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© Illustration: Tony S. Daniel/Panini

Heldencomics: Der Kampf um die Kutte

Von den Toten auferstanden: Die Nachfolge des kürzlich zu Grabe getragenen Batman ist geklärt - in einer Geschichte voller Plotlöcher und bar jeder Originalität.

Batmans Tod war seltsam unspektakulär: Eben noch nietete der Dunkle Ritter – ganz gegen seine Gewohnheiten – den Oberschurken Darkseid um, da wurde er von dem Sterbenden in den Rücken geschossen. Das war’s! Sein Nachfolger wird – wie immer, möchte man fast sagen – Batmans Mündel Dick Grayson, der erste Robin.

Wenn in ferner Zukunft mal die Geschichte der Superhelden literaturwissenschaftlich untersucht wird, dann könnte Batmans Tod als Beispiel dafür stehen, wie es nicht geht. Zunächst mal starb Batman nicht in einer seiner eigenen Serien, sondern im Megacrossover „Final Crisis“. Dann kam sein Ableben im März 2009 zu einem Zeitpunkt, als das allgemeine Interesse noch auf dem Batman-Film „Dark Knight“ und nicht auf die Comicserien fokussiert war. Die Marketing-Strategie des Verlages, mit dem Tod eines ihrer Haupthelden satte Auflagengewinne zu kreieren, war von Anfang an zu durchschauen, entsprechend gering war das Echo in den Medien.

Und dann ist „Batman tot“ keineswegs ein Konzept, dass vor Innovation nur so brummt. In „Detective Comics“ #347 (Januar 1966) etwa durchbrach Comic-Autor Gardner Fox die Wand zum Leser und erklärte, wie er in der gerade geschriebenen Story Batman hätte sterben lassen. Der Batman von Erde 2, jener Parallelwelt, in der es bereits seit dem Zweiten Weltkrieg Superhelden gegeben hatte, wurde 1979 schnöde in eine Marmorgruft entsorgt. Und während zur Jahreswende 1977/78 Marshall Rogers und Steve Englehart in „Detective Comics“ die besten „Batman“-Geschichten aller Zeiten schufen, quälte sich in den regulären „Batman“-Ausgaben eine Gruppe zu Recht vergessener Autoren und Zeichner durch die Geschichte „Wo warst du in der Nacht als Batman starb?“

Auch dass Dick Grayson der neue Batman wird, ist eine nicht ganz neue Idee. „World‘s Finest Comics“ #184 (Mai 1969) erzählt die Geschichte von „Robins Rache“. Und die bisher längste und verwickelteste Batman-Story, die sich vom Oktober 1992 bis Februar 1995 durch alle Hefte ziehende Geschichte „Knightfall/Knightquest/KnightsEnd“ endete damit, dass der „Verlorene Sohn“ den Mantel des Meisters übernahm.

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Alles auf Anfang. Der jetzt auf Deutsch erschienene Abschlussband der Reihe, in der Batmans Nachfolger gefunden wird.

© Illustration: Panini

Selbst der neue Robin – Batmans erst vor einigen Monaten eingeführter Sohn Damian – ist keine große Überraschung. Genau diese Entwicklung ist absehbar gewesen. Robin II, der Hitzkopf Jason Todd, übrigens ist für viele Jahre tot gewesen und kurz vor der „Final Crisis“ als Bösewicht Red Hood zurückgekommen. Robin III, Bruce Waynes Adoptivsohn Tim Drake, hat sich von der Bat-Familie getrennt und jettet als Red Robin rund um die Welt.

Während der Tod von Superman im Jahr 1993 noch Millionenauflagen brachten und die Ermordung von Captain America es vor drei Jahren in den USA sogar bis in die Fernsehnachrichten schaffte, schien sich um Batmans Tod kein Mensch zu kümmern.

Nicht ganz zu Unrecht, wie man jetzt sieht. „Battle For The Cowl“ (etwa „Kampf um die Kutte“), die Fortsetzung zu Batmans Tod, in der sich seine potenziellen Nachfolger um Maske und Cape des Dunklen Ritters streiten, ist eine erzählerische Katastrophe voller Plotlöcher und viel zu lang (auf Deutsch in den Heften 37 bis 39 und der Batman Monster Edition 4). Und der schottische Autor Grant Morrison, der schon für Batmans schnödes Ableben in der „Final Crisis“ verantwortlich zeichnete, hat in seiner neuen Serie „Batman & Robin“ (auf Deutsch ab April bei Panini) auch keine Idee, die nicht Heerscharen von Vorgängern auch schon hatte. Da sehnt man sich als Leser nach den nur unregelmäßig erscheinenden „Batman“-Heften des Comic-Innovators Frank Miller zurück. Der hatte zwar auch eine total durchgeknallte Story erzählt, war dabei aber wenigstens originell.

Übrigens ist wohl kein Superheld so schnell von den Toten zurückgekehrt, wie der Fledermausmann; Captain America blieb immerhin drei Jahre tot. Seit März läuft in den US-Heften der Prolog zu der Geschichte „Return Of Bruce Wayne“.

Die Batman-Geschichten erscheinen auf Deutsch bei Panini. Mehr unter
diesem Link.

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