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Lichtenberg: Senat verbannt Radfahrer vom Gehweg

Radfahren auf der Treskowallee ist gefährlich. Der Bezirk Lichtenberg wollte deshalb den Gehweg freigeben, doch der Senat lehnte ab. Radler kümmern sich nicht um das Verbot und "bretttern" unverdrossen an Fußgängern vorbei, sagen Anwohner.

Radfahrer auf der Treskowallee brauchen starke Nerven. Auf der dicht befahrenen Hauptstraße konkurrieren sie mit Autos und Lastwagen um Platz, einen Fahrradweg gibt es nicht. Der Bezirk wollte daher das Radfahren auf dem Bürgersteig ausnahmsweise erlauben. „Auf der Straße ist es einfach zu gefährlich“, sagt Lichtenbergs Baustadtrat Andreas Geisel (SPD). Doch der Senat lehnte dies ab und entzog dem Bezirk die Zuständigkeit.

Die Treskowallee gehört mit rund 37 000 Fahrzeugen täglich zu den meistbefahrenen Straßen Berlins. „Die meisten Fahrradfahrer fahren einfach auf dem Gehweg“, sagt Hennig Schütz, der unweit der Treskowallee wohnt und den täglichen Verkehrskampf mittlerweile gewohnt ist. „Ich kann’s ja verstehen, aber auf dem schmalen Bürgersteig fahren sie dann häufig die Fußgänger um“, sagt Schütz.

Schon einige Anläufe von Senat und Bezirk, die Verkehrssituation zu entschärfen, sind gescheitert. So versuchte der Bezirk Ende 2005, die Vorgärten der Anwohner aufzukaufen, um hier einen Radweg anzulegen. Der Senat hätte das sogar finanziert. Doch die Hausbesitzer weigerten sich. Zu nah würde sonst der Verkehr an die Wohnungstür heranrücken, und die Gastwirte brauchen die Stellplätze unter freiem Himmel. Ein weiterer Vorstoß, mit Piktogrammen auf der Fahrbahn einen alternativen Radweg anzulegen, wurde ebenfalls verworfen. Aus Sicherheitsgründen und weil man dann die Fahrbahn möglicherweise hätte einspurig machen müssen.

„Unser Lösungsvorschlag war daher, das rücksichtsvolle Radfahren auf dem Gehweg zu legalisieren und so der Lebenswirklichkeit entgegenzukommen“, sagt Stadtrat Geisel. Denn die Fahrradfahrer würden den Gehweg der Treskowallee ohnehin jeden Tag benutzen – trotz Verbot und Kontrollen durch das Ordnungsamt. Der Senat sah das anders. „Die Straßenverkehrsordnung besagt, wenn es keine Radwege gibt, müssen die Fahrradfahrer auf der Straße fahren“, so Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Eigenständige Lösungen durch die Bezirke akzeptiere man nur im Ausnahmefall, und der liege hier nicht vor. „Wir wollen eine einheitliche Lösung für ganz Berlin“, so Rohland. Zudem hätten Untersuchungen gezeigt, dass die Kurverei auf dem Gehweg gefährlicher sei als auf der Fahrbahn.

Der Senat will daher die Radfahrer umleiten und hat die parallel zur Treskowallee verlaufende Hentigstraße zur Fahrradstraße erklärt. Diese Einbahnstraße sei asphaltiert und in beiden Richtungen für Radler freigegeben worden, so Rohland. „Das ist nicht die optimale, aber die beste Lösung“, sagt sie. Für Baustadtrat Geisel geht das an der Lebenswirklichkeit vorbei: „Von Norden und Süden führen gute Radwege an die Treskowallee heran, die Radfahrer bleiben daher einfach auf ihrer Route.“

Die Anwohner sehen das offenbar ähnlich: „Die Hentigstraße nutzt doch keiner, das ist doch ein Umweg“, sagt Schütz. „Die Radfahrer brettern hier einfach weiter durch und hoffen, nicht erwischt zu werden.“

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