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Kurzer Prozess: Die Arbeit des SEK im Hinterhaus der Grunewaldstraße 87 war am Dienstagmorgen schnell erledigt.

© Jörn Hasselmann

Update

Berlin-Schöneberg: Zwei Einsätze in Folge in der Grunewaldstraße

Spezialkräfte der Polizei nahmen am Dienstag in der Schöneberger Grunewaldstraße einen Mann fest, der Bewohner mit einer Waffe bedroht haben soll. Am frühen Mittwochmorgen gab es einen neuen Einsatz - wegen eines betrunkenen Ehepaars.

Immer wieder gibt es Ärger um ein Mietshaus in der Grunewaldstraße 87. Am frühen Mittwochmorgen gab es dort den zweiten Polizei-Einsatz in Folge. Gegen 4.30 Uhr war ein völlig betrunkenes Ehepaar aneinandergeraten. Angeblich soll der Mann seine Frau geschlagen haben, wobei der Hergang des Streits bisher nicht geklärt ist. Jedenfalls rückten in Sachen häusliche Gewalt gleich mehrere Polizeiwagen und ein Krankenwagen an. Solche Einsätze gibt es in jenem Haus seit Monaten immer wieder.

Dienstagfrüh musste die Polizei sogar noch massiver eingreifen. Da machte sich erstmals ein Spezialeinsatzkommando ans Werk – mit Rammbock, Motorsäge und Blendgranaten. Mehrere Bewohner des Hauses waren nachts aneinandergeraten, angeblich wurde eine Schusswaffe gesehen. Diese Beobachtung machte aus dem Streit erstmals einen Fall für die Spezialeinheit.

Kurz vor 7 Uhr früh knallte es dann mehrfach, berichtete eine Bewohnerin des Nachbarhauses, das sich mit der Nummer 87 den Hof teilt. Mit Rammböcken und Motorsäge hatten sich die Beamten Zutritt verschafft, wohl auch Blendgranaten zur Ablenkung gezündet. Ein 26-jähriger Rumäne wurde festgenommen. In der Wohnung waren noch eine Frau und fünf Kinder. Ein Messer wurde in einem Versteck gefunden, aber keine Schusswaffe. Um 7.20 Uhr zog das SEK wieder ab, verletzt wurde niemand.

Ein Mädchen soll sich am Oberkörper stark verbrüht haben

Seit Ende 2014 leben in dem Haus viele Familien aus Rumänien und Bulgarien, vor allem Roma, heißt es im Bezirksamt. Nach Angaben von Nachbarn gibt es fast jeden Abend und jede Nacht Radau. Mehr als 200 Strafanzeigen soll es bislang im Umfeld des Hauses gegeben haben, teilte die Polizei mit, darunter viele Diebstähle. Läden in der Nachbarschaft öffnen Kunden nur noch, wenn sie klingeln. Worum es in der Nacht zu Dienstag ging, ist unklar. Vier Männer, darunter der festgenommene 26-Jährige sollen versucht haben, in die Wohnung eines 25-Jährigen einzudringen, der mit zehn weiteren Personen, darunter vielen Kindern, in einer anderen Wohnung des Hinterhauses lebt.

Unklar ist, ob es einen Zusammenhang gibt mit dem Fall eines schwer verletzten Kindes am Vortag. Nach Informationen des Tagesspiegels soll am Nachmittag ein Kind vor Schmerzen im Hof laut geschrien haben. Drumherum soll es einen ebenso lautstarken Auflauf von Bewohnern des Hauses gegeben haben, berichtete eine Zeugin. Das Mädchen soll sich wohl am Oberkörper stark verbrüht haben. Anwohner wollten dann die Feuerwehr holen, sind aber offensichtlich nur in der Warteschleife des Notrufs gelandet.

Wie die Zeugin weiter berichtete, hätten Erwachsene das Kind dann gepackt und selbst ins Krankenhaus gefahren. Nach Angaben des Feuerwehr-Lagedienstes gab es am Montag keinen Einsatz in dem Haus. Sozial- und Baustadträtin Sibyll-Anka Klotz (Grüne) bestätigte aber, dass am Montag ein Kind mit Verbrühungen in ein Krankenhaus gebracht worden sei, parallel dazu habe es eine Schlägerei gegeben.

Ständig räumt die BSR Müll aus dem Hof

Wie Klotz berichtete, soll sich die Situation in Schönebergs schlimmstem Wohnhaus in den vergangenen Wochen gebessert haben. Die Zahl der aus Bulgarien und Rumänien stammenden Bewohner soll von 200 auf etwa 100 gesunken sein, darunter aber fünf Neugeborene. Die Bauaufsicht des Bezirks habe „eine Liste ohne Ende“ an Mängeln und Beschwerden. Kürzlich sind mehrere Dixi-Klos im Hof aufgestellt worden, mehrere Toiletten im Haus wurden gereinigt, ständig räumt die BSR Müll aus dem Hof und dem Haus. Wie die Stadträtin sagte, sei die Bau- und Wohnungsaufsicht „täglich“ in dem Haus.

Für Nachbarn normaler Anblick: Polizeiautos vor dem "Horrorhaus".
Für Nachbarn normaler Anblick: Polizeiautos vor dem "Horrorhaus".

© Jörn Hasselmann

Nach Angaben von Klotz sei weiter unklar, was der Eigentümer vorhabe: „Aber das muss er uns auch nicht sagen.“ Kontakt zu dem Mann habe der Bezirk nicht, nur zu einem beauftragten Anwalt. Wie berichtet, hatte die Stadträtin dem Eigentümer schon vor Wochen „kriminelle Energie“ unterstellt. Im Haus wird spekuliert, dass die Rumänen nur einquartiert wurden, um die restlichen Mieter im Vorderhaus zu vertreiben, die dort teilweise schon seit Jahrzehnten wohnen. Ziel: die Umwandlung des Hauses in Eigentumswohnungen. Andere glauben, dass der Eigentümer einfach nur mehr Geld mit der Vermietung an Rumänen verdient.

Die Stadträtin ist illusionslos: „Der Zustand ist völlig inakzeptabel. Eine einfache Lösung gibt es nicht.“

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