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Rola El-Halabi.

© promo

Lichtenberg: Vor WM-Boxkampf: Vater schoss auf seine Tochter

Familiendrama in der Karlshorster Sporthalle: Am Rande eines internationalen Frauen-Box-Turniers ist am Samstagabend die 26-jährige Profiboxerin Rola El-Halabi von ihrem Stiefvater angeschossen und schwer verletzt worden.

Gegen 23 Uhr war der 44-jährige Hicham El-Halabi in die Kabine der Weltmeisterin gestürmt, zuvor hatte er drei mal auf zwei Sicherheitsleute gefeuert, die ihn stoppen wollten. Alle drei Opfer mussten in der Nacht operiert werden, sie sind außer Lebensgefahr. Der Schütze, der sich in einem Nebenraum der Karlshorster Sporthalle verbarrikadiert hatte, wurde wenig später von einem Spezialkommando der Polizei überwältigt. Gegen den 44-Jährigen wurde am Samstagabend Haftbefehl erlassen. Die 7. Mordkommission ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Waffengesetz.

Die junge Frau wollte in dieser Nacht nach einer einjährigen Wettkampfpause um den Weltmeistergürtel des Verbandes IBF im Leichtgewicht gegen die Bosnierin Irma Balijagic-Adler kämpfen. Die Veranstaltung auf der Trabrennbahn in Karlshorst wurde nach dem Vorfall sofort abgebrochen, 800 Zuschauer mussten die Halle verlassen. Augenzeugen berichteten, dass nach den Schüssen panische Schreie aus den Kabinen zu hören waren. Der Sender Eurosport brach die Live-Übertragung des Abends ab.

Als Motiv für die Bluttat gilt ein seit Monaten schwelender persönlicher Streit zwischen den beiden. Die junge Frau hatte sich Anfang dieses Jahres mit ihrem Stiefvater entzweit, der lange als Manager und Geldgeber fungiert hatte. In einem Interview mit ihrer Heimatzeitung hatte die in Ulm lebende Boxerin gesagt, dass „die Familie zerbrochen ist“. Wie es in der Branche hieß, soll Hicham El-Halabi versucht haben, seine Stieftochter wegen angeblicher Gesundheitsprobleme vom Boxen abzuhalten. Er soll sie regelrecht bedroht haben. Wegen dieser Streitigkeiten hatte die 26-Jährige ein Jahr lang nicht geboxt, vor Wochen soll sie den Kontakt zu ihrem Stiefvater ganz abgebrochen haben. Ein Internet-Box-Portal zitierte sie damals mit den Worten: „Nun ist es Zeit, neue Wege zu gehen und neue Ziele anzuvisieren“.

An diesem Abend stand für 23 Uhr nur noch der Kampf von Rola El-Halabi auf dem Programm. Minuten zuvor stürmte „Roy“ El-Halabi in die Kabine. In Box-Kreisen hieß es, dass die Frau aus Angst vor ihrem Vater drei Sicherheitsleute engagiert hatte. Das Betreuer-Team aus Arzt Mark Dorfmüller, Trainer Jürgen Grabosch und Physiotherapeut Norbert Sekey scheuchte der brüllende Mann dann mit seiner Waffe aus der Kabine. Dem Vernehmen nach schoss der Stiefvater, der sich in der Boxszene „Roy“ nennt, seiner Tochter viermal gezielt in Hand und Beine – offensichtlich, um ihre Karriere zu zerstören. Unklar ist, wie lange die Sportlerin ausfällt und ob sie überhaupt noch boxen kann.

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