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Treptow: Röntgen-Sekundarschule eröffnet neu

Wo früher NVA-Panzer an der Mauer rollten, eröffnet jetzt die neue Röntgen-Sekundarschule.

Bunt strahlt das Fenstermosaik: „Junge Pioniere helfen überall mit“ steht dort in großen Lettern. Das ist aber so ziemlich das Einzige, was in der neuen Röntgen-Sekundarschule an der Treptower Wildenbruchstraße 53 noch an alte DDR-Zeiten erinnert. Rund 4,5 Millionen Euro hat die Sanierung gekostet. Am gestrigen Sonntag vor Schulbeginn ging das Architektenteam um Rolf Backmann noch mal zur Ortsbesichtigung. Wo gestern noch deren Digitalkameras zur Erinnerung klickten, inspizieren am Montag schon die rund 330 neuen Schüler ihr Domizil – darunter nun rund 65 Kinder mit Hauptschulempfehlungen.

„Vier Jahre haben wir am Haus gearbeitet, unser Baby“, sagt Architektin Andrea Berghoff: Der Lichthof wirkt mediterran, das Rauchschutzglas schick. Die Küche ist neu, Freizeitraum, Lehrküche, Cafeteria, Computerraum, Werkraum, alles riecht frisch. Techniker Christian Nitschke zieht die Schutzfolie von der Notrufanlage. Nur ein Fangnetz im hohen Treppenhaus wünscht man sich noch. „Die Schüler sind auch stolz, weil das alles für sie gemacht wurde“, sagt der neue Schulleiter der integrierten Röntgen-Sekundarschule, Detlef Pawollek.

Hier wachsen die Röntgen-Realschule und Kurt-Löwenstein-Hauptschule aus Neukölln zusammen. So werden je 23 Schüler in vier 7. Klassen eingeschult, je zur Hälfte mit Haupt- und Realschulempfehlung. Ein paar Plätze sind für Gymnasiasten reserviert, die das Probehalbjahr nicht schaffen. Zwei Lehrer unterrichten in der 7. Klasse gemeinsam – Hauptschulpädagogen sind Offenheit mehr gewöhnt als Realschullehrer, die zuvor in der Regel die Tür allein hinter sich zumachten.

Auch die einzige 8. Klasse der Löwenstein-Hauptschule zieht an die neue Sekundarschule. 45 Lehrer beider Schultypen sollen bei Gesprächen im Klassenzimmer und bei Konferenzen bisherige Vorbehalte aus der Welt schaffen. Realschullehrer fürchten, dass Hauptschüler ihre Jugendlichen leistungsmäßig runterziehen und auf dumme Gedanken bringen können. Pawolleks altes Hauptschulkollegium will das Gegenteil beweisen und hofft, das Stigma der Restschule nun von seinem Klientel abzuwenden. In der Löwenstein-Filiale lernen vorerst weiter 120 Hauptschüler unter sich.

Die Sekundarschüler stammen zu 93 Prozent aus Migrantenfamilien, in denen oft vorgelebt wird, dass der Vater das Geld statt mit Arbeit mit Gängen zum Amt verdient. Auch dank der Partnerschaft mit der Deutschen Bahn sollen die Kinder motiviert werden, Gleisbauer zu werden; Fußbodenleger, Dachdecker oder Installateur. Für die Mädchen eröffnen sich Chancen in Pflegeberufen. Die Gesellschaft müsse mitziehen, appelliert Pawollek.

Wenn die Schüler heute im Cabuwazi-Zelt begrüßt werden, wissen viele noch nicht, dass der Boden des alten NVA-Schulgeländes früher für Panzer verstärkt war, und dass in dem Pfosten links außen an der Schule die Platten der Mauer eingehängt waren.

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