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Ein Rettungswagen im Einsatz. (Symbolfoto)

© dpa

Update

Suizidversuch in Berlin-Prenzlauer Berg: Vater hatte sich schon mal mit Kind auf ein Kinodach abgeseilt

In der Nacht auf Mittwoch sprang ein Mann mit seinem fünfjährigen Sohn aus einer Wohnung im dritten Stock in Prenzlauer Berg. Beide sind schwer verletzt. Zwischenzeitlich wurde die Familie vom Jugendamt betreut - denn es kam schon einmal zu einem ähnlichen Vorfall.

Ein 38-jähriger Mann ist in der Nacht auf Mittwoch mit seinem fünf Jahre alten Sohn auf dem Arm aus einem Wohnungsfenster in der Schönhauser Allee gesprungen. Beide wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Bei dem Mann handelt es sich um den Vater des Kindes. Die Wohnung lag im dritten Stock.

Anwohner der Schönhauser Allee hatten gegen Mitternacht Feuerwehr und Polizei alarmiert, sie hatten die beiden verletzt im Innenhof gefunden. Unter dem Fenster befindet sich ein Vordach, das den Sprung womöglich etwas abgefedert haben könnte. Warum der Mann aus dem Fenster sprang, ist zur Stunde noch unklar. Die Mordkommission der Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Als die Polizei eintraf war auch eine Freundin des Mannes vor Ort, sie erlitt einen Schock und wurde von Einsatzkräften der Feuerwehr betreut. Bei der Frau handelt es sich nicht um die Mutter des Kindes.

Im Februar seilte er sich mit der Tochter vom Kino ab

Am 13. Februar kam es bereits zu einem ähnliches Vorfall. Der damals 37 Jahre alte Israeli hatte sich mit seinem Kind auf das Dach des neben dem Wohnhaus gelegenen Kinos Colosseum abgeseilt. Dies bestätigte eine Sprecherin der Polizei. Zu den Hintergründen und dem genauen Ablauf der damaligen Tat konnte sie keine weiteren Angaben machen. Der Mann konnte damals von den Einsatzkräften überzeugt werden, dass Dach wieder zu verlassen. Verletzt wurde niemand. Der Mann sei danach aber ins Krankenhaus gekommen, die Polizei habe außerdem eine Strafanzeige gegen den Vater gestellt. Er wurde wegen Verstoßes gegen die Fürsorge- und Erziehungspflicht anzeigt. Diese Informationen seien auch dem Jugendamt zugekommen.

Familie wurde zwischenzeitlich von Jugendamt betreut

Das Jugendamt habe anschließend "Maßnahmen zum Schutz für das Kind" eingeleitet, sagt die zuständige Bezirksstadträtin für Jugend, Christine Keil (Die Linke). Das Kind sei in Obhut genommen worden und die Familie sei in enger Absprache mit der Klinik und zuständigen Gesundheitseinrichtungen betreut worden. Der Mann ist alleinerziehend, was mit der Mutter des Kindes sei, konnte sie nicht sagen.

Vater und Kind seien dann in Absprache mit den Behörden nach Israel, das Heimatland des Mannes, ausgereist. Die Zuständigkeit des Jugendamtes endete damit. Weder das Jugendamt noch die Polizei waren demnach darüber informiert, dass die Familie nach Berlin zurückgekehrt war. "Wir haben gerade erst davon erfahren", sagte Keil. Das Jugendamt bemühe sich jetzt, wieder Maßnahmen zum Wohle des Kindes einzuleiten.

Solche Taten sind oft krankheitsbedingt

Warum versucht ein Elternteil, sich und das eigene Kind umzubringen? Dahinter stecke die "Überzeugung, dass das Kind in dieser Welt nicht ohne den eigenen Schutz bestehen kann", sagt Isabella Heuser, Direktorin der Klinik für Psychatrie und Psychotherapie an der Charité. Solche Taten seien oft krankheitsbedingt, meistens stecke eine wahnhafte Depression oder eine Psychose dahinter. Die Frage sei auch, ob sich der Mann überhaupt umbringen wollte. In äußerst seltenen Fällen komme es auch vor, dass Elternteile in Kauf nehmen, dass sogar ihre Kinder geschädigt werden - um ihrem Hilfeschrei Nachdruck zu verleihen.

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