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Berlin: Einser-Abitur gleich im Doppel-Pack

Zukunftspläne hat Elisa Hoven „noch nicht so wirklich. Es ist schwierig, wenn man vieles kann, aber nichts richtig gut“, stapelt die 19-Jährige tief.

Zukunftspläne hat Elisa Hoven „noch nicht so wirklich. Es ist schwierig, wenn man vieles kann, aber nichts richtig gut“, stapelt die 19-Jährige tief. Dabei hat sie die Reifeprüfung in diesem Jahr gleich doppelt abgelegt, beim deutschen Abitur und im französischen Baccalauréat jeweils die bestmögliche Note erzielt: 1,0 und „vingt sur vingt“.

„Ich war schon immer sehr strebsam und öfters Klassenbeste“, erzählt Elisa. „Zum Schluss entwickelt man natürlich noch einen besonderen Ehrgeiz.“ Das war wohl schon mit zwölf so. Gezielt hatte sie sich damals die Rückert-Oberschule in Schöneberg ausgesucht, weil dort die Doppelqualifikation im Rahmen eines bilingualen Zuges angeboten wird. „Da hat man noch etwas Besonderes, dachte ich mir. Im Nachhinein hat es sich auf jeden Fall gelohnt, trotz der eineinhalb Stunden Fahrtzeit jeden Tag.“

Gemeinsam mit ihrer Mutter wohnt Elisa am Rande Berlins in einer Eigentumswohnung in Ufernähe des Wannsees. Französisch-Unterricht hatte sie bereits in der fünften Klasse. Ab der Siebten an der Rückertschule sogar sieben bis acht Stunden pro Woche. „Da lag eindeutig der Schwerpunkt.“ Ab der neunten Klasse wurde dort sogar Geschichte, etwas später auch Erdkunde in der Fremdsprache gelehrt.

„Ganz furchtbar war, dass ich einmal eine Vier geschrieben habe. Völlig zu Unrecht in Französisch. Ansonsten kann ich mich nicht einmal an eine Zwei Minus erinnern.“ Aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Leistungen wurde Elisa schließlich für den „Voltaire-Austausch“ vorgeschlagen und verbrachte 1999 ein halbes Jahr am französischen Partner-Gymnasium ihrer Berliner Schule: dem Lycée Gustave Monod in Enghien-les-bains, einem Vorort von Paris. Was Frankreich angeht, sei sie mehr von der Literatur als vom Land an sich begeistert. Viktor Hugo und Jean-Paul Sartre sind ihre Lieblingsautoren. Hugo fasziniert Elisa besonders: „Er hatte immer sehr viel Erfolg, hat sich aber nie auf seinen Lorbeeren ausgeruht.“ Auch habe er seine Meinung immer laut geäußert und nie damit zurückgehalten. „Das finde ich sehr bemerkenswert.“

Bemerkenswert sind auch Elisas außerschulische Erfolge. Für die Rezension eines „unbekannten Klassikers“, Anton Reiser von Karl Philipp Moritz, gewann sie im vergangenen Jahr den Preis Junger Kritiker. Dabei handelt es sich um einen deutschlandweit ausgeschriebenen Wettbewerb mit über 1000 Teilnehmern. Vorher kämpfte Elisa mehrere Jahre im Judo-Bundeskader und brachte es bis zur Deutschen Meisterin.

Literaturwissenschaft möchte sie trotz Interesse und offensichtlicher Begabung aber lieber nicht studieren: „Ich weiß nicht, was man da groß machen kann. Da gibt es nicht so viele Möglichkeiten.“ Wahrscheinlich tritt Elisa in die Fußstapfen ihrer Eltern. Die sind beide Juristen. „Mein Vater ist Anwalt und erzählt öfter von seinen Fällen. Das hört sich ziemlich spannend an.“ Internationales Recht interessiere sie besonders. Der Vater war trotzdem „ganz doll dagegen“. Er meine, für Jura sei ein Abi von 1, 0 viel zu schade. Physik oder Mathe wären ihm lieber gewesen. Aber sie werde sich schon durchsetzen.

Auch perfekte Menschen haben Schwächen. „Ich bin unpünktlich und manchmal leider unzuverlässig“, gibt Elisa zu. Einen Tipp für künftige Abiturienten hat sie aber: „Im Unterricht gut aufpassen, dann muss man hinterher kaum lernen.“ che

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