahn nicht genau, was auf sie zukommen würde. Aber es war klar, dass es in Cottbus weitere Komplikationen geben würde: Dort warteten noch mehr Fahrgäste. Die Bahn reagierte dann, indem sie drei Großraumtaxis für die gut 220 Kilometer lange Fahrt der Cottbuser nach Breslau organisierte.

In Cottbus warteten ebenfalls Passagiere

Ob auch in Forst noch Passagiere zusteigen wollten, ließ sich am Sonnabend nicht klären. Rulff berichtete, dass die Polizei die Türen gesichert habe, damit nicht noch mehr Reisende zusteigen konnten. Dies allerdings konnte die Bahnsprecherin nicht bestätigen: „ Wir haben keine Kenntnis davon, dass in Forst Fahrgäste zurückgeblieben sind. Ich habe dazu mit der Zugbegleiterin telefoniert. In Forst fand ein Personalwechsel statt, vielleicht kam es da zu Verwechslungen“, so Wittig.

"Eine desaströse Organisationsleistung der Deutschen Bahn“

Insgesamt sei das Ganze eine „desaströse Organisationsleistung der Deutschen Bahn“, findet Passagier Rulff, der in Berlin viele Jahre die Vereinigung der berufsbildenden Schulen leitete. Er hatte die Reise nach Breslau für eine Gruppe mit 20 Teilnehmern organisiert.

Da die Sonderverbindung des „Kulturzuges“ nur 19 Euro kostet, wird sie auch von Deutschen und Polen wahrgenommen, die nicht zum Kulturgenuss nach Breslau wollen, sondern aus beruflichen oder anderen privaten Gründen. „Dies hätte die Bahn einplanen müssen“, hieß es am Sonnabend seitens der Passagiere.

Eine gute Nachricht gab es am Nachmittag dann aber doch: „Der Triebwagen ist morgen wieder einsatzbereit“, kündigte die Bahnsprecherin an.  In den vergangenen Wochen sei es ihres Wissens bei den Fahrten des Sonderzuges nach Breslau nicht zu derartigen Störungen gekommen.

Nachtrag: Bei der Rückfahrt aus Breslau brauchte der Kulturzug am Sonntag sechs Stunden wegen einer Streckensperrung.

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