zum Hauptinhalt
Ausgebrannte Autos in der Nähe vom Park am Gleisdreieck.

© dpa

Update

Park am Gleisdreieck: Linksextreme Szene bekennt sich zur Brandstiftung

Schaden in sechsstelliger Höhe richteten Linksextremisten in der Nacht zu Sonnabend in einem Neubauviertel am Gleisdreieckpark an. Am Mittag wurde ein Bekennerschreiben veröffentlicht.

Brennende Luxusautos und eingeschlagene Schaufenster: Mehrere Vermummte zogen in der Nacht zu Sonnabend durch die Flottwellstraße in Mitte. Mindestens vier "hochwertige Fahrzeuge", so das Polizeipräsidium, wurden gegen 1 Uhr früh angezündet, Dutzende Fensterscheiben von Häusern und Autos eingeschlagen und eine Baustellenabsperrung als Barrikade auf die Straße gezerrt und angezündet.

Anwohner hatten kurz nach 1 Uhr eine größere Gruppe maskierter Personen gesehen, die durch die Flottwellstraße zogen und ab Einmündung Lützowstraße bis zur Pohlstraße diverse Sachbeschädigungen begingen, teilte die Polizei am Samstagvormittag mit. Es soll sich dabei um etwa 20 bis 40 Personen gehandelt haben, die laut den Zeugenaussagen mit Fahrrädern unterwegs waren.

In der Flottwellstraße zündeten die Unbekannten zwei Baustellenabsperrungen und vier hintereinanderstehende, geparkte Autos an: zwei Mercedes und zwei BMW. Zudem wurden an 24 weiteren Fahrzeugen Scheiben eingeschlagen und Spiegel abgetreten. Parallel ging die Verglasung von Geschäften und Wohnhäusern zu Bruch.

Dem Vernehmen nach nutzten die Täter Spitzhacken und andere Schlagwerkzeuge, sie flüchteten mit ihren Fahrrädern an der Pohlstraße in den Park am Gleisdreieck. Festnahmen gab es keine, die Aktion soll nur wenige Minuten gedauert haben. Durch den Park mit zahlreichen Ein- und Ausgängen hatte die Gruppe gute Fluchtmöglichkeiten. Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Bekennerschreiben bei "indymedia"

Am Mittag wurde eine Selbstbezichtigung auf der einschlägigen linksextremistischen Internetseite indymedia veröffentlicht. Unter dem Titel "In der Flottwellstrasse zugeschlagen" bekennt sich ein "Kommando Noske und Ebert" zu der Aktion. In dem in satirischer Form gehaltenen Schreiben heißt es: "Als Sozialdemokrat_innen fühlen wir uns verpflichtet, die Stimmung anzuheizen, damit der Volksgenosse Tom Schreiber was zum Hetzen hat."

Ausgebrannte Autos stehen am 06.02.2016 in der Flottwellstraße in Berlin. Am Park am Gleisdreieck in Berlin-Kreuzberg sind in der Nacht zum Samstag mehrere Autos in Brand gesetzt worden.
Ausgebrannte Autos stehen am 06.02.2016 in der Flottwellstraße in Berlin. Am Park am Gleisdreieck in Berlin-Kreuzberg sind in der Nacht zum Samstag mehrere Autos in Brand gesetzt worden.

© d Jörg Carstensen/dpa

Ob die Selbstbezichtigung authentisch ist, bleibt unklar. So genanntes Täterwissen wird nicht veröffentlicht - für die Polizei ist das ein Kriterium, ein Schreiben als "echt" einzustufen. Der SPD-Abgeordnete Tom Schreiber engagiert sich seit Jahren gegen linksextremistische Gewalt.

Krawall war zu erwarten in dieser Nacht vor der "Freiräume"-Demo in Friedrichshain. Allerdings suchten sich die mutmaßlichen Linksextremisten einen anderen Ort. Denn in Friedrichshain ist die Polizei mittlerweile nachts durch eine große Zahl unifomierter und ziviler Kräfte präsent, vor der Demo dürfte die Zahl der Beamten noch einmal erhöht worden sein. Das wussten die Täter - und wichen aus.

Mit Spitzhacken schlugen die Täter Dutzende Scheiben ein.
Mit Spitzhacken schlugen die Täter Dutzende Scheiben ein.

© Jörn Hasselmann

Bislang war das in den letzten beiden Jahren entstandene Neubaugebiet direkt am Gleisdreieckpark nicht in der Szene thematisiert worden - zu weit entfernt von den Brennpunkten der Gentrifizierungs-Debatte. In der Nacht wurden an mehreren Stellen in der Stadt Transparente angebracht mit Hinweisen auf die Demo am Samstagabend, so zum Beispiel an der Bahnbrücke über die Frankfurter Allee. In der Selbstbezichtigung wird dazu aufgerufen, an der "Freiräume"-Demo am Sonnabend in Friedrichshain teilzunehmen.

Zur Startseite