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Punkt für Punkt: So stimmte die Jury über die Top-10-Titel ab - zur Komplettansicht bitte auf die Lupe klicken. Die Shortlist setzte sich aus den persönlichen Favoriten der Jurymitglieder zusammen.

© Fabian Bartel

Die Tagesspiegel-Jury hat entschieden: Die besten Comics des Jahres

Eine vom Tagesspiegel zusammengestellte Jury aus Fachjournalisten hat die besten Comics 2014 gewählt. Zwei von der Kritik viel gelobte biografische Erzählungen liegen vorn - und es gibt einige Überraschungssieger.

Viele Comicleser schätzen die Zeichnerin Barbara Yelin schon länger dafür, wie sie mit ihrem vielschichtigen Stil Stimmungen und Gefühle vermittelt. Mit der Graphic Novel „Irmina“, dem Porträt einer jungen Frau in der NS-Zeit, hat die in München lebende Künstlerin sich jetzt auch als Autorin langer Erzählungen etabliert – und die vom Tagesspiegel zusammengestellte Jury überzeugt: „Irmina“ ist für sie der beste Comic des Jahres 2014. „So kann und soll Comic gehen: Eine wichtige und zu Herzen gehende Geschichte nach einer wahren Begebenheit der Großmutter von Barbara Yelin wird in unprätentiösen Zeichnungen erzählt, bei denen jeder Strich sitzt“, urteilt Juror Volker Hamann, Chefredakteur der Zeitschrift „Reddition“ und des „Comic Report“.

Augen zu und durch: Eine Seite aus "Irmina"
Augen zu und durch: Eine Seite aus "Irmina"

© Yelin/Reprodukt

Knapp dahinter auf Platz zwei: „Kinderland“, die im Ost-Berlin des Jahres 1989 angesiedelte autobiografisch inspirierte Erzählung des Berliner Comicautors Mawil, der auch für den Tagesspiegel zeichnet. „Ein Werk, das nicht nur zeichnerisch eine berauschende Leichtigkeit beibehält“, lobt Jurymitglied Martin Jurgeit, Chefredakteur der Fachzeitschrift „Comix“ und „Buchreport“-Autor.

Wo die Grenzen zwischen Traum und Realität zerfließen: Eine Seite aus "Sin Titulo".
Wo die Grenzen zwischen Traum und Realität zerfließen: Eine Seite aus "Sin Titulo".

© Panini

Fünf Favoriten hatte jedes Jurymitglied in die Vorauswahl gebracht, bewertet mit Punkten von eins bis fünf. Jeder Titel mit mindestens fünf Punkten schaffte es in die Endauswahl, die dann abschließend bewertet wurde – siehe Tabelle unten.

Auf Platz drei landete ein Import: „Come Prima“, eine ebenfalls von der eigenen Familiengeschichte inspirierte Erzählung des französischen Zeichners Alfred, die die schwierige Beziehung zweier Brüder zueinander sowie zu ihrer italienischen Heimat thematisiert. „Einfühlsam, mitunter schmerzlich und mit einem wunderbar beiläufigen Humor versehen“, urteilt Jurymitglied Frauke Pfeiffer, Redakteurin der Website „Comicgate“.

Über Zeichentische gebeugte Männer und ihre kuriosen Ideen: Eine Seite aus "Vom Glanz der alten Tage".
Über Zeichentische gebeugte Männer und ihre kuriosen Ideen: Eine Seite aus "Vom Glanz der alten Tage".

© Edition 52

Platz vier belegt ein Comic, der zuerst im Internet veröffentlicht wurde: „Sin Titulo“ des in Berlin lebenden Kanadiers Cameron Stewart. „Ein surrealer Thriller, irgendwo zwischen David Lynch und P. K. Dick, subjektiv, zerstückelt, gespenstisch und wahnsinnig traurig“, sagt Jurymitglied Lutz Göllner vom Stadtmagazin „Zitty“.

Auf Platz fünf kam die biografische Erzählung „Schattenspringer“. In dem Buch verarbeitet die Berliner  Comicautorin Daniela Schreiter ihr Leben mit dem Asperger-Syndrom, einer Form des Autismus. „Das in Form eines Tagebuchs gezeichnete Werk „macht sowohl betroffen und traurig, aber es ist ebenso höchst amüsant und unterhaltsam“, urteilt Matthias Hofmann, Chefredakteur der Zeitschrift „Alfonz – Der Comicreporter“.

Auf Platz sechs landete die Mangareihe „Die Stadt, in der es mich nicht gibt“. Jurymitglied Anne Delseit, Redakteurin der Fachzeitschrift „Animania“, lobte die Reihe als „packenden und emotionalen Zeitreisethriller“.

Auf dem siebten Platz landete der Kanadier Seth mit der Episodenerzählung „Vom Glanz der alten Tage“. Darin bleibt er „seiner sehnsuchtsvollen Nostalgie treu, gleichzeitig breitet er vor seinen Lesern das Vexierbild eines Paralleluniversums aus, das schöner und gerechter als unsere Welt ist“, urteilt Lutz Göllner.

Auf Platz acht landete „Gung Ho“ von von Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg. „Angesichts dieser gut erzählten Geschichte um eine Gruppe Jugendlicher in endzeitlicher Zukunft und des herausragenden Artworks kann man hierzulande stolz auf seine Comic-Künstler sein“, urteilt Juror Volker Hamann.

Platz neun belegt die Horrorserie „Rachel Rising“ von Terry Moore. „Ein Comic über Freundschaft im Gewand einer Horrorerzählung, düster, spannend und sympathisch“, findet Stefan Pannor, Blogger und Autor für „Spiegel Online“.

Auf dem zehnten Platz: „Making Friends in Bangalore“, das Indien-Reisetagebuch des Berliner Zeichners Sebastian Lörscher. „Der Witz, mit dem Lörscher die indische Gesellschaft über einzelne Persönlichkeiten porträtiert, wird aufs Schönste ergänzt durch die Originalität seiner frei auf den Seiten arrangierten knallbunten Zeichnungen“, urteilt Juror Andreas Platthaus, stellvertretender Feuilletonchef der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Die Bewertungen von Tagesspiegel-Redakteur Lars von Törne finden Sie hier. Die Comic-Favoriten 2014 unserer Leser finden Sie unter diesem Link.

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