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Weiter in Haft: Polizei fasst mutmaßliche Autobrandstifter

Seit Wochen gibt es eine Serie von Brandanschlägen auf Autos - nun hat die Polizei zwei Tatverdächtige mit Hilfe einer Wärmebildkamera im Hubschrauber in Moabit gefasst. Einer der beiden könnte noch den gesamten Sonnabend in Gewahrsam bleiben.

Mit Hubschrauber und Wärmebildkamera macht die Polizei jetzt Jagd auf Autobrandstifter – und meldet einen ersten Fahndungserfolg: In der Nacht zu Freitag nahmen Ermittler zwei Männer in Moabit fest, einer der beiden wurde am Freitag allerdings wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Die beiden waren einer Helikopterbesatzung aufgefallen. Um 2.45 Uhr wurden die Verdächtigen gefasst, als sie gerade durch die Lüneburger Straße radelten, teilte Polizeisprecher Frank Millert mit.

Die Fahnder konnten aber nicht verhindern, dass in der Nacht erneut zehn Autos und ein Motorroller in Flammen aufgingen – in Tiergarten und Moabit, aber auch in Charlottenburg. Einer der Festgenommenen stand am Freitagabend noch im Verdacht, einen Teil der Brandanschläge verübt zu haben. Bei dem 43-jährigen Detlef M. und dem 24 Jahre alten Otto B. wurde ein Beutel mit Grillanzündern gefunden. Beide Männer leben in Berlin. Detlef M. ist dem Staatsschutz bereits wegen anderer Delikte bekannt, er kommt aus Friedrichshain. Sein Begleiter ist in Schöneberg gemeldet. Er konnte den Polizeigewahrsam am Freitagnachmittag verlassen, da sich der Tatverdacht gegen ihn nicht erhärten ließ.

Ein Polizeisprecher sagte am Freitagabend, gegen den 43-jährigen Detlef M. werde weiter ermittelt. Die Ermittler dürfen den Verdächtigen noch den ganzen Samstag in Gewahrsam behalten.

In dem Friedrichshainer Wohngemeinschaftsprojekt, in dem Detlef M. lebt, reagierten die Mitbewohner geschockt auf die Festnahme. „Das ist voll scheiße, dass der Det unter Verdacht steht“, sagte einer der Bewohner. Er habe Angst, dass „die Bullen jetzt das ganze Haus durchsuchen“. Die Beweislage soll jedoch nach Angaben eines Ermittlers bislang „so dünn“ sein, dass es nicht für einen Durchsuchungsbeschluss, geschweige denn für eine Vorführung beim Haftrichter reicht.

Die Zahl der angezündeten Fahrzeuge ist mit den jüngsten Anschlägen auf 85 gestiegen. Insgesamt 58 weitere Autos wurden durch die Feuer beschädigt. Die Polizei hat die Brandschutzstreifen in mehreren Bezirken verstärkt. Hinzu kommen Hubschrauber, die wie im aktuellen Fall zur Unterstützung gerufen werden. Auch Kräfte der Landeseinsatzreserve, die eigentlich die Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr erhöhen soll, sind zum Teil für die Brandwache abgezogen worden. „Wir setzen jetzt den Schwerpunkt auf die Brandstiftungen und unser Bemühen, die Täter zu finden“, sagte Innensenator Ehrhart Körting (SPD). Die Gewerkschaft der Polizei bezeichnete es als „politische Fehlentscheidung“ und „Aktionismus“, die Brandschutzstreifen zulasten der Sicherheit der Fahrgäste personell zu verstärken. Die Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr habe Vorrang.

Die Verfolgung und Beweisführung bei Brandanschlägen auf Fahrzeuge sind – wie die Vergangenheit zeigt – extrem schwierig. Es gab bislang nur wenige Festnahmen oder Prozesse. Zuletzt wurde eine Angeklagte zum dritten Mal vom Landgericht freigesprochen, weil die Indizien nicht für eine Verurteilung reichten. Polizeisprecher Millert verwies auf das etwa 5000 Kilometer lange Berliner Straßennetz und rund 1,4 Millionen zugelassene Autos. Damit böten sich viele Angriffspunkte.

Brandstifter nutzen meist Grillanzünder, die auf einen Autoreifen gelegt werden. Doch selbst wenn bei einem Verdächtigen solche Anzünder gefunden werden, fehlt der Beweis der Tat. „Es ist zwar sehr merkwürdig, wenn jemand in der Nacht mit Grillanzünder herumläuft und sagt, auf einer Grillparty gewesen zu sein. Aber man muss ihm das Gegenteil beweisen“, sagte ein Ermittler.

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