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Die Polizei (Symbolbild).

© dpa

Update

Gewalt in Berlin-Friedrichshain: Leiche von der Revaler Straße identifiziert

Die Polizei hat die Identität des Toten geklärt, der an der Revaler Straße erstochen worden ist. Die Anwohner überrascht der Vorfall kaum.

Die Leiche von der Revaler Straße ist identifiziert worden. Bei dem Toten handelt es sich um einen 46-jährigen Nigerianer, der über keinen festen Wohnsitz verfügt, wie die Polizei am Montagmorgen mitteilte.

Die Obduktion ergab, dass der Mann wie angenommen den Folgen einer Stichverletzung erlag, die er in der Nähe eines Imbissstandes in der Revaler Straße erlitten hatte. Die Ermittler gehen nun weiteren Hinweisen nach. Derzeit gebe es keine neuen Erkenntnisse zu den Motiven der Gewalttat - auch der Täter ist weiterhin unbekannt.

Das Areal rund um das RAW-Gelände ist schon seit Jahre nicht nur für seine linksalternative Partyscene bekannt, sondern auch für die massive Gewalt-und Drogenkriminalität. Noch am Freitag hatte Innensenator Frank Henkel (CDU) bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für 2015 gesagt, dass die Polizei ihre Präsenz auf dem RAW-Gelände massiv erhöht habe, von 12.000 Einsatzkräftestunden 2014 auf 36.000 im vergangenen Jahr. „Wir schauen nicht weg, sondern halten dagegen“, so der Senator. Im Jahr 2015 hat die Polizei auf dem Gelände 1614 Anzeigen geschrieben, etwa 75 Prozent davon wegen Drogenhandels.

Anwohner sind geteilter Meinung

Diesen Eindruck kann auch Alfons L. (28) bestätigen. Er arbeitet schon seit zwei Jahren auf dem Partygelände. "Ja, ich nehme schon wahr, dass hier mehr Bullen rumlaufen, aber ich finde nicht, dass das Sinn macht", sagt er, "Ich meine die Drogendealer tun keinem etwas, das sind auch nur arme Schweine. Und Gewalt gibt es schließlich überall in Berlin."

Nicht alle sehen die Situation so gelassen wie Alfons. Neben dem nächtlichen Partyvolk wird das Gelände noch von Künstlern genutzt. Einer von ihnen nennt sich selber Fancy. Er parkt gerade sein Fahrrad vor einem Künstlerhaus an der Revaler Straße. "Ich finde es fürchterlich hier", sagt er. Das RAW-Gelände bekäme jetzt zwar wesentlich mehr Aufmerksamkeit, aber gebessert habe sich nichts. "Es ist noch immer das selbe: auf der Warschauer Straße sind die Taschendiebe und auf der Revaler Straße sind die Drogendealer."

Nur einen Steinwurf entfernt, nördlich vom RAW-Gelände strecken sich sorgsam restaurierte Altbaufassaden in die Höhe. In dem Kiez rund um den Boxhagener Platz und die Mainzer Straße scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Systemkritik und bürgerliches Leben können sich so nahe sein. Durch die Libauer Straße schlendert ein junges englisches Paar, mit einem Kind auf dem Arm. Sie sprechen kein Wort Deutsch, wohnen aber schon seit drei Jahren in Friedrichshain. Sonderlich schockiert scheinen sie über den Vorfall nicht zu sein. "Ich dachte hier wird jeden Tag jemand abgestochen", sagt der Mann sarkastisch. Seine Frau verdreht die Augen. "Als wir vor drei Jahren hierher gezogen sind, waren hier noch nicht so viele Drogendealer. Die sind definitiv mehr geworden", sagt sie.

Eigentlich eine schlechte Gegend, um ein Kind großzuziehen, sollte man meinen. "Wir finden es aber eigentlich ganz schön hier, Prenzlauer Berg wäre uns zu perfekt." Außerdem sei es nicht wirklich gefährlich rund um das RAW-Gelände. "Mir tun die Drogendealer ja nichts und normalerweise gibt es hier auch nicht so viel Gewalt."

Spätestens seit dem Angriff auf einen Begleiter der Sängerin Jennifer Weist im vergangenen Sommer ist die Gegend um das RAW-Gelände für ihre bisweilen gewalttätigen Taschendiebe und Drogendealer berüchtigt. Unser Kollegen Hannes Heine hat eine Nacht dort verbracht - lesen Sie hier seine Reportage.

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