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Torschütze unter Verdacht: Der Babelsberger Fußballprofi Süleyman Koc (hier jubelnd nach seinem Treffer zum 1:0 gegen Kickers Offenbach) soll in Berlin als Anführer einer Bande Automatencasinos überfallen haben.

© Eibner

Update

Spieler bei Babelsberg 03: Fußballprofi wegen Raubverdachts festgenommen

Der Babelsberger Fußballprofi Süleyman Koc ist festgenommen worden. Er soll Anführer einer Bande sein, die Automatencasinos brutal überfallen hat. Vereinspräsident Speer nimmt den Spieler in Schutz.

Dietmar Demuth steht neben dem Trainingsplatz und kann nicht glauben, was da schon den ganzen Tag im Radio zu hören ist. „Als ich das über Süleyman hörte, war ich platt“, sagt der Trainer des Fußball-Drittligisten Babelsberg 03. „Es ist unfassbar, er war immer nett und höflich“, ja, der Junge sei ein „Typ netter Schwiegersohn“.

Es ist der Tag nach der Festnahme des 21-jährigen Profifußballers aus Demuths Mannschaft. Der Babelsberger Süleyman Koc soll der Kopf einer brutalen Räuberbande sein, die seit Mitte Februar acht Automatencasinos in Berlin ausgeraubt hat. Koc und fünf mutmaßliche Komplizen sind am Montag in Berlin festgenommen worden, am Dienstag wurden gegen alle sechs Haftbefehle wegen schweren Raubes erlassen. Der Anwalt des Fußballers, Alexander Pabst, wollte sich am Dienstag noch nicht zu den Vorwürfen äußern. Eine Agentur berichtete allerdings am Abend, der Präsident des SV Babelsberg und ehemalige brandenburgische Innenminister Rainer Speer habe vom Anwalt erfahren, dass Süleyman Koc die Vorwürfe abstreite. Er behaupte, zufällig bei seinem Bruder gewesen zu sein, als dieser und weitere Tatverdächtige festgenommen wurde.

Der Zugriff des Mobilen Einsatzkommandos der Polizei erfolgte Montag früh in der Wohnung eines Verdächtigen in der Bastianstraße im Berliner Stadtteil Gesundbrunnen. Wie ein Ermittler bestätigte, soll Süleyman Koc als Anführer der kriminellen Gruppe agiert haben.

Die sechs Tatverdächtigen im Alter von 17 bis 22 Jahren hätten nach den bisherigen Ermittlungen mindestens acht Mal Spielhallen in Moabit, Gesundbrunnen und Wedding ausgeraubt, hieß es bei der Polizei. Bei ihren Überfällen seien sie zumeist mit äußerster Brutalität gegen Angestellte vorgegangen. Spielgeräte brachen sie laut Polizei mit einem „Kuhfuß“ auf – einem Gerät, mit dem sonst Nägel aus Brettern oder Wänden gezogen werden. Die Bande habe Spielhallenpersonal brutal verprügelt, auch mit einem Glasaschenbecher. Außerdem sei Pfefferspray eingesetzt worden. Die Tatverdächtigen sollen die Casinomitarbeiter mit Schwertern, Säbeln und Macheten bedroht haben. Die Gruppe habe in den vergangenen Wochen einen fünfstelligen Gesamtbetrag erbeutet. Kurz vor der Festnahme habe die Bande noch ein Automatenspielcasino in der Prinzenallee ausgeraubt. Am Treffpunkt nach der Tat in der Wohnung eines 20-Jährigen hätten die Fahnder dann zugeschlagen.

Der Profifußballer Süleyman Koc hatte seine Karriere beim Kreuzberger Klub Türkiyemspor gestartet. Dort spielte der offensive Mittelfeldspieler von 2008 an in der Regionalliga, bevor er im Juli 2010 zum Drittligisten Babelsberg wechselte, wo er manchmal vor mehr als 20 000 Zuschauern und Fernsehpublikum gegen Traditionsklubs wie Dynamo Dresden oder Kickers Offenbach antritt. Bei Transfermarkt.de wird Kocs Marktwert auf 150 000 Euro taxiert; angeblich soll er rund 3000 Euro pro Monat in Babelsberg verdienen.

Sportlich wäre Koc ein Verlust, „denn er war auf einem aufsteigenden Weg“, erzählt Demuth am Morgen nach der Festnahme. „Sein Vertrag wäre im Sommer ausgelaufen und ich wollte versuchen, mit ihm zu verlängern.“ Auch die Fußballer sind irritiert, was sie da über ihren Kollegen hören. Natürlich waren wir alle betroffen“, sagt der Babelsberger Mannschaftskapitän Marian Unger. „Aber wir sind derzeit absolut auf die Punkte für unseren Klassenerhalt fokussiert. Selbst ein Erdbeben um uns herum könnte uns jetzt wohl nicht wirklich erschüttern.“

Außerdem gelte zunächst einmal die Unschuldsvermutung, „auch für Süleyman Koc“. Zu dem Gerücht, wonach der 21-jährige Mittelfeldspieler in seiner Tasche gar eine Waffe mit in die Mannschaftskabine getragen habe, hat Trainer Demuth auch noch etwas zu sagen: „Das ist an den Haaren herbeigezogen.“

Auch einige andere Tatverdächtigen sind keine Unbekannten – zumindest nicht bei den Fahndern der Berliner Polizei. Unter den sechs Festgenommenen befindet sich unter anderem der bei der Staatsanwaltschaft geführte 19-jährige Intensivtäter Tolgar B., der aus Osteuropa stammt.

Laut Staatsanwaltschaft ist der 19-Jährige seit seiner Kindheit bereits durch Straftaten bei der Polizei bekannt: Taten wie Raub, Körperverletzung und räuberische Erpressung füllen seine Akte. 2008 wurde ein mehrwöchiger Dauerarrest gegen ihn verhängt. 2010 wurde er zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und neun Monaten wegen schwerer räuberischer Erpressung verurteilt.

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