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Mit Verkehrsschildern wurden Scheiben eingeschlagen.

© Matthias Zickrow

Update

Nach Krawall in Kreuzberg: Slime-Konzerte: Polizei am zweiten Abend besser vorbereitet

Nachdem es am Abend zuvor in Kreuzberg nach einem Konzert der Punkband Slime zu Krawallen gekommen war, hatte sich die Polizei am Donnerstag besser vorbereitet. Es gab nur zwei Festnahmen.

Vermummte hatten am Mittwochabend nach dem Konzert im SO36 Polizeiwagen mit Steinen beworfen sowie Schaufenster und Bankautomaten zerschlagen. Die Befürchtungen der Polizei, dass es einen Tag später erneut zu Randalen kommen könnte, als die Band ein zweites Konzert an gleicher Stelle gab, bestätigten sich jedoch nicht. Es blieb diesmal bei zwei Festnahmen.

Am Donnerstag bezogen Polizisten schon am frühen Abend rund um das Kottbusser Tor in Kreuzberg Stellung. Der Donnerstagabend verlief nach Einschätzung eines Polizeisprechers dann "ruhig". Es habe eine Festnahme wegen eines Böllerwurfs gegeben. Ein weiterer Mann wurde nach dem Versuch in Gewahrsam genommen, den Böllerwerfer wieder zu befreien, sagte der Polizeisprecher.

Von den Ausschreitungen in der Nacht zu Donnerstag war die Polizei aber offenbar überrumpelt worden. Knapp 100 Autonome hatten die Autohäuser an der Mariannen- und Skalitzer Straße angegriffen. Sie zertrümmerten nicht nur Scheiben, es soll auch ein Brandsatz in die Ausstellungsräume geworfen worden sein – neben einem hochwertigen Auto waren lodernde Flammen zu sehen. Der Brandsatz erlosch aber noch vor Eintreffen der Feuerwehr von selbst. Vor dem SO 36 lagen Mülltonnen, die auf die Oranienstraße gerollt worden waren. Die Betreiber des Clubs hatten diese aber bereits weggeräumt, bevor die angeforderte Polizei anrückte, sagte eine Sprecherin des SO 36. Die Polizei war zunächst mit etwa 30 Beamten vor Ort, nach Mitternacht war dann eine Hundertschaft im Einsatz. In der Mariannenstraße durchschlugen zwei Kleingeschosse die Scheiben eines Einsatzwagens. Im Fahrzeug hätten die Beamten einen „gläsernen Gegenstand“ sichergestellt. Der Staatsschutz ermittelt.

Auch der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Robbin Juhnke war überzeugt, dass die Polizei überrascht worden ist. „Dies wäre erschreckend“, der Senat müsse seine Sicherheitspolitik überdenken. Juhnke forderte, „endlich mehr Polizisten einzustellen“. Wie die Gewerkschaft der Polizei wies auch der CDU-Politiker darauf hin, dass bei derzeit rund 16 000 Beamten in der Stadt 4000 Einsatzkräfte fehlten.

Auch vor den beiden Autohäusern zwischen SO 36 und Kottbusser Tor gab es keine erneuten Krawalle. Seit 50 Jahren gibt es die Filiale in der Skalitzer Straße, seit 15 die in der Mariannenstraße. Es handelt sich um einen Seat- und einen Audi-Händler. Zerschlagene Scheiben waren vor allem am 1. Mai üblich. Ob die Häuser gegen Krawallschäden versichert sind, teilten die Autohändler auf Nachfrage nicht mit.

Die Musikgruppe Slime gilt als eine der einflussreichsten Punkbands in Deutschland. Von 1979 bis zur Auflösung 1994 trat die Gruppe bundesweit in zahlreichen Clubs auf, die Lieder der Band gehörten schnell zum Soundtrack linker Demonstration. In diesem Jahr gab die Gruppe anlässlich ihres 30-jährigen Bandjubiläum einige Konzerte. Slime positionierte sich in Songs wie „Sand im Getriebe“ als linksradikal. Die Lieder „Nazis Raus“ und „Schweineherbst“ entstanden als Reaktion auf die rassistischen Pogrome von Rostock-Lichtenhagen 1992. Zu heftigen Debatten führte das Lied „Deutschland muss sterben (… damit wir leben können)“.

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