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Das Deutsche Theater in der Schumannstraße.

© Jens Kalaene/dpa

Update

Nach Messerattacke vor Deutschen Theater: Schauspielerin aus Krankenhaus entlassen

Der 29-Jährige, der die Schauspielerin Anne Kulbatzki mit einem Messer verletzt hat, wurde in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert.

Entwarnung nach der Messerattacke auf eine Schauspielerin des Deutschen Theater. Wie die Polizei mitteilte, konnte Anne Kulbatzki noch am Mittwochabend das Krankenhaus wieder verlassen. "Sie hatte großes Glück, dass Passanten direkt eingegriffen haben", sagte eine Polizeisprecherin dem Tagesspiegel.

Täter räumt Mordabsicht ein

Auch die Staatsanwaltschaft äußerte sich zu den neusten Entwicklungen. Ein Haftrichter hat einen Unterbringungsbeschluss für den 29-jährigen mutmaßlichen Täter beschlossen. Der Mann sitzt nun vorläufig in einem psychiatrischen Krankenhaus. "Zuvor hat er der Täter eingeräumt, dass er die Frau umbringen wolle", erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Man ermittle nun wegen versuchtem Totschlag. Bei der Messerattacke in Mitte war am Dienstagabend die Schauspielerin Anne Kulbatzki vor dem Deutschen Theater schwer verletzt worden. Nach Angaben der Polizei griff ein Mann die 28-Jährige gegen 21.50 Uhr auf dem Gehweg der Schumannstraße an und stach sie nieder. Zeugen griffen allerdings sofort ein und hielten den Täter fest. Helfer führten die blutende Frau die wenigen Meter zurück zum Deutschen Theater. Sie wurde mit Schnittverletzungen ins Krankenhaus gebracht, war laut Polizei am Mittwoch aber wieder ansprechbar.

Ermittler der Kriminalpolizei sicherten auf der Treppe des Theaters später Blutspuren. Die Attacke geschah eine gute Stunde nach Ende des Stücks "der thermale widerstand", das laut Spielplan gegen 20 Uhr 30 endet. Anne Kulbatzki gehört zum Ensemble des Stücks. Die Polizei führte den 29-jährigen Angreifer in Handschellen ab.

Deutsches Theater gibt Stellungnahme ab

Der Mann stammt aus Norwegen, ist aber in Berlin wohnhaft. Die Schauspielerin hatte ihr erstes Engagement in Norwegen und spricht sehr gut norwegisch. Viele ihrer Facebook-Freunde sind aus Norwegen. Eine Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen. Der Täter und die Frau sollen sich seit langem kennen. Polizei und Staatsanwaltschaft betonten aber, dass bislang keine Anzeigen gegen den Mann, zum Beispiel wegen Stalkings, bekannt seien. Allerdings habe er die Frau offenbar schon mehrfach gegen ihren Willen bedrängt.

Laut Staatsanwaltschaft gibt es eine Zeugenaussage, nach der der Täter vor seinem Angriff "Du Schlampe" gerufen habe. Der Zeuge sei sich aber selbst nicht sicher, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Das Deutsche Theater gab am Mittwochmittag eine Stellungnahme heraus. "Wir sind entsetzt über diesen Vorfall und hoffen, dass es Anne Kulbatzki bald wieder besser geht", heißt es darin. Die Schauspielerin habe Schnittverletzungen erlitten und sei sofort im Krankenhaus behandelt worden. Es gehe ihr den Umständen entsprechend gut. Zu den Details des Angriffs wolle man sich aber nicht äußern: "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir zu Herkunft und Motiv des Angreifers keine Angaben machen, da polizeiliche Ermittlungen laufen. Aus diesem Grund werden wir von weiteren Stellungnahmen absehen."

Die für den heutigen Donnerstag geplante Aufführung des Stücks ist abgesagt worden, stattdessen gibt es „Lenz“ von Büchner. Ob und wie die weiteren geplanten Aufführungen stattfinden können, werde noch diskutiert, hieß es. Auch Silvester steht das Stück auf dem Programm. Viele Schauspielerkollegen übermittelten über soziale Netzwerke Genesungswünsche an Anne Kulbatzki, ebenso Thomas Oberender, der Intendant der Berliner Festspiele. Die letzte Gewalttat im Deutschen Theater liegt viele Jahre zurück. 1999 drang ein ehemaliger Schauspielschüler in das Büro des Intendanten ein und bedrohte ihn mit einem Theatergewehr und dem Satz: „Ich kriege jetzt einen Vertrag - oder ich erschieße Sie!“ Als der damalige Intendant Thomas Langhoff ihm dieses nicht sofort zusicherte, schlug und würgte dieser ihn. Langhoff gelang es damals, den als verwirrt geltenden Schauspielschüler zu überwältigen.

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