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Hinten der Tower, vorn das Flugzeug der Luftwaffe aus Australien.

© Thilo Rückeis

Berlin-Gatow: Millionen fürs Luftwaffenmuseum - Ausbau geplant

Das Verteidigungsministerium entscheidet diese Woche über den Ausbau des Museums auf dem Flugplatz Gatow. Hier lesen Sie die Pläne.

So mancher Besucher fragt sich das ja schon: „Ist das hier ein Museum oder ein Schrottplatz? “ Einige der Flugzeuge, die hier auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Gatow gleich neben der General-Steinhoff-Kaserne stehen, machen einen ziemlich traurigen Eindruck. Die Farbe blättert ab und die Bespannung beginnt sich zu lösen wie beim Mi-4-Hubschrauber, der gerade zur Sanierung in den Werkstatthangar gerollt wurde. Dort kommen die Restauratoren kaum mit der Arbeit nach.

Nur die Hälfte der Maschinen steht in Hallen

Ein Großteil der Maschinen aus der 60-jährigen Geschichte der Bundesluftwaffe stand bereits zu Mauerzeiten im schleswig-holsteinischen Uetersen im Freien, bevor das Museum nach der Vereinigung nach Berlin verlegt wurde. Hier, tief im Süden des Bezirks Spandau, kamen etliche Flugzeuge aus den Beständen der DDR-NVA dazu. Etwa die Hälfte der rund 120 Flugzeuge hat keinen Platz in den Hallen gefunden – Sturm und Regen, Schnee und vor allem Frost nagen an der Substanz. Wie jetzt werden die Maschinen in jedem Frühjahr gereinigt, auf Schäden überprüft und die am ärgsten betroffenen Exemplare für eine Restaurierung ausgewählt.

Tief im Süden von Spandau: das Museum in Kladow.
Tief im Süden von Spandau: das Museum in Kladow.

© Tsp

Seit 1995 gibt es Museum

Bis heute sind nur das Towergebäude, in dem eine kleine Schau zur Historie des Flugplatzes gezeigt wird, sowie zwei Hallen für Besucher geöffnet. Die Ausstellung zur Geschichte der Militärluftfahrt im Hangar 3 wurde 1995 sehr schnell konzipiert, um das Museum überhaupt eröffnen zu können. Das Provisorium besteht nach 21 Jahren noch immer.

Frühjahrsputz im Museum. Mit dem Hochdruckreiniger.
Frühjahrsputz im Museum. Mit dem Hochdruckreiniger.

© promo/MHM

„Wir leben von Interimslösungen“, sagt Oberstleutnant Ralf-Gunter Leonhardt, der Leiter des Militärhistorischen Museums Gatow, wie es heute heißt. Damit soll jetzt Schluss sein. In der kommenden Woche fällt im Bundesministerium der Verteidigung die Entscheidung, ob die ehrgeizigen Ausbaupläne realisiert werden. Gleich neben dem Museum befindet sich der Sitz des Kommandos der Luftwaffe.

Bis 2019 soll ein Shop und Gastronomie entstehen

Dass etwas geschehen muss, steht außer Frage. Denn auch die Gebäudesubstanz ist marode, muss dringend saniert werden. So soll der Hangar 3 im Oktober geschlossen werden, damit dort bis Mitte 2017 eine neue Interimsausstellung aufgebaut werden kann. Dann wird der Hangar 7, in dem sich derzeit die Ausstellung zur Geschichte der Luftwaffe befindet, geschlossen und als Depot genutzt, während die Sanierung der ersten Hangars beginnt. Parallel dazu soll am Rande des eine Million Quadratmeter großen Areals bis 2019 ein neues Eingangsgebäude mit Museumsshop und Gastronomie entstehen.

Riesig ist es - ein Museum von Weltrang soll's werden

Der gesamte Umbau wird zehn bis 15 Jahre in Anspruch nehmen, schätzt Leonhardt. Dabei wird sich die überdachte Ausstellungsfläche durch Einbeziehung von zwei weiteren Hangars verdoppeln, in der ehemaligen Feuerwache ist zudem ein Museum der militärischen Flughafenfeuerwehren geplant. Die übrigen Hangars einschließlich der beiden derzeit maroden Holzhallen am Ritterfelddamm werden dann als Depots zur Verfügung stehen. Nur noch einige Großflugzeuge müssen dann im Freien stehen. Für sie wird eine Überdachung gesucht, die nicht den Gesamteindruck des denkmalgeschützten Ensembles beeinträchtigt.

Das Museum möchte eine neue Straße

So soll aus dem bisherigen Provisorium ein modernes Museum von Weltrang werden, das in einer Reihe mit entsprechenden Einrichtungen in London, Paris und Washington steht, mit denen man schon heute kooperiert. Und eine weitere Touristenattraktion für Berlin. Leonhardt rechnet damit, dass sich die Zahl von derzeit rund 80.000 Besuchern im Jahr gut verdreifachen wird. Um die angrenzende Wohnsiedlung („Landstadt Gatow“) zu entlasten, soll nach Willen des Museums eine neue, direkte Zufahrt von der Potsdamer Chaussee entstehen – allerdings wird dort ein Landschaftspark geplant.

Das Programm im Jahr 2016

Zur Internationalen Luft- und Raumfahrtaustellung (ILA) in Schönefeld bietet das Museum am ersten Juni-Wochenende Sonderführungen durch die Restaurierungswerkstätten und Depots. Am 14. Juli wird ein weiterer Teil der Sonderschau „Falkenstein zieht in den Krieg – das Jahr 1916“ eröffnet mit einer Aufführung des Theaterstückes „Wellenbrand“ durch das Achsensprung-Kulturprojekt. Auch sonst hat sich das Museum zunehmend kulturellen Höhepunkten geöffnet. Am 11. Juni gibt es ein Symphoniekonzert und im Dezember „Christmas Melodies“. Am 16. Juni steht ein Vortrag über den Jagdflieger Oswald Boelcke auf dem Programm, am 4. Oktober die Finissage der Ausstellung im Hangar 3. Und bevor mit dem Ausbau begonnen werden kann, gibt es am 27. und 28. August noch einmal das traditionelle Flugplatzfest. Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenlos, Kartenbestellung unter info@mhm-gatow.de.

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