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Berlin: Unter Äskulaps Augen

Wo die Volkskammer tagte, treffen sich wieder Ärzte

Das Haus Luisenstraße 58/59 gegenüber der Charité wird heute wieder seiner ursprünglichen Bestimmung übergeben. Der aus der späten Kaiserzeit stammende Bau war das Vereinshaus der Berliner Medizinischen Gesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie – wurde aber von 1950 bis 1976 als Sitz der DDR-Volkskammer genutzt und danach von der Akademie der Künste. Der Name „Langenbeck-Virchow-Haus“ erinnert an die zwei berühmten Ärzte Bernhard von Langenbeck (1810–1887) und Rudolf Virchow (1821–1902), deren Büsten auch wieder die restaurierte Fassade schmücken. Vor zwei Jahren war das Haus an die Berliner Medizinische Gesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie zurückgegeben worden.

„Da es sich um ein wertvolles Gebäude mit weitgehend im Original erhaltenem Interieur handelt, erfolgten Sanierung und Restaurierung nach den strengen Auflagen des Denkmalschutzes“, sagt Projektleiter Stephan Herzberg von der IKB Immobilien Management in Düsseldorf, die die Sanierung durchgeführt hat. Finanziert wurden die 9,5 Millionen teuren Arbeiten zu gleichen Teilen von der Medizingerätefirma B. Braun Aeskulap in Melsungen/Tuttlingen und den beiden Medizin-Gesellschaften. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte spezielle Restaurierungsmaßnahmen, etwa die Instandsetzung der originalen Deckenkonstruktion oder die Restaurierung der Ausmalungen im Großen Saal. Dieser ist das Herzstück des Gebäudes. Mit seinen 500 Sitzplätzen war er auch der Tagungsraum der Volkskammer – zuvor aber trafen sich hier Ärzte unter 14 Deckenbildern mit Szenen aus der frühen Geschichte der Medizin. Zu sehen sind der griechische Gott Äskulap und seine Helfer, wie sie Kranke, Verwundete und Sterbende pflegen.

Der Saal ist wie ein antikes Amphitheater gestaltet. „Äußerlich haben wir hier wenig verändern müssen. Die in der Volkskammer-Zeit eingerichtete halbrunde Rückwand mit einem Vorhang wurde wieder ausgebaut. Die Sitze der Abgeordneten aber mussten nur aufgearbeitet werden“, erläutert der Architekt Jürgen Pabst.

Das Medizinunternehmen Braun Aeskulap wird im neu gestalteten Dachgeschoss Chirurgen in der Handhabung neuester Operationstechnik schulen. Darüber hinaus soll das Haus eine Begegnungsstätte von Medizinern aus aller Welt werden.

Helmut Caspar

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