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"Hagar - die Fremde" hatte kürzlich in Spandau seine Weltpremiere.

© Kirchenkreis Spandau

Orgelforum mit Musical und hochkarätigen Musikern: Spandau setzt Highlight zum Kirchentag

Das neue Instrument der Lutherkirche ermöglicht neue Wege der Kirchenmusik. „Wir machen Sozialarbeit mit der Orgel“, sagt Initiator Martin Kückes.

Der Neustadt-Kiez ist geprägt von Armut, Arbeitslosigkeit und einem hohen Anteil von Bewohnern mit Migrationshintergrund. Die 1896 eingeweihte Lutherkirche wurde nach 100 Jahren umgebaut, weil sie für die Gemeinde zu groß geworden war, unter anderem wurden neun Wohnungen eingebaut. Dennoch erhielt das Gotteshaus mit seinen noch 200 Plätzen 2015 für rund eine halbe Million Euro eine neue Orgel. 100 000 Euro hatte über zwei Jahrzehnte hinweg ein Förderverein der Gemeinde zusammengetragen. Koordiniert wurde das Projekt von Martin Kückes, der 1996 mit seiner Familie aus dem Rheinland nach Spandau gezogen war. Der Sohn eines Pastors studierte Physik und Kirchenmusik. Während er sein Geld als Physiker verdient, hat er das Orgelspiel zu seinem Hobby gemacht.

Eine Orgel, die tröstet und motiviert

Gemeinsam mit einem katholischen Kollegen hat Kückes den Anforderungskatalog für eine außergewöhnliche Orgel entworfen, mit einem Klang „wie man ihn in den letzten 40 Jahren in Deutschland nicht mehr mit einer Orgel in Verbindung gebracht hat“. Sie kann sehr viel leiser, aber auch sehr viel lauter sein als klassische Modelle und bietet trotz ihrer nur 27 Register weitaus mehr Klangfarben als andere Modelle. Orgelbauer Hugo Mayer aus dem Saarland vervollkommnete ein Instrument, das seine Zuhörer ebenso trösten wie motivieren soll. „Wir machen Sozialarbeit mit der Orgel“, sagt Kückes. Das Instrument gilt als Prototyp einer neuen Orgel-Generation und zieht Experten aus aller Welt an. Gerade hat sich ein Kirchenmusikdirektor aus Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) angesagt,

Martin Kückes mit Kirchenmusikerin Erika Engelhardt vor der Orgel der Lutherkirche.
Martin Kückes mit Kirchenmusikerin Erika Engelhardt vor der Orgel der Lutherkirche.

© During

Zum Evangelischen Kirchentag organisiert Martin Kückes ein dreitägiges Orgelforum als Highlight des Spandauer Beitrags. Im Mittelpunkt steht das eigens zu diesem Anlass entstandene Pop-Musical „Hagar, die Fremde“. Das vom Kirchenmusiker Andreas Willscher vertonte Werk der RTL-Serienautorin Elisabetta Abbondanza hat die Story von Abraham und seinen Söhnen in die Neuzeit übertragen. Grundlage ist die im Islam und im Judentum unterschiedlich erzählte Geschichte von Abraham und seinen Söhnen. Die Magd Hagar ist die Mutter von Ismael und wird verstoßen, als dessen Frau Sara mit Issak ebenfalls einen Sohn zur Welt bringt, erzählt Martin Kückes. Issak gilt als Erzvater der Juden, Ismael als Erzvater der Moslems. Beide Brüder treffen sich bei der Beerdigung ihres Vaters in Hebron wieder, einem bis heute von Konflikten zwischen Juden und Moslems geprägten Ort. Im Musical werden daraus aktuelle Themen wie Flucht und Vertreibung, Leihmutterschaft und scheinbar konträre Verheißungen. Eine Botschaft auch für die Neustadt, sagt Kückes.

Musical wird an drei Tagen aufgeführt

Das Musical, das am 14. Mai seine Premiere erlebte, wird im Rahmen des Kirchentages vom 25. bis 27. Mai jeweils um elf Uhr bei freiem Eintritt in der Lutherkirche am gleichnamigen Platz gezeigt. Zum weiteren Programm des Orgelforums http://www.luthergemeinde-spandau.de/ gehören ein Vortrag über neue Wege bei Orgelmusik und -bau und eine Podiumsdiskussion (Sonnabend ab 16 Uhr) sowie abendliche Orgelkonzerte unter anderem mit der führenden französischen Organistin Marie-Bernadette Dufourcet-Hakim (Donnerstag) und dem Kirchenmusiker und Pianisten Martin Schütz, der schon Stars wie Jennifer Rush und Gloria Gaynor begleitete (Freitag), jeweils um 20 Uhr.

Im Rahmen des Kirchentages öffnet ferner die St. Nikolai-Kirche am Reformationsplatz vom 25. bis 27. Mai ganztags ihre Pforten und bietet eine Vielzahl von Veranstaltungen. Das Kirchenmuseum Spandovia Sacra mit seinem Café ist vom 24. bis zum 28. Mai täglich von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Nachtcafés gibt es vom 25. bis 27. Mai in der Gnadenkirche an der Jaczostraße (19.30 bis 23.45 Uhr) und im Paul-Schneider-Haus der Luther-Gemeinde an der Schönwalder Straße (20 bis 23 Uhr) sowie am 27. Mai auch in der Christophorus-Kirche in Siemensstadt (21 bis 23 Uhr). Zum Abschluss finden am 27. Mai eine Gospelmesse in der Kirche des Evangelischen Johannesstiftes an der Schönwalder Allee (18 Uhr) und Renaissancemusik in St. Nikolai (19 Uhr) statt. Das komplette Angebot finden Sie hier: http://www.spandau-evangelisch.de/page/2167/spandau-beim-deutschen-evangelischen-kirchentag

Beim Kirchentag dabei ist auch die 1995 am Spandauer Kant-Gymnasium gegründete Heavy-Metal-Band „Sanity“. Die Truppe um Florian und Philipp hat sich 2013 neu firmiert und arbeitet zur Zeit an einem neuen, orchestral ausgerichteten Album, dem die apokalyptische Offenbarung des Johannes aus der Bibel zugrunde liegt. Einen Vorgeschmack auf das Werk, das im kommenden Jahr erscheinen soll, gibt es am Sonnabend ab 11 Uhr in der Zwölf-Apostel-Kirche in Schöneberg. Bereits am Freitag begleitet „Sanity“ ab 11 Uhr die Veranstaltung „Zentrum Berlin.Zukunft.Kirche“ auf der Bühne an der Marienkirche am Alexanderplatz.

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