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Bürgerforum im Ewerk in Mitte: Michael Müller versucht mit einer Rede, die anwesenden Teilnehmer für die Olympia-Bewerbung zu begeistern.

© Gregor Fischer/dpa/picture alliance

Update

Bürgerforum zu Olympia: "Stecken Sie das Geld lieber in die Schulen"

Erste Olympia-Diskussion, erster Bürgerfrust: Von den Spitzenpolitikern war allein der Regierende Bürgermeister Michael Müller erschienen. Berlin sei "olympiareif", sagten die einen. Vor dem Veranstaltungsort protestierten Olympia-Gegner. Innen drinnen wurde heiß diskutiert.

Von Sabine Beikler

Es waren nicht viele, aber sie waren lautstark, riefen oft dazwischen und zündeten noch kurz vor 20 Uhr eine Stinkbombe – die gut 20 Olympiagegner unter den 250 Telnehmern des ersten Bürgerforums zu Olympia Donnerstagabend im Ewerk. Um kurz vor 18 Uhr erschien der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), Er war der einzige Politiker aus dem Senat, der an diesem Abend zu den Bürgern sprach. Er freue sich, dass „zunehmend die Stadtdebatte“ über Risiken und Chancen für Olympia losgetreten wurde. Müller, dunkelblauer Anzug, Krawatte, sagte, der Senat wolle sich „bewusst“ in der Diskussion zurückhalten, sondern erfahren, „was Sie bewegt“. Berlin sei eine „sportbegeisterte Metropole“ und habe auch die „nötigen Voraussetzungen“ für eine Olympia-Bewerbung.

Man wolle den IOC und die Reformagenda „beim Wort nehmen“ und hinterfragen, ob es möglich sei, dezentrale Spiele „ohne gigantische Eröffnungsfeierlichkeiten“ durchzuführen. Die entscheidende Rolle sei aber, Spiele „gemeinsam mit der Stadtgesellschaft“ hinzukriegen: die Bewerbung und die Umsetzung, damit die Berliner "nachhaltig" davon profitieren könnten.

Das Bild von 1936 korrigieren

Der ehemalige Bahnradsportler Uwe Trömer sagte, er sei „absolut gegen Olympia, das ein Milliardengrab für die Stadt“ werde. Er sehe auch keine geeigneten  Manager für so eine Veranstaltung. "Ich lehne diese Veranstaltung auch ab. Stecken Sie das Geld lieber in die Schulen."

Aber es gab auch positive Stimmen wie Barbara John, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin. Sie sei „absolut für Olympia“, sagte sie, Berlin sei noch nie so „olympiareif“ gewesen. Es sei ein „rundes“ Berlin, ein „menschliches, ein buntes“. Sie erinnerte an die Spiele von 1936, an das Bild, das viele Menschen noch im Kopf hätten, das sich „eingebrannt“ habe. „Wir haben die einmalige Chance, dieses Bild jetzt zu korrigieren.“ Dafür erhielt John viel Applaus.

Drei Stunden lang informierten leitende Beamte und Angestellte aus Senatskanzlei, Sport- und Stadtentwicklungsverwaltung und Heiner Brandi, Direktor des Landessportbundes, über Bürgerbeteiligungsformen, das Sportstättenkonzept und die Finanzierung. Zwischen den einzelnen Blöcken konnten die Besucher mit einem TED-Gerät abstimmen. 32,4 Prozent befürworten Olympia und wollen ihre Ideen einbringen. 31,1 Prozent sagen, Olympia interessiere sie. 16,9 Prozent sind skeptisch und 17,6 Prozent lehnt Olympia ab.

„Die Diskussionsverweigerung des Senats ist grotesk“

Die Opposition kritisierte vor der Veranstaltung, dass außer Müller kein weiteres Regierungsmitglied das Forum besuchte.„Die Diskussionsverweigerung des Senats ist grotesk“, sagte der Berliner Parteichef der Linken und Abgeordnete, Klaus Lederer. „Vielleicht sollte er die Bewerbung einfach sein lassen“. Die Senatskanzlei begründete die Teilnahme mit Experten aus der Verwaltung so: Die Veranstaltung sei ein „Arbeitstreffen“. Piraten-Fraktionschef Martin Delius vermisste ein „Instrumentarium, wie die Vorschläge von Bürgern in ein Olympia-Konzept einfließen“. Grünen-Sportpolitikerin Anja Schillhaneck sagte, die Bürger würden nicht nur mit Experten, sondern auch mit politisch Verantwortlichen sprechen wollen.

Immerhin freute sich SPD–Sportpolitiker Dennis Buchner über das „Engagement des Regierenden Bürgermeisters. Das hätte ich mir auch vom Sportsenator gewünscht“. Müller wurde noch am späten Abend um 22 Uhr im Berlinale-Palast bei der Verleihung des Goldenen Ehrenbärs an Wim Wenders erwartet. Er verließ das Forum um 19.20 Uhr. Und die Teilnahme von Sportsenator Frank Henkel (CDU) sei gar nicht geplant gewesen, hieß es. Er habe darüber hinaus einen „vertraulichen Termin“.  

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