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Tödliche U-Bahn-Hetzjagd: Revision im Fall Giuseppe Marcone

Im Prozess um die U-Bahn-Hetzjagd geht die Staatsanwaltschaft in Revision. Das Urteil von zwei Jahren Haft auf Bewährung für den Haupttäter sei nicht angemessen. Der Fall geht nun vor den Bundesgerichtshof.

Einen Tag nach den Bewährungsstrafen im Prozess um den Tod des 23-jährigen Giuseppe Marcone, der auf der Flucht vor zwei U-Bahn-Schlägern vor ein Auto gelaufen war, hat die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt. Das Strafmaß sei aus Sicht der Behörde „bei weitem nicht tat- und schuldangemessen“, sagte Sprecher Martin Steltner am Freitag. Das Berliner Landgericht hatte gegen den 21-jährigen Haupttäter zwei Jahre Haft auf Bewährung wegen Körperverletzung mit Todesfolge verhängt. Die Richter blieben damit weit unter dem Antrag des Staatsanwalts, der auf viereinhalb Jahre Gefängnis plädiert hatte. Der Fall geht nun vor den Bundesgerichtshof (BGH).

Das Urteil für den 21-jährigen Ali T., der mit der Entscheidung nach sechs Monaten Untersuchungshaft freigekommen war, sorgte für Kontroversen. Die Richter hatten von einer „Verkettung unglücklichster Umstände“ gesprochen und waren von einem aus juristischer Sicht minderschweren Fall ausgegangen. Sie sahen eine Kurzschlussreaktion des Opfers. Giuseppe Marcone sei bei der Flucht „Hals über Kopf“ auf den Kaiserdamm gelaufen. Er habe nicht auf die Straße geachtet, „weil er wusste, dass er verfolgt wird“. Anders als die Staatsanwaltschaft gingen sie nicht von Panik oder Todesangst aus. Im Plädoyer des Anklägers hieß es dagegen: „Ali T. jagte Giuseppe Marcone vor das Auto.“ Der 22-jährige Mitangeklagte, der sich nicht an der Verfolgung beteiligt hatte, wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu vier Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte ein Jahr auf Bewährung verlangt.

Giuseppe Marcone war am 17. September 2011 gemeinsam mit einem Freund auf dem Heimweg, als sie auf dem U-Bahnhof Kaiserdamm von Ali T. und dessen Begleiter Baris B. aggressiv angesprochen wurden. Die angetrunkenen T. und B. verlangten erst Zigaretten und schlugen dann zu. Nachdem sich die Opfer durch je einen Schlag gewehrt hatten, ergriffen sie die Flucht. Marcone lief auf dem mehrspurigen Kaiserdamm vor ein Auto. Er wurde tödlich verletzt. Über Wochen wurden an der Unfallstelle Blumen niedergelegt.

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