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Zuzug rund um die Hauptstadt: Demographie: Berlin rettet Brandenburg

Eine neue Prognose sieht für 2025 Bevölkerungsverlust in Brandenburg, aber starken Zuzug in stadtnahen Kreisen voraus.

Berlin rettet die Mark. Nach einer dem Tagesspiegel bereits vorliegenden Demographie-Prognose für die Hauptstadtregion, erstellt vom dpa-Dienst Regiodata, muss Brandenburg in Ostdeutschland mit Abstand die geringsten Bevölkerungsverluste infolge von Abwanderung und Geburtenmangel befürchten. Bis zum Jahr 2025 werden die Einwohnerzahlen in Sachsen um 13 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern um 15,1 Prozent, in Thüringen um 15,2 Prozent und in Sachsen-Anhalt sogar um 18 Prozent dramatisch sinken, während sie in Brandenburg nur um 4,65 Prozent auf 2,41 Millionen Einwohner zurückgehen werden. Berlin kann leichte Zuwächse von 0,17 Prozent auf 3,4 Millionen Einwohner erwarten, so dass die Hauptstadtregion gut dasteht. Grund für die Ausnahmeentwicklung Brandenburgs sind massive Zuzüge in den „Speckgürtel“, die allerdings im Land auch das Bevölkerungsgefälle zur Peripherie verschärfen.

Trotzdem, das fällt auf, bluten selbst berlinferne Regionen der Mark nicht so stark aus wie andere Gebiete Ostdeutschlands. So befinden sich unter den 15 deutschen Landkreisen mit den größten Rückgängen nur zwei in Brandenburg. Es sind die Stadt Frankfurt (Oder) auf dem vorletzten Platz 438 und Oberspreewald-Lausitz auf Platz 436, während es etwa allein aus Mecklenburg-Vorpommern vier Kreise mit der roten Laterne sind. Und unter den Deutschland-Top 15 der Kreise mit dem größten Einwohnerwachstum finden sich neben 11 Kreisen aus Bayern, einem aus Baden-Württemberg und einem aus Rheinland-Pfalz immerhin zwei aus Brandenburg, und zwar als einzige aus Ostdeutschland: Es sind das Havelland (Platz 11 mit 11,35 Prozent Zuwachs) und überraschend der Barnim (Platz 13 mit 10,99 Prozent). Seit 1990 konzentrierten sich die Zuwächse vorwiegend auf das südliche und westliche Umland.

Allerdings könnte im Land der Kontrast kaum größer sein: In Frankfurt (Oder) wird die Bevölkerung von 61 900 im Jahr 2007 um 28 Prozent auf 44 400 Einwohner sinken, in Oberspreewald- Lausitz von 127 000 auf 91 400. Das alles sind Zahlen, die nach der Landtagswahl am 27. September den Druck wachsen lassen, in Brandenburg mindestens eine „kleine“ Kreisgebietsreform durchzuführen. Die SPD/CDU-Koalition hatte das Thema auf die nächste Legislaturperiode vertagt. Doch steht auch nach dieser Prognose etwa die weitere Kreisfreiheit von Frankfurt (Oder) immer klarer auf der Tagesordnung, ebenso wie die Zusammenlegung von einwohnerschwachen und damit langfristig kaum lebensfähigen Kreisen. Die Prignitz etwa wird 2025 nur noch 66 700 Einwohner haben, eine Fusion mit Ostprignitz-Ruppin (91 400 Einwohner) bietet sich an. Brandenburger Gewinner sind nach Havelland und Barnim die Kreise Oberhavel und Potsdam-Mittelmark, deren Einwohnerzahl um 10 Prozent steigen wird, gefolgt von Märkisch-Oderland mit 6,9 Prozent und Teltow-Fläming mit 3,6 Prozent. Auch hier: Das nördliche und östliche Berliner Umland haben gegenüber dem Südwesten aufgeholt. Spitze im Schrumpfen sind neben Frankfurt (Oder) und Oberspreewald-Lausitz zum einen berlinferne Kreise wie Uckermark (–22,86 Prozent), Prignitz (–22,17 Prozent), Elbe–Elster (–21,12 Prozent), Spree-Neiße (–20,33 Prozent). Zum anderen werden auch die Städte Cottbus und Brandenburg an der Havel etwa jeden vierten Einwohner verlieren. Die Stadt Brandenburg wird dann wohl noch 59 800 Einwohner haben, auch dort droht der Verlust der Kreisfreiheit. Die Landeshauptstadt Potsdam, die in den letzten Jahren rasant wuchs, steht nach der Prognose vor einem eher gedämpften Wachstum, um 0,97 Prozent auf 152 300 Einwohner.

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