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Die Polizei fand den geklauten Schmuck in der Nähe des Mehrfamilienhauses. (Symbolbild)

© dpa

Kriminalitätsstatistik im Vergleich: Berlin: Pro Kopf doppelt so viele Straftaten wie im Bund

Drei Monate nach Berlin hat der Bund seine Kriminalstatistik vorgestellt. „Es gibt hier anders als in einem bayerischen Dorf weniger soziale Kontrolle durch Nachbarn“, sagt Polizeipräsident Klaus Kandt.

Zahl der Straftaten: Sie stieg bundesweit um 4,1 Prozent auf 6,33 Millionen Fälle. In Berlin stieg diese Gesamtzahl um 4,9 Prozent auf 570.000. Pro Kopf werden in Berlin also ziemlich genau doppelt so viele Straftaten verübt. Diese Statistik ist jedoch verfälscht, da in Berlin ständig viele Touristen aber auch reisende Tätergruppen sind. Deren Straftaten werden der hier lebenden Bevölkerung zugeschlagen. Zudem kommen viele reisende Taschendiebe gerade wegen der vielen Touristen nach Berlin, weil diese sich leichter bestehlen lassen.

Politisch motivierte Kriminalität: Bundesweit gab es hier einen Anstieg um 19 Prozent, in Berlin dagegen sank sie um drei Prozent. Bei den absoluten Zahlen allerdings sieht es ganz anders aus. Ziemlich genau jede zehnte politisch motivierte Tat wurde in Berlin verübt, pro Kopf also deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt. Berlin ist als Hauptstadt naturgemäß stärker von diesem Delikt betroffen, schon wegen der zahlreichen Demonstrationen. Laut Berliner Polizei war „der unverminderte Zustrom von geflüchteten Menschen zentrales Thema der rechten Szene“. Rechte Taten stiegen auch in Berlin an, bei linksextremistischen gab es einen Rückgang von 23 Prozent. Berlin hatte die Kriminalstatistik im Februar vorgestellt.

Die bundesweiten Zahlen hatte der Tagesspiegel bereits am Sonntagabend veröffentlicht.

Wohnraumeinbruch: Bundesweit stieg dieses Delikt auf den höchsten Stand seit der Jahrtausendwende. 2015 gab es etwa 167.000 Fälle, fast zehn Prozent mehr als im Jahr 2014. Berlin hat den Höhepunkt bei diesem Delikt hinter sich. 2012 und 2014 gab es mehr als 12.000 Einbrüche in Wohnungen und Häuser. 2015 sank die Zahl in Berlin leicht auf 11.800.

Die Aufklärungsquote liegt mit 8,5 Prozent deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 14,1 Prozent. Polizeipräsident Klaus Kandt sagte, dass viele Taten von reisenden Tätergruppen aus dem Ausland verübt werden, diese hätten es in der Großstadt leichter. „Es gibt hier anders als in einem bayerischen Dorf weniger soziale Kontrolle durch Nachbarn“, sagte Kandt dem Tagesspiegel. Anders formuliert:Eine Gruppe südosteuropäischer Einbrecher fällt in Kreuzberg weniger auf als in Bad Kreuznach. Das Einbruchsrisiko ist in Berlin im Vergleich zu vielen anderen größeren Städten durchschnittlich.

Hier gab es pro 100.000 Einwohner 340 Taten. In sehr vielen Städten des Ruhrgebiets, aber auch in Hamburg und Bremen liegt diese Zahl bei über 500. Den Negativrekord hält Dortmund mit 580 Taten. Die drei sicherste deutschen Großstädte mit jeweils etwa 80 Taten pro 100.000 Einwohner sind München, Rostock und Augsburg. In allen Zahl sind versuchte Taten enthalten, Berlin liegt mit 42 Prozent Versuchen genau im Durchschnitt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière machte „eine überproportionale Zunahme organisierter, reisender Tätergruppen aus Südost- und Osteuropa“für die bundesweit gestiegenen Zahlen verantwortlich.

Diebstahl von Autos und Fahrrädern
Jedes zehnte Fahrrad wird in Berlin geklaut, auch hier liegt die Stadt weit über dem Schnitt. Bundesweit waren es 335.000, in Berlin 32.000. Die Aufklärungsquote ist in Berlin mit vier Prozent signifikant schlechter als bundesweit (neun Prozent). Noch größer ist in Berlin das Risiko für Autobesitzer: fast jedes fünfte Auto verschwand in Berlin. 6700 waren es in Berlin, 36.500 in Deutschland. Als Grund nennt das Präsidium die Nähe zu Osteuropa. Die Aufklärungsquote ist bundesweit mit 27Prozent doppelt so gut wie hier (13,7 Prozent).

Ausländerrechtliche Verstöße
Im Jahr 2015 wurden bundesweit 40.2741 ausländerrechtliche Verstöße registriert. Dies sind fast drei mal so viel wie 2014, eine Folge der stark gestiegenen Zuwanderung. Diese „Straftaten gegen das Aufenthalts-, das Asylverfahrens- und das Freizügigkeitsgesetz/EU“ machen mittlerweile 6,4 Prozent der Gesamtkriminalität aus. Rechnet man ausländerrechtliche Verstöße heraus, stieg die Kriminalität bundesweit nur um 0,1Prozent. In Berlin gab es einen wesentlich geringeren Anstieg von 7500 auf 10000 ausländerrechtliche Verstöße. Der Anteil an der der Gesamtkriminalität liegt in Berlin 2015 bei nur 1,8 Prozent.

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