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Das Haus an der Linienstraße Ecke Kleine Rosenthaler Straße.

© imago/Engelhardt

Update

Linkes Wohnprojekt "Linie206": Zwei Wohnungen in Linienstraße geräumt

Gerichtsvollzieher, Sicherheitsdienst und 25 Polizisten haben am Dienstagmorgen zwei Wohnungen in der Linienstraße geräumt. Am Abend kam es zu einer Demonstration. Das Haus war 1990 besetzt worden.

In dem linken Wohnprojekt "Linie206" in der Linienstraße in Mitte sind am Dienstagmorgen zwei Wohnungen geräumt worden. Die Polizei war mit 25 Beamten im Einsatz und leistete bei der Zwangsvollstreckung Amtshilfe für das Amtsgericht Mitte, wie eine Polizeisprecherin mitteilte.

Wie das Wohnprojekt selbst mitteilte, hätten sich um 7.40 Uhr Gerichtsvollzieher, Eigentümer, Security und Polizei Zutritt zu zwei Räumen verschafft. Die dort befindlichen Personen seien aus den Räumlichkeiten entfernt und alle Gegenstände in einen Lkw gebracht worden. Gegen 12.20 Uhr sollen sowohl der private Sicherheitsdienst als auch die Polizei das Haus verlassen haben. Die geräumten Wohnungen wurden verschlossen. Eine Gerichtssprecherin teilte mit, dass die Mieter schon länger nicht mehr in den beiden Wohnungen wohnten. Sie hätten anerkannt, dass sie die Wohnung räumen müssten. Dennoch versammelte sich vor dem Haus eine kleine Gruppe von Demonstranten. Bei Twitter wurde zu Solidaritätskundgebungen aufgerufen. Auch am Abend kam es zu einer Demonstration durch Berlin-Mitte. 300 - 350 Teilnehmer sollen vor Ort gewesen sein.

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Besetzt wurde die „Linie206“ im Mai 1990 ein halbes Jahr nach dem Fall der Mauer. Das Haus war nach der Wende an eine Erbengemeinschaft restituiert worden, dann wechselten mehrfach die Besitzer. Die derzeitigen Eigentürmer haben das Haus 2010 erworben und waren vor Gericht mit Abmahnungen und Kündigungen vorerst gegen die Mieter gescheitert. Der Rechtsstreit dauert jedoch seit 2012 an. Die Richter verwiesen dabei auf die nach ihrer Einschätzung weiterhin gültigen Mietverträge, die die Besetzer 1991 unterschrieben, als die Wohnungsbaugesellschaft Mitte als formale Eigentümerin des Hauses fungierte. Seit damals zahlt der Hausverein „Linientreu“ seine Miete auf ein Konto – nur die Empfänger wechselten. Der Verein "Linientreu" habe gegenüber dem aktuellen Eigentümer mehrfach Interesse an einem Kauf signalisiert – vergeblich. Das 1826 erbaute Eckhaus steht unter Denkmalschutz und ist extrem sanierungsbedürftig. Seit 25 Jahren ist nicht mehr in das Haus investiert worden.

Dass die Anerkennung der alten Mietverträge nicht in Stein gemeißelt ist, zeigt der Fall der "Liebig14". Das Haus in der umkämpften Liebigstraße in Friedrichshain wurde 2011 geräumt, weil ein Gericht die seit 1992 existierenden Mietverträge für ungültig erachtete. Das Wohnprojekt "Linie206" gibt sich auf seiner Internetseite nach der Räumung der Wohnungen mit dem "umstrittenen Mietverhältnis" weiter kämpferisch und kündigt an: "Wir sehen uns vor Gericht."

Lesen Sie hier eine große Reportage zum Wohnprojekt "Linie206" aus dem August 2015.

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