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In den Gebäuden werden zunächst rund 170 Mitarbeiter einziehen.

© dpa

Kosten und Termine für Neubau in Berlin: BND schreckt Bundesbauministerin auf

Die Kosten für die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienstes in Berlin sind bereits auf 1,3 Milliarden Euro angestiegen. Doch Bundesbauministerin Barbara Hendricks sieht weitere Risiken – bei Kosten und auch bei Terminen.

Um fast ein Drittel sprengen die Kosten für den Neubau des Bundesnachrichtendienstes (BND) das ursprüngliche Budget bereits – nun werden wohl nicht mal die bisher vom Bundestag genehmigten 1.000.000.000 Euro ausreichen für die Fertigstellung des Blockes an der Chausseestraße in Mitte. Über einen Anstieg auf 1,3 Milliarden Euro war bereits im Tagesspiegel berichtet worden. Dass ein paar weitere Milliönchen obendrauf kommen könnten, legt ein Schreiben von Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) an den Bauausschuss nahe.

Darin hebt Hendricks den BND-Neubau besonders hervor aus einer Liste von Bauprojekten des Bundes, bei denen besondere „Kosten- und Terminrisiken“ bestehen. Bei dem Projekt sei der „ursprünglich gebildete Terminpuffer jedoch inzwischen mehr als aufgebraucht“, so die Ministerin. Gerüchten zufolge ist von sieben Monaten die Rede. Im Brief heißt es weiter, dass zurzeit geprüft werde, ob durch „zusätzliche Terminsicherungsmaßnahmen“ der Zeitpunkt zur Übergabe des „Hauptgebäudes“ sowie der „Südbebauung“ noch zu halten sind. Das Ergebnis dieser Prüfung werde „im Spätsommer“ erwartet.

Vorgesehen war die Übergabe dieser beiden wichtigsten Teile des Gebäudekomplexes „bis 2015“. Doch in den detaillierten Anmerkungen zum Projektstand, die dem Schreiben der Bauministerin beiliegen, heißt es: „Die Terminpuffer sind zum Teil schon überschritten“ und „bezogen auf die Gesamtübergabe in 01/2016 besteht kein Terminpuffer mehr“. Nun hänge es „von der Leistungsbereitschaft der beteiligten Firmen“ ab, ob die geplante Übergabe noch zu halten ist.

"Besondere Kostenrisiken" bei BND-Neubau

Ein solches Entgegenkommen lassen sich Firmen Experten zufolge in der Regel teuer bezahlen, zumal bei bereits überschrittenen Terminfristen auch Arbeiten zu Nachtzeiten oder an Wochenenden erforderlich sind. Diese Tatsachen fließen wohl auch in die Bewertung der Verfasser des Projektberichts ein, die beim BND-Neubau „weitere besondere Kostenrisiken“ erkennen.

Darin werden „Terminsicherungsvereinbarungen“ ausdrücklich aufgeführt als eine der Ursachen für die weiterhin bestehenden Kostenrisiken. Außerdem sind „Insolvenzen“ und „Kündigungen“ von Firmen und Auftragnehmern genannt als Gründe von Mehrkosten sowie „ungenügende Planungsleistungen Dritter“ und „Prozessrisiken“.

Ursprünglich sollte die BND-Zentrale bereits vor zwei Jahren fertiggestellt worden sein. In der Chausseestraße entstehen Büros und Verwaltungsgebäude mit einer Bruttogeschossfläche von 260.000 Quadratmetern, Platz genug für etwa 4000 Beschäftigte. Bereits fünf Mal hat das geheim tagende Vertrauensgremium des Deutschen Bundestages wegen der Probleme mit der Realisierung des Gebäudekomplexes Nachträge genehmigt. Bisher.

Der Gebäudekomplex besteht aus drei Teilen und wird nach Plänen des Berliner Architekten Jan Kleihues sowie Henn Architekten realisiert. Der Nordflügel des Ensembles wurde Ende März mit einem Festakt unter Leitung von BND-Präsident Gerhard Schindler eröffnet. Die ersten 174 BND-Mitarbeiter zogen bereits ein in das teilfertige Quartier. Ein eigenes Parkhaus, eine Lagerhalle, ein Heizkraftwerk wird es geben Und im südlichen Bereich, geplant von Lehmann Architekten, eine Schule und ein Internat – vielleicht auch für Nachwuchsspione – und ein Besucherzentrum.

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