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Ein Fest für alle feierten Unterstützer und Flüchtlinge am Geburtstag des „Laloka“. Am Aktionstag soll der Vorplatz begrünt und verschönert werden.

© Georg Moritz

Gemeinsame Sache in Marzahn-Hellersdorf 2015: Flüchtlinge sind willkommen in Berlin-Hellersdorf

Unser Kollege Claus-Dieter Steyer ist tot. Seinen letzten Tagesspiegel-Beitrag schrieb er über den Verein „Hellersdorf hilft“, der im Kiez eine Anlaufstelle für Flüchtlinge und Anwohner geschaffen hat.

Wir trauern um unseren Kollegen Claus-Dieter Steyer, der im Urlaub tödlich verunglückt ist. Claus-Dieter Steyer hat für den Tagesspiegel seit Jahrzehnten mit großem persönlichen Engagement vor allem aus Brandenburg und den Berliner Bezirken Pankow, Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf berichtet. Unseren Nachruf auf einen ganz besonderen Kollegen finden Sie hier. Sein letzter Text für den Tagesspiegel befasst sich mit Flüchtlingen in Berlin:

Wie schnell sich doch eine neue Abkürzung verbreiten kann. „Laloka“ jedenfalls ist in Hellersdorf seit einem Jahr ein Begriff, und das nicht nur bei vielen Anwohnern zwischen den U-Bahnhöfen Hellersdorf und Cottbuser Platz. Auch Flüchtlingen aus Afghanistan, Syrien, dem Iran, dem Irak, aus Libanon oder vom Balkan kommt „Laloka“ ziemlich leicht über die Lippen. Zu Deutsch heißt es ausgeschrieben „Ladenlokal“.

Ausgedacht hat sich die Verkürzung der Verein „Hellersdorf hilft“, der in der Schneeberger Straße 17 im Erdgeschoss leer stehende Geschäftsräume mietete. Es ist buchstäblich eine Begegnungsstätte geworden. Flüchtlinge und Asylbewerber aus der nahen Unterkunft nutzen hier das Internetcafé, um Kontakt zu den Familienangehörigen und Freunden in der Heimat aufzunehmen. Dabei treffen sie dann auf Hellersdorfer, die das Internet für ganz andere Sachen nutzen. Es klappt gut miteinander auf der 105 Quadratmeter großen Fläche.

Platz vor dem Lokal soll hergerichtet werden

Das trifft auch auf die anderen Angebote wie Filmabende, Sprachunterricht, Suche nach Wohnungen oder andere Dinge zu. Täglich kommen zwischen 50 und 70 Gäste in das „Laloka“. Doch es geht immer öfter auch in die andere Richtung. Mit Workshops an Hellersdorfer Schulen will der Verein Vorurteile gegenüber Fremden bekämpfen und zur Solidarität aufrufen. Die Absprachen dafür beginnen im Ladenlokal.

„Im festen Organisationskern arbeiten inzwischen 20 Leute aus allen Bevölkerungsschichten mit“, erzählt Stephan Jung, Gründungsmitglied und Sprecher des Vereins. „Die Zahl der Unterstützer liegt aber bei rund 400.“ Deshalb rechne er auch am Aktionstag am Samstag, dem 19. September, mit einer stattlichen Beteiligung.

Dann soll der Platz vor dem Ladenlokal hergerichtet werden. Er werde „aufgehübscht“ mit Blumen und anderen Pflanzen. Dort trafen sich am Sonnabend viele Unterstützer, um zusammen mit Flüchtlingen aus der nahen Unterkunft den Geburtstag des „Laloka“ zu feiern.

Genügend Zeit für Gespräche

Sicher bleibt am Aktionstag genügend Zeit für Gespräche zwischen Flüchtlingen und Einheimischen. An Gesprächsstoff dürfte es nicht mangeln. Denn in den zwei Jahren des Bestehens ist im Verein und durch ihn viel passiert. Die Idee dazu war von einer Gruppe engagierter Hellersdorfer spontan im Sommer 2013 geboren worden.

Studenten, selbstständige Unternehmer, Lehrer, Journalisten und andere wollten damals der Vereinnahmung des Protestes gegen das geplante Asylbewerberheim durch die NPD etwas entgegensetzen. „Wir haben mit unserem Verein eine Plattform für die große Mehrheit geschaffen, die nichts mit den Neo-Nazis am Hut hat“, meint Stephan Jung.

Das negative Stimmungsbild über Hellersdorf, das durch die ausländerfeindliche Hetze geprägt worden sei, stimme jedenfalls nicht. Tatsächlich stieß beispielsweise der Aufruf, für die Flüchtlinge Sachen zu spenden, auf ein großes Echo. Im Handumdrehen waren damals 250 Umzugskartons gefüllt, die der Verein „Hellersdorf hilft“ demonstrativ durch Hellersdorf getragen hatte.

Inzwischen kommen nicht nur Hellersdorfer in das „Laloka“. Auch im benachbarten Marzahn hat sich die gute Atmosphäre herumgesprochen. Auch unter diesen Besuchern finden sich gewiss Interessierte, um am Aktionstag mitzuhelfen.

Am Sonnabend, dem 19. September, gegen 15 Uhr soll die Aktion zur Verschönerung des Vorplatzes in der Schneeberger Straße 17 beginnen. Helferinnen und Helfer sind herzlich willkommen.#

Claus-Dieter war immer unterwegs, zu Fuß, mit dem Auto, mit dem Rad. Und er war immer erreichbar und hat geholfen. Jetzt ist unser Tagesspiegel-Kollege in seinem Urlaub tödlich verunglückt. Wir trauern um einen ganz besonderen Kollegen.
Claus-Dieter war immer unterwegs, zu Fuß, mit dem Auto, mit dem Rad. Und er war immer erreichbar und hat geholfen. Jetzt ist unser Tagesspiegel-Kollege in seinem Urlaub tödlich verunglückt. Wir trauern um einen ganz besonderen Kollegen.

© Kitty Kleist-Heinrich

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