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Führungswechsel: CDU spielt jetzt Damen-Doppel

Die Nachfolge von Thomas Lunacek, der das Amt mangels Rückhalt im Parteivorstand aufgegeben hatte, steht fest: Saskia Funck führt nun die Fraktion. Und auch an der Parteispitze steht eine Frau: Johanna Wanka.

Potsdam - Irgendwann wird die Neue nach ihren Empfindungen gefragt. Da sagt Saskia Funck, gerade zur Chefin der CDU-Landtagsfraktion gewählt, auf ihrer Antrittspressekonferenz: Sie fühle sich „wie am ersten Schultag“. In der Kabinettssitzung, an der sie später erstmals teilnehmen sollte, wolle sie „erst einmal zuhören“. Das waren ungewohnt leise Töne für die 40-Jährige, die sich den Ruf einer resoluten, hartnäckigen, bissigen Politikerin erworben hat. Die etwa kürzlich Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) im Landtag vehement widersprach, als dieser für einen „dritten Weg“ zwischen Kapitalismus und Sozialismus warb.

Vielleicht war Funck selbst überrascht, dass ihre Wahl zur Nachfolgerin von Thomas Lunacek so glattgegangen war. Dass sie in der früher gespaltenen Fraktion 14 Stimmen (drei Nein, zwei Enthaltungen) erhielt. Und das, obwohl die einflussreiche Kreischefin von Potsdam-Mittelmark in den Machtkämpfen um das Erbe von Jörg Schönbohm zum Lager von Parteivize Sven Petke gehörte, in der Fraktion aber viele Anhänger des Ex-Parteichefs Ulrich Junghanns vertreten sind. Aber, und das war wohl auch für die neue Landeschefin Johanna Wanka der Hauptgrund, für den Fraktionsvorsitz die eloquente Unternehmerin aus Werder vorzuschlagen und in Einzelgesprächen für sie zu werben: Funck hatte sich Eigenständigkeit bewahrt, war auch in den Zeiten des Lagerkampfes gesprächsfähig für die andere Seite geblieben – obwohl sie unter Junghanns und Lunacek ihren Job als parlamentarische Geschäftsführerin verloren hatte. Mit Funck habe sie auch, so sagte Wanka, den „friedlichen Übergang eingefädelt“, als ein Nachfolger für Junghanns gesucht wurde. Nun, nach diesem Übergang wird der brandenburgische Landesverband in Partei und Fraktion von Frauen geführt – ein Novum für die CDU, wie Wanka nicht ohne Stolz anmerkte.

Funck, die seit 2004 im Landtag sitzt, als sie eines der wenigen CDU-Direktmandate holte, ist Diplomkauffrau, führt eine Baufirma und hat sich als Finanzpolitikerin profiliert. Ihre Dissertation hat sie über die Privatisierung von Landesbetrieben geschrieben. In der CDU gehört Funck zu denen, die auf eine klarere Abgrenzung zur SPD drängen. Sie war 2008 Unterzeichnerin eines Positionspapiers, in dem ein schärferes Profil des „schwächsten“ CDU-Landesverbandes Deutschlands gefordert wurde – und sei es durch „Erneuerung in der Opposition“.

Aber das war vor dem CDU-Führungswechsel, mit dem sie auch Vizeparteichefin wurde. Funck stellt klar, dass sie „ohne Wenn und Aber“ zur Koalition mit der SPD steht. Was sie wiederum nicht davon abhält, etwa die Aufbaupläne für das Potsdamer Stadtschloss weiterhin als nicht historisch genug zu kritisieren. Fraktionschefin ist Funck zunächst bis zur Landtagswahl. Will Sie danach weitermachen? „Wenn es mir Spaß machen sollte, warum nicht?“ Thorsten Metzner

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