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Brandenburg: BND holt Wegesin

Ex-Verfassungsschutzchef Projektleiter in Berlin

Potsdam - Der einstige Chef des brandenburgischen Verfassungsschutzes, Heiner Wegesin, macht Karriere: Er hat ein Jahr nach seinem unfreiwilligen Abschied vom märkischen Geheimdienst eine Stelle beim Bundesnachrichtendienst (BND) angetreten. Nach Tagesspiegel-Informationen leitet Wegesin beim BND ein großes Computer- und Softwareprojekt in der Außenstelle Berlin. Vom BND in Pullach war gestern zunächst keine Stellungnahme zu erhalten, man wolle das weder kommentieren noch dementieren.

Wegesin war Ende 2004 überraschend von Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) in den Ruhestand geschickt worden. Aus dem Innenministerium hieß es damals, Wegesin habe die islamistische Gefahr unterschätzt und sei für das Scheitern eines Datenverarbeitungsprojektes verantwortlich. Seine Entlassung war von Innenstaatssekretär Eike Lancelle betrieben worden.

Gestern hingegen hörte man aus Landesverfassungsschutz und Innenministerium, der neue Job sei für Wegesin ein Aufstieg in eine andere Liga – von der Regional- in die Bundesliga. Es sei bezeichnend für Brandenburg, dass man ihn hier rauswerfe, während der BND offensichtlich viel von ihm halte. Der ausgewiesene Islam-Kenner hatte sich in Brandenburg intern heftig gegen die Bestrebungen der Spitze des Innenministeriums gewehrt, den Islamismus in Brandenburg stärker zum Thema zu machen. Dem Tagesspiegel hatte Wegesin nach seinem Ausscheiden aus dem Verfassungsschutz im Interview gesagt: „Ich frage mich, welcher sicherheitspolitische Kurs nun gesteuert werden soll.“ Eine „große islamistische Gefahr“ sei in Brandenburg zurzeit nicht erkennbar.

Vor seiner Zeit in Brandenburg war Wegesin Mitarbeiter in der Geheimdienstabteilung des Bundeskanzleramtes. Sein damaliger Chef Ernst Uhrlau ist heute Präsident des Bundesnachrichtendienstes.

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