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"Der Arm, das Bein" - in der ASB-Notunterkunft lernen die Flüchtlinge Deutsch.

© Björn Kietzmann

Saubere Sache in Mitte: Ein Garten für die Flüchtlinge

Flüchtlinge finden in Berlin nur schwierig eine Wohnung, meint die Sozialarbeiterin Kirstin Frohnapfel. Die ASB-Notunterkunft will den Einstieg in Berlin erleichtern – mit Deutschkursen, Exkursionen und mit etwas Grün.

Am frühen Morgen ist es noch still. Die meisten der 140 hier untergebrachten Flüchtlinge sind noch in ihren Zimmern. Fünf von ihnen plagen sich im Spielzimmer der Notunterkunft aber schon mit Artikeln, Verben und Personalpronomen herum. Gemeinsam mit Christine Pradel, die hier seit März ehrenamtlich als Deutschlehrerin tätig ist, gehen sie die Körperteile des Menschen durch: „Der Arm, das Bein, der Kopf, das Auge, die Hand.“ Pradel spricht vor und schreibt die Begriffe an die Tafel. Dann versuchen es ihre Schüler.

Flüchtlinge aus Iran, Irak, Pakistan, Ägypten, Syrien und den Balkanländern

Die 15-jährige Barah ist besonders fleißig. Seit zwei Monaten ist Barah in der Notunterkunft des Arbeiter-Samariter-Bundes. Gemeinsam mit ihren Eltern und ihren zwei kleinen Brüdern ist sie aus Syrien geflüchtet. Ihr Haus in Damaskus wurde während des Bürgerkrieges zerstört. „Meine Familie konnte dort nicht mehr leben“, erzählt die Mutter auf Arabisch, während ein junger Service-Mitarbeiter übersetzt. „Überall gab es Mord, Tod und Zerstörung – das war kein Leben.“

„Syrische Flüchtlinge sind bei uns eigentlich eine Seltenheit“, sagt der Leiter Steffen Kühn. „Wir haben viele Flüchtlinge aus den ehemaligen GUS-Staaten, den Balkanländern, sowie einen kleinen Anteil aus dem Iran, Irak, Pakistan und Ägypten.“ Überwiegend sind hier Familien untergebracht. Maximal drei Monate sollen die Flüchtlinge in der Notunterkunft bleiben, dann sollten sie eine eigene Wohnung in Berlin finden. Die Realität sieht allerdings anders aus. Wohnungen zu finden ist schwierig bis unmöglich, weiß Sozialarbeiterin Kirstin Frohnapfel. „Privatleute haben leider viele Vorbehalte gegen Flüchtlinge, obwohl das Landesamt für Gesundheit und Soziales die Kosten ja übernehmen würde“, sagt die studierte Politikwissenschaftlerin. Die meisten Flüchtlinge würden nach den drei Monaten schlichtweg in ein anderes Heim gebracht werden.

Flüchtlinge und Helfer gestalten den Garten

Steffen Kühn ist seit sieben Jahren beim ASB und sehr stolz auf die vielen ehrenamtlichen Helfer, die den Flüchtlingen das Leben in der Notunterkunft mit Unterstützung des Engagementzentrums des ASB in Berlin verschönern wollen: „Wir haben hier die Erfahrung gemacht, dass gleich zu Anfang schon die ersten Privatpersonen vor der Tür standen und uns Hilfe angeboten haben. Ob Kleidungsspenden, Sachspenden oder Hilfe bei der Organisation von Festen, vom Deutschunterricht oder Exkursionen, die mit den Flüchtlingen unternommen werden sollen – dafür sind wir sehr dankbar.“ Viel Unterstützung erfährt die Notunterkunft vom Verein „Moabit hilft“, eine Gruppe von Nachbarn, die sich gleich nach der Öffnung der Errichtung der Notunterkunft zusammengefunden hat und Spendenaktionen für die Flüchtlinge organisierte.

Die Flüchtlingskinder dürfen auf dem pädagogisch betreuten Otto-Spielplatz des „Moabiter Ratschlag e.V.“ spielen, es gibt eine tägliche Kinderbetreuung und jeden Samstag wird eine „Malstunde“ für Kinder und Jugendliche veranstaltet. Ab September nimmt die Notunterkunft an dem vom Berliner Rat für die Künste und dem Flüchtlingsrat Berlin organisierten Kunstprojekt „Berlin Mondiale“ teil. „Unser Partner sind die Kunst-Werke Berlin in Mitte“, sagt Frohnapfel. „Gemeinsam machen wir verschiedene Workshops zum Thema Sinneswahrnehmung mit den Flüchtlingen.“ Die Ergebnisse sollen ausgestellt werden. Außerdem sind Erste-Hilfe-Kurse für die Flüchtlinge geplant.

Am Aktionstag wird der Garten der Notunterkunft gemeinsam mit Mitarbeitern, Flüchtlingen und Freiwilligen gestaltet. „Momentan ist alles etwas zugewachsen“, sagt Kühn. „Deshalb wollen wir das Grün etwas stutzen, Blumen einpflanzen, Unkraut jäten und damit einen schönen Platz für die Bewohner schaffen.“ Kühn würde für die Kinder gerne einen Sandkasten, kleinere Spielgeräte und einige Sitzbänke für die Erwachsenen anschaffen. „Wir sind in der Hinsicht natürlich auf Spenden angewiesen“, sagt Sozialarbeiterin Frohnapfel. „Das Gartenstück ist relativ groß, deswegen sind wir auch dankbar für viele fleißige Hände, die am Aktionstag mit uns zusammen anpacken.“

Die Gartenarbeit beginnt am 12. September um 10 Uhr.

Ort: Alt Moabit 82b in Tiergarten. Freiwillige werden gebeten, Gartenwerkzeug mitzubringen. Anmeldung: notunterkunft@asb-berlin.de

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