zum Hauptinhalt
Update

Mann erschießt Ehefrau und sich selbst: Familiendrama in Kreuzberg - Täter hatte Verbindungen zu türkischen Nationalisten

Nach einem Streit hat ein 40-Jähriger in Kreuzberg seine Ehefrau und sich selbst erschossen. Der Täter sympathisierte offenbar mit einer türkischen, rechtsextremen Partei. Die drei Kinder des Paares sollen sich zur Tatzeit in der Wohnung befunden haben.

Genau 21:58 ging der Notruf bei der Berliner Feuerwehr ein. Zuvor hatte Attila U. in seiner Wohnung im dritten Stock in der Oranienstraße am Mittwochabend auf seine 39-jährige Ehefrau und dann auf sich selbst geschossen, wie eine Polizeisprecherin sagte. Die Frau starb noch in der Wohnung an ihrer Verletzung. Der 40-jährige Täter schoss dreimal auf sich selbst und wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht, wo er wenig später starb. Zeugen hatten Schüsse gehört und daraufhin Polizei und Rettungskräfte alarmiert.

Am Tatort trafen die Ermittler auf die drei Kinder der Familie U. im Alter von 10, 12 und 18 Jahren. Nachbarn berichteten, die Kinder hätten sich zur Tatzeit ebenfalls in der Wohnung befunden. Als die Ermittler eintrafen, waren sie offenbar in der Wohnung eines Nachbarn. Inzwischen seien sie bei der Großmutter mütterlicherseits untergebracht. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Nach Angaben verschiedener Nachbarn habe sich das Paar in der Vergangenheit häufig heftig darüber gestritten, ob es in die Türkei in die Gegend von Kayseri zurückkehren solle. Die Ehefrau sei dagegen gewesen. Aus Polizeikreisen hieß es Attila U. sei 1993 nach Deutschland verheiratet worden und damit nie glücklich gewesen. Die Ehefrau war in Deutschland aufgewachsen.

Verbindung zu den Grauen Wölfen

Attila U. präsentiert seine Facebook-Seite mit mehreren türkischen Flaggen und teils martialischer Aufmachung. In seinen "Gefällt mir"-Angaben bezieht er sich auf Musik, Bücher und Filme, die in Verbindung mit der türkischen nationalistischen Bewegung "Die Grauen Wölfe" stehen. Zu seinen Favoriten gehört unter anderem die offizielle Facebook-Seite der "Milliyetçi Hareket Partisi" (deutsch: "Partei der Nationalistischen Bewegung). Beide Tote hatten auch Verbindungen zu einem türkischen Politiker, der seinerseits für die Partei der Nationalistische Bewegung in der Provinz Kayseri aktiv ist. Auch Polizeikreise bestätigten dem Tagesspiegel die Verbindung von Attila U. zur nationalistischen Szene. Zu dem Zusammenhang werde ermittelt.

Inzwischen haben sich zahlreiche Bekannte und Verwandte der Familie in der Wohnung der Großmutter versammelt, um gemeinsam zu trauern. Die meisten sind in Tränen aufgelöst, eine Gewalttat habe sich in keiner Weise abgezeichnet. Eine Freundin der ältesten Tochter berichtete, sie sei schockiert von der Tat. Der Familienvater, den sie ebenfalls persönlich gekannt habe, habe sich völlig normal verhalten. Von dem schwerwiegenden Streitthema, von dem die Nachbarn berichten, habe sie nichts gewusst.

Die Mordkommission übernahm die Ermittlungen, sagte die Polizeisprecherin. Zunächst solle der genaue Tathergang rekonstruiert werden. Nun ordnete die Staatsanwaltschaft eine Obduktion an. Mit dem Ergebnis wird frühestens Donnerstagnachmittag gerechnet. Wie die Staatsanwaltschaft nun bekannt gab, hatte sich Attila U., der als Taxifahrer arbeitete, die Pistole illegal besorgt. Er verfügte über keinen Waffenschein.

Zur Startseite