zum Hauptinhalt
Der Park auf dem Ex-Flughafen verleiht Flügel.

© dpa

Tempelhofer Feld: Ab Herbst werden die Bagger rollen

Auf dem Tempelhofer Feld beginnt die letzte Saison ohne Bauarbeiten. Spätestens im Herbst rollen die Bagger, um das Regenwasserbecken auszuheben. Die Verantwortlichen versprechen, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten.

Die „Tempelhofer Freiheit“ feiert ein letztes Mal Saisonbeginn. Vor drei Jahren wurde der ehemalige Flughafen den Berlinern zum Geschenk gemacht, ein riesiger Freiraum mit weitem Horizont und scheinbar unendlichen Nutzungsoptionen. Die Begeisterung der Besucher hat bis heute nicht nachgelassen. Doch nun beginnt die Parkgestaltung. Spätestens im Herbst werden die Bagger anrollen, um die Baugrube für das Regenwasserbecken auszuheben. Auch die Erweiterung des Friedhofs am Columbiadamm und der erste Bauabschnitt des Nord-Süd-Radwegs soll in den kommenden Jahren realisiert werden. Dann wird die „Tempelhofer Freiheit“ erstmals eingeschränkt. Bis 2016 können die Planer 15 Millionen Euro ausgeben, das Gesamtbudget für den Park liegt bei 61 Millionen Euro.

„Die Fachleute bei Grün Berlin arbeiten gerade an einem Plan für die Bauarbeiten und die Logistik“, sagt Martin Pallgen von der Tempelhof Projekt GmbH. Die Bauvorhaben betreffen zunächst eine relativ kleine Fläche von rund vier Hektar – bei einer Gesamtfläche von 300 Hektar falle das kaum ins Gewicht. „Das Ziel ist, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten.“ Die Bebauungsgegner wollen am 26. Mai erneut gegen die Umgestaltung der Parkfläche demonstrieren. Wenn das Abgeordnetenhaus die Vorstellungen der Gegner ablehnt, beginnt im Herbst auch ein Volksbegehren gegen die Parkpläne und die Bebauung der Randflächen.

Am Sonntag wollen sich die Pionierprojekte präsentieren, die Allmende-Gärtner, Shaolin-Kampfsportler, Minigolfer, Arche-Noah-Bauer und das „Theater der Welten“. 22 Projekte sind derzeit auf dem Feld aktiv. Die Bauarbeiten würden mit den Feld-Pionieren nicht kollidieren, sagte Pallgen, das habe man schon bei der Raumplanung berücksichtigt. Die Projekte sind für den Senat Gewährsträger der viel beschworenen Mitbestimmung. Die Pioniere sollen dauerhaftes Bleiberecht im künftigen Park erhalten. Wenn die Randzonen bebaut werden, müssten sie allenfalls umziehen.

Das Freiheitsgefühl auf dem Feld entlädt sich gelegentlich auch in rücksichtsloser Raserei. Dazu verlocken die breiten Startbahnen. Es gibt weder Geschwindigkeitsbegrenzungen noch Vorfahrtsregeln. Anfang Mai starb ein Mountainbikefahrer nach der Kollision mit einem Fußgänger. Vor einem Jahr wurde ein Kind verletzt, das unvermittelt vor einen Radfahrer gelaufen war. Übers Jahr betrachtet, seien die „Unfallzahlen extrem niedrig“, sagt Pallgen. Der Tod des Radfahrers haben zu Diskussionen bei den Parkverantwortlichen geführt, aber bisher nicht zu einer konkreten Absicht, die liberale Parkordnung zu verschärfen.

Auf dem großen Gelände sind ständig mehrere Sicherheitsleute unterwegs, um Besucher bei Bedarf zur Ordnung zu rufen. Vor allem überwachen sie aber den Füllstand der Mülleimer und die Brutzonen der Feldlerche. Die Wiesenfläche zwischen den Landebahnen ist im Frühjahr für Besucher tabu. Der Park genießt bislang einen exzellenten Ruf. Die Ängste vor der Öffnung des Flughafenzaunes, Vandalismus, Kriminalität, Drogen und wildes Campen würden sich schnell ausbreiten, haben sich nicht bestätigt.

Der Park ist täglich zwischen Sonnenaufgang und -untergang geöffnet, also im Mai zwischen 6 Uhr und 21.30 Uhr. An Wochenenden kommen derzeit rund 50 000 Besucher. Die Parkplanung des Senats wurde im vergangenen Sommer – auch als Reaktion auf Proteste – erheblich reduziert. Für den 60 Meter hohen Felsen mit Humboldt-Statue im siegreichen Entwurf des Büros Gross Max gibt es kaum noch Hoffnung. Gebaut wird zunächst, was Betriebskosten spart (Regenbecken) und auch sonst sinnvoll erscheint (Nord-Süd-Radweg).

Ein aktuelles Projekt ist inzwischen wieder gestrichen worden: das "Schaufenster Elektromobilität" sollte mit einem Infopavillon und Elektroautos zum Ausprobieren auf dem Areal südlich des Flughafengebäudes entstehen - als temporäre Nutzung. Doch die Finanzierung kam nicht zustande.

Die Erschließung der vier großen Baufelder am Rand ist ab 2015 vorgesehen – mit der Landesbibliothek als erstem großen Neubau. Etwa 2016 könnte die Brücke von der Oberlandstraße zum Feld entstehen, als südliche Erschließung. Dort ist auch ein weiterer S-Bahnhof geplant. In einer zweiten Phase von 2019 bis 2022 würden eine Schule an der Oderstraße in Neukölln und erste Wohngebäude errichtet. Am Tempelhofer Damm ist ein Stadtplatz vorgesehen, als Entrée für das Bildungsquartier.

Oder es wird gar nichts gebaut, sollten sich die Gegner durchsetzen. Am Sonntag wird auf jeden Fall das Eröffnungsjubiläum gefeiert. Die Pionierprojekte bieten viele Mitmachaktionen an. Um 16 Uhr gibt es eine Radtour zu allen Projekten.

Zur Startseite