zum Hauptinhalt
Kurt Krömer und Michael Gwisdek.

© Mike Wollf

Kurt Krömer und Michael Gwisdek: Gipfeltreffen der Rampensäue

In dem Kinderfilm „Die Abenteuer des Huck Finn“ spielen Kurt Krömer und Michael Gwisdek zwei spaßige Halunken. Heute feiert der Streifen Premiere. Und Krömer hat schon die nächsten Projekte im Blick.

Schon als Kind war der Mann eine Herausforderung für seine Umwelt. „Wir haben eigentlich durchgehend Scheiße gemacht“, sagt Kurt Krömer. Zum Beispiel Fenster mit Steinen eingeschlagen in seinem Gymnasium in der Putbusser Straße in Gesundbrunnen (gehörte damals noch zu Wedding). „Dann kam die Polizei, und ich habe das erste Mal gemerkt, wie schnell man rennen kann. Wir sind über Mauern gesprungen, da können Pferde nicht drüber“, sagt der Entertainer. Beste Voraussetzungen also, um nun im Lausbubenfilm „Die Abenteuer des Huck Finn“ mitzuspielen. An seiner Seite: der Berliner Schauspieler und Regisseur Michael Gwisdek („Oh Boy“, „Männersache“). Die beiden Kultfiguren des deutschen Fernsehens spielen in Hermine Huntgeburths Verfilmung des Mark-Twain-Klassikers das sympathische Gaunerduo König (Gwisdek) und Herzog (Krömer).

Die beiden Halunken begleiten Huck Finn, der dem Sklaven Jim zur Freiheit verhelfen will. Eigentlich aber wollen sie Finn übers Ohr hauen und die Belohnung für Jim einstreichen. Der Kinderfilm, der wie sein Vorgänger teilweise auch in Brandenburg gedreht wurde, feiert am heutigen Sonntagnachmittag in der Kulturbrauerei Premiere und kommt am 20. Dezember ins Kino. Krömer, der mit bürgerlichem Namen Alexander Bojcan heißt, und Gwisdek waren dafür drei Wochen im Donaudelta in Rumänien. Davon waren nur zwölf Drehtage angesetzt. „Wir hatten die Wahl zwischen unserer Pension und einer anderen Pension, wo es von 12 bis 14 Uhr Kaffee gab. Dann gab es Abendbrot von 18 bis 19 Uhr, und sonst gab es Delta“, sagt Krömer. Dass man für Kinder anders spielen muss als für Erwachsene, glaubt er nicht. „Es gibt kein typisches Kindertheater, wo man als Erwachsener wieder mit Babysprache anfängt“, sagt er. Kinder seien einfach nur ein ehrlicheres Publikum.

Das Szenenfoto aus dem Kinderfilm „Die Abenteuer des Huck Finn“ zeigt, wie die beiden Gauner gerade versuchen, als Schauspieler Geld zu verdienen. Klappt bei beiden in Echt ja recht gut.

© Promo

Gwisdek futtert beim Interview genüsslich eine Currywurst mit Pommes. Von Schauspielkollegen sei er gewarnt worden, mit Krömer zusammenzuarbeiten. „Die hatten Angst, dass er mich fertigmachen würde. Er sei eine Rampensau“, sagt Gwisdek. „Aber ich bin auch eine Rampensau.“ Sogar so sehr, dass es wehtut: Als er Krömer einen Hut vom Kopf hauen sollte, ging der Schlag daneben. „Ich weiß bis heute nicht, ob das pure Boshaftigkeit oder Ablenkung war, jedenfalls hat er mir voll in die Fresse gehauen“, sagt Krömer. Schmerz bei der Arbeit ist der Komiker, der nicht als solcher bezeichnet werden möchte, aus den Anfangszeiten der Karriere gewohnt. „Mir haben sie Bierkrüge hinterhergeworfen“, sagt er. „Du bist beim Auftritt immer ausgewichen und hast dann irgendwann gesagt: Hat ja keinen Zweck, die mögen mich hier nicht.“

Wie Huck Finn und sein Kumpel Tom Sawyer hatte auch Kurt Krömer als Kind keine Lust auf die Schule. „Ich hatte keinen Bock auf das Schulsystem. Lehrer hatten oft die Einstellung, dass ihnen egal war, was aus uns wird. Nach dem Motto: Ich krieg’ mein Geld ja eh“, sagt er. „Da habe ich mich gegen aufgelehnt und gestänkert, wo ich konnte.“ Angefangen, sich für Geschichte und Politik zu interessieren, hat er erst, nachdem er die Schule nach der zehnten Klasse abgebrochen hatte. Michael Gwisdek wuchs in der Nachkriegszeit auf. „Da gab es nichts, womit man Streiche spielen konnte“, sagt er. In den Kondomautomaten in den öffentlichen Toiletten hat er dann doch noch geeignetes Spielzeug gefunden. „Diese Luftballons haben wir mit Wasser gefüllt und nach Leuten geschmissen“, erinnert sich Gwisdek.

Im Frühjahr ist er 70 Jahre alt geworden. Mit dem Alter hadert er etwas. „Das Problem, das ich habe, ist die Jahreszahl meines Alters. Ansonsten ignoriere ich das. Mir geht’s gut, und ich bin gesund", sagt er. Trotzdem raucht er drei Schachteln Zigaretten am Tag. Er genießt das Leben zu Hause in der brandenburgischen Schorfheide, schuftet gern im Garten, deckt das Hausdach selbst. Handwerklich begabt ist auch Krömer. Er kommt aus einer Arbeiterfamilie mit einem Tischler als Vater und hängt gerne mal im Baumarkt rum. „Ich kann alles locker machen, was an Renovierungsarbeiten anfällt“, sagt er, egal ob mit Akkuschrauber oder Kreissäge. Viele Kollegen seien da ungeschickter. Aufs Schauspielern will sich der Komiker künftig aber nicht konzentrieren. „Ich bin kein Schauspieler, eher ein komischer Darsteller“, sagt er. Lieber würde er mit der eigenen Late Night Show weitermachen.

Da warte er noch auf den Anruf der ARD. Einen Traum, den hat er dann doch: am Theater mal den Hauptmann von Köpenick spielen. „Das wäre es noch mal. Dann kann bei mir die Kiste zugehen.“ Gwisdek denkt noch lange nicht ans Aufhören, will noch einige Filme machen. Über 100 sind es jetzt schon.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false