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© Heinrich von der Becke

Kongresszentrum: Soll das ICC abgerissen werden?

Vor 30 Jahren wurde das ICC eröffnet. Der Bau kostete eine Milliarde D-Mark. Er feierte Erfolge, ist aber teuer im Unterhalt Nun ist die Diskussion neu eröffnet: Soll das Internationale Congress Centrum abgerissen werden? Diskutieren Sie mit!

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Im Heimatmuseum Charlottenburg-Wilmersdorf ist seit zwei Wochen eine Ausstellung zu sehen: 30 Jahre ICC, mit Fotos, Plänen und einem Film. Das Internationale Congress Centrum mit seiner spektakulären Aluminiumfassade und 80 Sälen, in denen 20 300 Menschen Platz finden, sollte ursprünglich 70 Millionen Euro kosten. Es wurden dann knapp 500 Millionen Euro. Ein typisches Beispiel für die Art und Weise, wie im alten, vom Bund subventionierten West-Berlin mit öffentlichem Geld umgegangen wurde.

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Tagungsort. Firmen und Verbände laden zu Versammlungen – und auch Klubs wie Hertha BSC.

© dpa

Andererseits ist das 320 Meter lange „Raumschiff“ zwischen Messedamm und Stadtautobahn, entworfen von den Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte, ein großartiges Erfolgsmodell. Im größten Kongressgebäude Europas haben bis heute über 15 000 Kongresse mit mehr als sechs Millionen Teilnehmern stattgefunden, die jährlich etwa 100 Millionen Euro zusätzliche Kaufkraft in die Stadt bringen. Bälle und Konzerte finden im ICC statt, die Auslastungsquote liegt bei über 70 Prozent. Der Kongressbau wurde mit mehreren internationalen Auszeichnungen geehrt. Zurzeit verhandeln die ICC-Manager mit Kongressveranstaltern in aller Welt über Buchungen bis zum Jahr 2019.

Das Problem des ICC sind die hohen Energiekosten, die veraltete technische Ausrüstung, eine ungünstige Innenarchitektur mit unendlich langen Fluren und die Belastung mit Asbest und anderen gesundheitsschädlichen Baustoffen. Deshalb bemühte sich schon die CDU/SPD-Koalition mit Eberhard Diepgen (CDU) an der Spitze um eine Privatisierung des ICC, denn die landeseigene Messe GmbH wollte die enorm hohen Betriebskosten nicht übernehmen, die bis dahin aus dem Landeshaushalt bezahlt wurden. Im November 2000 fasste der Senat einen entsprechenden Beschluss, fand aber keinen Investor. Das hatte Konsequenzen.

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Drehort. Viele Filme wurden hier gedreht, auch Musikvideos – etwa von Rosenstolz.

© ddp

Im Januar 2001 brachten Wirtschaftspolitiker von CDU und SPD eine neue Variante ins Spiel: Das ICC solle abgerissen und durch ein neues Kongresszentrum ersetzt werden. Die Messegesellschaft trieb diese Pläne weiter voran, stets unterstützt von der Wirtschaftsverwaltung des Senats. Ende 2005 stand der rot-rote Senat kurz davor, den Abriss zu beschließen, wurde aber durch eine breite Gegenbewegung von Denkmalschützern, Architektenverbänden und vielen Bürgern – vor allem im Westen der Stadt – gestoppt, die das ICC als Berliner Wahrzeichen erhalten wollten. Der Widerstand reichte weit in die SPD und CDU hinein, aber auch bei den Grünen gibt es ICC-Bewahrer. Die Linke war immer für den Abriss und deren Politiker wiesen gelegentlich darauf hin, dass ja auch der Palast der Republik geschleift worden sei. Die FDP will das ICC privatisieren. Das Ergebnis einer komplizierten Diskussion und zahlreicher Gutachten war der Senatsbeschluss vom Mai 2008 für eine Sanierung des ICC bei laufendem Betrieb mit damals geschätzten Kosten von 182 Millionen Euro. Abriss und Neubau wurden abgelehnt, weil sie mehr Geld gekostet hätten. Glaubte der Senat. Jetzt geht Finanzsenator Ulrich Nußbaum davon aus, dass die Sanierung bis zu 300 Millionen Euro kosten könnte, und schließt einen Abriss, wie auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nicht mehr aus. Die Diskussion ist neu eröffnet.

Bis 4. November: „Sonderausstellung 30 Jahre ICC“. Museum Charlottenburg; Schlossstraße 69. Sonntags geöffnet von 11 bis 17 Uhr (Di-Fr 10-17 Uhr)

Vor 30 Jahren wurde das ICC eröffnet. Der Bau kostete eine Milliarde D-Mark. Er feierte Erfolge, ist aber teuer im Unterhalt Nun ist die Diskussion neu eröffnet: Soll das Internationale Congress Centrum abgerissen werden? Diskutieren Sie mit! Schreiben Sie einen Kommentar unter diesen Artikel!

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