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Die Kinder der Sonnenkita Athene erobern den wiedereröffneten Spielplatz an der Curtiusstraße in Lichterfelde.

© Boris Buchholz

Spielplätze in Steglitz-Zehlendorf: Zu wenig Platz zum Spielen im Bezirk

Immer mehr Menschen wohnen in Steglitz-Zehlendorf, doch die Spielflächen werden nicht mehr. Dadurch steigt das Defizit an Spielplätzen, aktuell fehlen vierzig Prozent. In der letzten Woche wurden drei Spielplätze wiedereröffnet.

Es fehlen 122.022 Quadratmeter Spielplätze in Steglitz-Zehlendorf – trotz der Wiedereröffnung von drei Spielplätzen im April. Laut Kinderspielplatzgesetz müssten in Berlin je Einwohner ein Quadratmeter öffentliche Spielfläche zur Verfügung stehen. In Steglitz-Zehlendorf hätten es für das Jahr 2016 nach Angaben der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz 304.086 Quadratmeter sein sollen; das Defizit liegt bei vierzig Prozent. Dieses Defizit ist im Vergleich zum Vorjahr sogar größer geworden: 2015 war der Bezirk „nur“ zu 39 Prozent mit Spielplätzen unterversorgt.

Der Grund für das wachsende Defizit sind die steigenden Einwohnerzahlen. Am 31. Dezember 2003 lebten in Steglitz-Zehlendorf 285.007 Menschen, im Dezember 2016 waren es knapp 20.000 Einwohner mehr. Doch wuchs das Spielplatzangebot nicht adäquat mit. Je mehr Menschen im Bezirk wohnen, desto größer wird das Defizit.

"Einhundert Prozent werden wir nicht schaffen"

Bei der Eröffnung des komplett erneuerten Spielplatzes Goerzalle Ecke Althoffstraße in der vergangenen Woche sagte Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU): „Einhundert Prozent werden wir sicherlich nicht schaffen.“ Das Ziel, die Maßgabe des Spielplatzgesetzes zu erreichen, sei zu hoch gegriffen. Der Bezirk sei dennoch auf einem guten Weg. „Wenn wir zusätzliches Geld zur Verfügung gestellt bekommen, dann können wir auch guten Gewissens in die Spielplätze investieren“, erklärte Richter-Kotowski. Spielplätze seien zwar „wichtig und wesentlich“, doch habe sich der Bezirk bei knappen Kassen entschieden, vorrangig in die Sanierung der Schulen zu investieren.

Die Sanierung der Spielplätze an der Curtiusstraße 14 und der Goerzallee sei nur möglich gewesen, weil sie aus dem Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt (SIWA) vom Land finanziert worden seien. Etwa 550.000 Euro hat die Neugestaltung beider Spielplätze gekostet. Allein aus Mitteln des Bezirksamts wären beide Bauvorhaben nicht zu stemmen gewesen, meinte die Bezirksbürgermeisterin.

Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU), Baustadträtin Maren Schellenberg (Grüne) und Kinder durchschneiden bei der Eröffnung feierlich das Band - der Spielplatz ist eröffnet.
Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU), Baustadträtin Maren Schellenberg (Grüne) und Kinder durchschneiden bei der Eröffnung feierlich das Band - der Spielplatz Curtiusstraße ist eröffnet.

© Boris Buchholz

Bezirksamt: Defizit kann nur durch zusätzliches Geld vom Senat sinken

Beim erneuerten Spielplatz am Pertisauer Weg in Lichterfelde konnte das Bezirksamt einen anderen Weg gehen: Er wurde von den Auszubildenden des Fachbereichs Grünflächen des Bezirksamts gestaltet und schlug in der Bezirkskasse nur mit 55.000 Euro zu Buche.

Um das Spielflächen-Defizit im Bezirk zu verringern, könne das Bezirksamt nur „immer wieder beim Land einfordern, dass wir Gelder auch für Spielplätze bekommen“, ist sich Baustadträtin Maren Schellenberg (Grüne) mit der Bezirksbürgermeisterin einig. Dringlich wünsche sie sich, dass das Kita- und Spielplatzsanierungsprogramm des Senats weiter fortgeführt werde. Allerdings müsste dann der Bezirk im zweiten Schritt auch „genügend Mittel zugewiesen bekommen, um den Unterhalt bestreiten“ zu können. Hinzu käme, dass viele der Spielplätze im Bezirk renovierungs- und sanierungsbedürftig seien.

Sieben Mitarbeiter für 136 Spielplätze

136 öffentlichen Spielplätze gibt es zur Zeit nach Angaben des Grünflächenamts im Bezirk. Eine „Spielplatzkolonne“ von sieben Mitarbeitern ist für den Erhalt der Plätze zuständig; jede Woche besucht eine Mitarbeiterin jeden Spielplatz und führt eine Sichtkontrolle durch. Alle vier bis sechs Wochen werden die Spielplätze „operativ“ unter die Lupe genommen: Wie sehen die Halterungen an der Schaukel aus? Funktioniert die Wippe? Muss der Sand ausgetauscht werden? Den Müll beseitigt im Sommer im Auftrag des Bezirksamts eine externe Firma, im Winter sind die Mitarbeiter des Grünflächenamts zuständig.

Auf dem Platz: Die Bezirksbürgermeisterin folgt ihrem eigenen Ratschlag, „einfach mal mitzuspielen“.
Auf dem Platz: Die Bezirksbürgermeisterin folgt ihrem eigenen Ratschlag, „einfach mal mitzuspielen“.

© Boris Buchholz

Auf dem neuen Spielplatz an der Goerzallee sind schon erste Graffitis zu sehen. „Graffitis hindern nicht am Spielen“, sagt Stadträtin Schellenberg. Ein größeres Problem seien bei Bolzplätzen - an der Goerzallee ist ein neuer entstanden - die Konflikte mit den Anwohnern, berichtet Cerstin Richter-Kotowski. Bei Spielplätzen denke man „immer nur an die ganz Kleinen, aber wir brauchen auch Angebote für Ältere“. Die Bezirksbürgermeisterin wünscht sich eine „Diskussion in der Gesellschaft, in der wir erörtern, wie wir in einer immer enger und dichter werdenden Stadt leben wollen - dazu gehört auch gegenseitige Rücksichtnahme.“ Damit meint sie sowohl die Kinder und Jugendlichen auf dem Bolzplatz als auch die Anwohner. An letztere appelliert sie, „sich nicht durchzuklagen“, sondern direkt mit den Kindern und Jugendlichen zu sprechen und „vielleicht einfach mal mitzuspielen“.

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