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An der Leine. Aber manchmal hilft auch das nicht, und der Hund beißt.

© dpa

Auf dem Heimweg von Zehlendorfer Schule: Hund beißt Kind

Der Junge mag Tiere, vor allem Hunde. Jetzt wurde er gebissen, weil er an einem Hund vorbeilief. Die Besitzerin ist weitergegangen. Der Arzt sagt: Nichts Schlimmes, aber besser wäre es, wenn man wüsste, was für ein Hund es war und ob er geimpft wurde.

Der Junge kam ziemlich verstört zu Hause an und weinte, seine rechte Hand blutete. Mühsam nur konnte er zunächst erzählen, was passiert war. Er hat es nicht sehr weit von der Schule nach Hause, einmal um die Schule herum, dann einfach 400 Meter die Straße hoch und schon ist er an der Gartentür. Auch an diesem Freitag läuft das Kind diesen Weg, er sieht vor sich eine Frau mit drei Hunden an der Leine, mittelgroße Hunde, er kann sich nicht mehr daran erinnern, was es genau für Tiere waren. Er rennt nicht, er geht an der Besitzerin vorbei, aber plötzlich schnappt einer der Hunde nach seiner Hand. Der Junge schreit "Aua" und will schnell weiterlaufen.

Er guckt die Frau noch an, sie entschuldigt sich und sagt, der Hund habe sich erschreckt. Dann lässt sie das Kind, neun Jahre, weitergehen, sie begleitet es nicht, gibt ihm keine Telefonnummer, fragt nicht nach den Eltern oder wie es ihm geht. Die Hand schwillt leicht an. Vielleicht hat die Hundebesitzerin nicht erkennen können, dass einer der Tiere nach der Hand schnappte, vielleicht hat sie das "Aua" nicht gehört?

Die Mutter fährt mit dem Kind ins Krankenhaus. Der Arzt säubert die Wunde, sie ist nicht sehr tief, der Schüler hatte kürzlich erst eine Tetanus-Auffrischung bekommen, er muss nicht noch einmal gespritzt werden. Da die Wunde nicht sehr tief ist, verschreiben die Ärzte nur eine Salbe, kein Antibiotikum.

Ist das nun eine Lappalie, die man hinnehmen muss, die täglich überall in Berlin passiert? Ist es in Ordnung oder zumindest ausreichend, wie sich die Besitzerin verhalten hat oder hätte man sogar Anzeige gegen Unbekannt stellen müssen, weil das Verhalten verantwortungslos ist? Hatte die Frau mit den Hunden womöglich nur Angst, dass, wenn sie die Eltern informiert hätte, der Hund am Ende einen Maulkorb bekommen hätte?

Offensichtlich sind Hundebesitzer und Nichthundebesitzer nicht in der Lage, ohne Ängste und Vorurteile mit einander zu reden. An wem liegt das?

Liebe Leser und Leserinnen, bitte schreiben Sie uns Ihre Ansicht zu diesem Thema wie immer an zehlendorf@tagesspiegel.de

Die Autorin ist eng mit der Familie befreundet, die Familie selbst hat zu keinem Zeitpunkt erwogen, Anzeige zu erstatten. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegels.

Mariella Wendt-Nothen

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