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Hetze im Netz: Braune Wut gegen alternative Läden

Ackerkeller, Schokoladen, Hanfmuseum oder Baiz - die Namen auf der Internetseite lesen sich wie ein Best of der Alternativszene in Mitte. Wenn da nicht die Verfasser wären: Berliner Neonazis, die im Netz zu Aktionen gegen die Projekte aufrufen.

Von Frank Jansen

Angesichts der linken Kampagne gegen Thor-Steinar-Läden wächst offenbar in der rechtsextremen Szene die Neigung zurückzuschlagen. Auf einer Internetseite Berliner Neonazis sind seit Mitte März mehr als ein Dutzend Kneipen und andere Treffpunkte von Linken im Bezirk Mitte aufgelistet – kombiniert mit der jeweiligen Adresse und weiteren Details. Der Kommentar der anonymen Verfasser klingt nach einem Aufruf zur Attacke. „Nachdem es in letzter Zeit wieder zu vermehrten Angriffen auf echte oder vermeintlich nationale Einrichtungen kam, wird eine Reaktion notwendig“, heißt es auf der Seite. Es würden nun regelmäßig „linke Läden und Lokalitäten“ beleuchtet, „um auch einmal diese in die Öffentlichkeit zu ziehen“. Was bezweckt werden soll, wird nicht verschwiegen. „Wir hoffen, diese Informationen sind für Euch im praktischen Sinne effektiv“ – mit diesem Satz werden rechtsextreme Leser der Seite zu Aktionen animiert. Beispielsweise zum Verteilen von „kreativen Nachbarschaftsgeschenke“.

Auf der Liste stehen unter anderem der „Ackerkeller“ in der Bergstraße, das „Hausprojekt“ in der Brunnenstraße 183, das gegenüberliegende „Subversiv“ sowie das „Baiz“ in der Christinenstraße. Auch das „Hanfmuseum“ und die „Comicbibliothek Renate“ in der Tucholskystraße sind aufgeführt. In den betroffenen Läden ist man überrascht wegen der Liste. „Wir sind sehr erstaunt darüber, es gibt keine Anzeichen für ein verstärkte rechte Gefahr“, sagt ein Mitarbeiter des Lokals „Schokoladen“ in der Ackerstraße, das ebenfalls genannt ist. „Wir haben hier weder Rechte gesehen noch Aufkleber oder Flyer entdeckt.“ Das Angebot der Polizei zu einem Gespräch über die Bedrohung wollen die Betreiber des Schokoladen nutzen, aber verstärkte Polizeistreifen halten sie nicht für sinnvoll. „Sollen die Rechten doch kommen, hier gibt es genug Leute, die sich wehren werden“, hieß es dort.

Ein Mann, der im „Hausprojekt“ in der Brunnenstraße 183 wohnt, sieht sich gewappnet. „Ich fühle mich als Linker in Mitte sicher. Hier sind jeden Tag sehr viele Leute, die den Rechten Widerstand bieten“, sagt er. Der Verfassungsschutz nimmt die Liste der Neonazis ernst. Es sei nicht auszuschließen, „dass Personen dem Aufruf folgen werden, aktiv zu werden“. Die Polizei sagt, die Homepage sei bekannt und „wir tun alles, was nötig ist, um schon im Vorfeld Straftaten zu verhindern“.

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