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Berlin: Labortests entlasten Schul-Caterer Ursache für Krankheitswelle weiter unklar

Noch immer ist die Ursache für die massenhaften Magen-Darm-Erkrankungen von Schulkindern unbekannt. In Berlin haben sich bislang keine Hinweise darauf ergeben, dass die Infektionen durch das Cateringunternehmen Sodexo hervorgerufen wurden.

Von Sandra Dassler

Noch immer ist die Ursache für die massenhaften Magen-Darm-Erkrankungen von Schulkindern unbekannt. In Berlin haben sich bislang keine Hinweise darauf ergeben, dass die Infektionen durch das Cateringunternehmen Sodexo hervorgerufen wurden. „Keine der Proben, die bei dem in Verdacht stehenden Unternehmen entnommen wurden, war auffällig“, sagte die Sprecherin der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz, Lisa Jani, dem Tagesspiegel. Das Unternehmen habe alle möglicherweise betroffenen Lieferungen zurückgeholt und eine Grundreinigung durchgeführt.

Sodexo darf deshalb nun wieder für Berlins Kitas und Schulen kochen. Die Warnung vor dem Sodexo-Essen wurde am Donnerstag aufgehoben. Es gebe keinerlei fachliche Gründe mehr, die beiden Berliner Großküchen des Unternehmens geschlossen zu halten, hieß es. Die Firma hatte sich in den vergangenen Tagen kooperativ gezeigt und einer Vereinbarung zugestimmt, in dieser Woche kein Essen an die Schulhorte zu liefern.

Während die Erkrankungswelle merklich abebbt, scheint die Diskussion über die Qualität des Schulessens indessen erst richtig zu beginnen. Das ist auch bitter nötig, sagte der bildungspolitische Sprecher der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, Özcan Mutlu, dem Tagesspiegel. Wer die Gesundheit der Kinder schützen wolle, müsse nicht nur die Kontrollen verstärken, sondern auch mehr Geld in die Hand nehmen: „Wer glaubt, dass man für die jetzt vom Senat durchschnittlich für das Grundschulessen bereitgestellten 1,97 Euro eine ordentliche Qualität auf den Tisch bekommt, glaubt auch an den Weihnachtsmann.“

Dabei müssen sich die Politiker in Sachen Schulessen gar nicht mehr auf ihren Glauben verlassen. Schließlich wurde in einer von Senatsbildungsverwaltung und AOK in Auftrag gegebenen Studie gerade ermittelt, wie viel ein Schulmittagessen kosten muss, das die von den Ländern allgemein anerkannten Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erfüllt. Dabei wurden für die Berliner Schularten folgende Preisspannen für ein Schulmittagessen ermittelt: Grundschulen 3,17 bis 3,36 Euro, Gymnasien 3,97 bis 4,25 Euro und Integrierte Sekundarschulen 3,14 Euro bis 4,25 Euro.

Die Studie war in Auftrag gegeben worden, nachdem die sechs größten Berliner Schulcaterer eine Neuausschreibung des Schulessens in Friedrichshain-Kreuzberg boykottiert hatten.

Rolf Hoppe vom Caterer Luna, der auch Vorsitzender des Verbandes der Caterer ist, fordert ein generelles Umdenken. „Die Deutschen gehören zu denjenigen Nationen, die am wenigsten Geld für Essen ausgeben“, sagt er: „Folgerichtig haben sie auch das schlechteste Essen auf dem Tisch. Aber wenigstens die Kinder sollten uns etwas mehr wert sein.“

Was die Grundschulen anbelangt, gehe das nur in Zusammenarbeit mit den Bezirken, sagt der Bildungsstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Peter Beckers (SPD). Seiner Ansicht nach würde eine Beteiligung der Eltern am Schulessen gemäß ihres Einkommens einen „irren Verwaltungsaufwand“ erfordern. Deshalb sei es besser, dass das Land Berlin die Finanzierung des Essens komplett übernimmt. Sandra Dassler

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